Edmond und Jules de Goncourt Zitate
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Es gibt plumpe und schwerfällige Staatsmänner mit viereckigen Schuhen, bäuerischen Manieren, eine pockennarbige grobe Rasse, die man Percherons (Pferdezüchter) der Politik nennen möchte.

Blut ist immer noch die beste Tinte, seinen Namen der Menschheit ins Gedächtnis zu schreiben.

Alle Dichter, die ich gesehen habe, sind so häßlich, daß mir Dichtkunst wie eine Reaktion auf die persönliche Häßlichkeit vorkommt.

Die Zivilehe ist eine Zeremonie, in der das Gesetz nur das Herz des Gesetzbuches sprechen läßt.

Welch ein Drama ist das Feuer – und welch freundliche und tragische Gottheit. Es ist Wärme, Licht und lodernder Brand. Unter den Elementen ist es die Liebe, es erwärmt, erleuchtet und verzehrt.

Es ist die Qual des denkenden Menschen, nach dem Schönen zu streben, ohne jemals ein festes und bestimmtes Bewußtsein des absoluten Schönen zu haben.

Der Zauber der Bücher Michelets liegt darin, daß sie den Eindruck handschriftlicher Bücher machen. Sie haben nicht die Banalität, die Unpersönlichkeit des Gedruckten: sie sind gleichsam Gedankenautogramme.

Eine Religion ohne Metaphysik – das läßt mich an eine Annonce denken, die ich in den letzten Jahren in den großen Zeitungen las: Wein ohne Trauben.

Wenn der Unglaube zu einem Glauben wird, dann wird er weniger vernünftig als eine Religion.

Gestern nacht hörte ich in meinem Bett das Pendel der Hoteluhr und am Horizont das mit der Flut steigende Meer. Es kam mir vor, als vernähme ich zugleich den Puls der Zeit und den Atem der Ewigkeit.
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In der Menschheit gibt es […] Leute, die nach dem Gros fabriziert werden, die Sinne nur halb, und ein Viertelgewissen.

Auf dem Elend wachsen die bittern trostlosen Seelen nicht. Es zerbricht die Schnellkraft; es erschöpft den Kummer; anstatt zur Rebellion zu reizen, zähmt es.

Bis zum zwanzigsten Jahre bleibt das Kind in der Studienanstalt, wo sich alles um die Arbeit, das Verdienst, die Befähigung handelt. Tritt dann der Zwanzigjährige in die Welt ein, ist alles anders: es ist gerade das Gegenteil.

Niemand auf der Welt bekommt so viel dummes Zeug zu hören wie die Bilder in einem Museum.

Es gibt eine Häßlichkeit der Verworfenheit, Erniedrigung und Gemeinheit, eine Häßlichkeit des Geldes – das Kainsmal der Million.

Daß ein Mann höflich, aufmerksam, liebenswürdig zu einer Frau ist, genügt ihr nicht, auch der anständigsten nicht, sie ist ihm dafür keineswegs erkenntlich. Sie verlangt, daß man ihr die Einbildung verschafft, man liebe sie sinnlich, man begehre sie.

Sage mir, was eins der größten Gefühle, die Vaterschaft, ist? Das Eigentum eines beseelten Wesens.

Eine Frau sagte zu einem ihrer Freunde, um sich wegen ihrer Liebhaber zu entschuldigen: Aber was soll ich denn machen, wenn es regnet, oder wenn ich mich langweile?

Ein Traum, in dem dich ein Weib, ein gleichgültiges Weib versetzt, verleiht dir beim Erwachen für ein paar Stunden ein Gefühl der Dankbarkeit, und gleichsam einen Schatten der Liebe für dieses Weib.

Einen Arzt hörte ich sagen: die Seele ist ein Papier, das keinen Kurswert hat.

In dem Maße, als die Kultur fortschreitet, nimmt die Totenverehrung, der Respekt vor dem Tode ab… Das Lebensfieber der modernen Gesellschaften, die wütende Schlacht unter den Lebenden macht uns heute die in der Ewigkeit Weilenden vergessen.

Eine Gabe der Vorsehung bei den Menschen, besonders bei einem intelligenten Menschen, ist seine Verachtung für Fähigkeiten, die er nicht besitzt.

Im Nirwana des Inders nimmt sich das Bild der Welt aus wie eine Null, die sich in den Schwanz beißt.

Nach dem Essen hat der Mensch am meisten Gedanken. Der gefüllte Magen scheint sie frei zu machen, wie bei jenen Pflanzen, die mit ihren Blättern augenblicklich das Wasser ausschwitzen, mit dem man ihren Humus begossen hat.

Man findet Menschen mit veränderlichen und heftigen Meinungen: das sind schlecht geölte Wetterfahnen!

In der Auszeichnung der Dinge, mit denen man sein Dasein umstellt, liegt das Maß für die Auszeichnung dieses Daseins selbst.

Der Handel ist die Kunst, mit dem Wunsche oder dem Bedürfnis, die jemand in bezug auf etwas hat, Mißbrauch zu treiben.

Große Ereignisse werden häufig kleinen Menschen anvertraut, wie jene Diamanten, die von den Pariser Juwelieren Gassenjungen zum Tragen gegeben werden.

Der Tod ist für gewisse Leute nicht einfach der Tod, er ist das Ende des Besitzerstatus.

Was ist Leben? Die Nutznießung einer Anhäufung von Molekeln (Moleküle).

Es scheint, daß bei der Schöpfung der Welt und der Dinge der Schöpfer weder frei noch allmächtig gewesen ist. Man möchte meinen, daß er durch eine Reihe von Bedingungen gebunden war: er muß es Winter werden lassen, damit es wieder Sommer werden kann.

Von Anfang der Welt an gehn die Dinge ihren Gang und verbleiben immer in der gleichen Schlechtigkeit, nur daß sie immer ein wenig besser erscheinen.

Dumm und erhaben – da hat man alle großen menschlichen Gefühle in zwei Worten beieinander.

Lachen ist der Klang der Seele – es gibt Arten zu lachen, die klingen wie Falschgeld.

Es gibt Schriftsteller, deren ganzes Talent niemals über das hinausträumen läßt, was sie schreiben. Ihre Phrase erfüllt das Ohr mit Geist, und das ist auch schon alles.

Im Traum und Erwachen, im morgendlichen Denken und in den Ideen, denen er sich im Bett hingibt, ist der Mensch feige. In horizontaler Lage ist der Mensch immer feige.

Im Verhältnis des Mannes gegenüber dem Weibe gibt es vielleicht nichts vollkommen Wahres und Aufrichtiges als nur die Gefühle, die in Worten nicht auszudrücken sind.

Eine junge Person sagte, wie ich dabei stand: Man ist nur glücklich, wenn man schläft oder wenn man tanzt.

Diderot, Beaumarchais, Bernadin de Saint Pierre sind das dem 19. Jahrhundert vom 18. hinterlassene große Vermächtnis.