Charles Baudelaire Zitate
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Jeder Hergelaufene, er muß es nur verstehen zu unterhalten, hat das Recht, von sich selbst zu sprechen.
An Gott zu glauben, ist einfach, schwieriger, ihn zu lieben. Einfacher ist es, den Teufel zu lieben, schwieriger, an ihn zu glauben.
Der Dandy muß sein ganzes Streben darauf richten, ohne Unterlaß erhaben zu sein; er muß leben und schlafen vor einem Spiegel.
Jeder Mensch wird zu jeder Stunde gleichzeitig von zwei Forderungen bewegt: Die eine führt ihn zu Gott, die andere zu Satan hin. Die Anrufung Gottes, oder das Streben des Geistes, ist die Sehnsucht des Emporsteigens; die Anrufung Satans, oder die tierische Lust, ist eine Wonne des Hinabsteigens.
Selbst wenn Gott nicht existierte, blieben die Religionen etwas Göttliches.
Bewahre dir deine Träume. Die Vernünftigen träumen nicht so schön wie die Verrückten.
Satan der Dreimalgroße ist es, der auf dem Pfühl des Bösen lange unsern Geist wiegt, den verzauberten, und das reiche Metall unseres Willens löst dieser hocherfahrene Alchimist in Rauch auf.
Abgrund ist alles uns, Tat, Traum, Verlangen.
Selbst wenn es keinen Gott gäbe, die Religion wäre dennoch heilig und göttlich.
Bei genauerem Hinsehen ist die Arbeit weniger langweilig als das Vergnügen.
Zwei grundlegende literarische Qualitäten: Der Verweis auf übernatürliche Kräfte und die Ironie.
Was sie an sinnlicher Lust einbüßt, gewinnt sie an Anbetung.
Komm, schöne Katze, an mein Herz, doch ziehe ein die scharfen Klauen; laß mich in deine Augen schauen, in Augen aus Achat und Erz.
Der Aberglaube ist Born und Sammelbecken aller Wahrheiten.
Es liegt etwas Berauschendes im schlechten Geschmack, nämlich das aristokratische Vergnügen, zu mißfallen.
Was die Geliebte uns lieber macht, ist die Ausschweifung mit anderen Frauen.
Wir lieben die Frauen um so mehr, je fremder sie uns sind.
Da die Kirche die Liebe nicht unterdrücken konnte, hat sie sie zumindest desinfizieren wollen, und darum die Ehe geschaffen.
Was ist die Liebe? Das Bedürfnis, aus sich herauszugehen.
Wenn Notzucht, Gift, Dolch, Brand noch nicht mit ihren hübschen Mustern den banalen Stickgrund unsrer jämmerlichen Geschicke zierten, so nur, weil es unsere Seele, leider! dazu an Kühnheit fehlt!
Einen Gemeinplatz erfinden, das ist das Genie.
Auf eine letzte Wahrheit gebracht: die Arbeit ist weniger langweilig als das Vergnügen.
Volk: Für die Peitsche bestimmt.
Bei genauerem Hinsehen zeigt sich, dass Arbeit weit weniger geisttötend ist als Amüsement.
Ein Charaktermerkmal der Homosexuellen ist, daß kluge Frauen eine große Anziehungskraft auf sie ausüben.
Es gibt so dicke Felle, daß bei ihnen die Verachtung keine Rache mehr ist.
Die Mischung des Grotesken und des Tragischen ist dem Geist angenehm, so wie ein übersättigtes Ohr an Mißtönen Gefallen findet.
Das Leben hat nur einen wirklichen Charme: Das Spiel. Aber wenn es einem gleichgültig ist, zu verlieren oder zu gewinnen?
Wenn ich dich geruhsam streichle, am Kopf und auf dem schlanken Rücken, so bebt die Hand mir vor Entzücken, auf daß ich dich noch mehr umschmeichle.
Wenn du alle Tage arbeitetest, wäre dir dein Leben erträglicher.
Es gibt kein schöneres Vergnügen als einen Menschen dadurch zu überraschen, dass man ihm mehr gibt, als er erwartet hat.
Träume! Nichts als Träume! Und je anspruchsvoller und ehrgeiziger die Seele ist, desto weiter entfernen sich die Träume aus der Welt des Möglichen.
Gott ist das einzige Wesen, das, um zu herrschen, nicht selbst zu existieren braucht.
Man sollte Frauen im Herbst ihres Lebens lieben. Es ist, als ob das Nahen des Winters ein neues Feuer in ihnen entzündete und die dienende Hingabe ihrer Zärtlichkeit niemals ermüden könnte.
Ein Mensch, der nur Wasser trinkt, hat ein Geheimnis, das er vor seinesgleichen verbergen muß.
Man kann ein Mann von Geist sein und in Gott den Komplizen und den Freund suchen, die einem immer fehlen. Gott ist der ewige Vertraute in diesem Trauerspiel, dessen Held jeder Einzelne ist.
Jeder Gedanke ist durch sich selbst mit unsterblichem Leben begabt, wie ein lebendiges Wesen.
In jedem Menschen sind zu jeder Stunde gleichzeitig zwei Begehren mächtig, das eine nach Gott, das andere nach Satan. Der Ruf nach Gott, die Geistigkeit, ist ein Wunsch, emporzusteigen, der nach Satan, der tierische Trieb, die Lust zu sinken.
Was der Mund zu sagen sich gewöhnt, gewöhnt sich das Herz zu glauben.
Die Arbeit: eine fortschreitende und anhäufende Kraft, die Zinsen trägt wie das Kapital, sowohl hinsichtlich der Fähigkeiten als auch der Ergebnisse.
Die Dämmerung versetzt die Wahnsinnigen in Erregung.
Der Mensch ist ein anbetendes Tier.
Groß unter den Menschen sind nur der Dichter, der Priester und der Soldat, der singende Mensch, der segnende Mensch, der opfernde und der sich opfernde Mensch.
Verachtet niemandes Empfindlichkeit. Das Empfindungsvermögen eines Menschen ist sein Genie.
Eine Schablone schaffen, das ist Genie.
Die Gewöhnung, seine Pflicht zu erfüllen, verjagt die Furcht.
Durch das Opfer bestätigt die Revolution den Aberglauben.