Carmen Sylva Zitate
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Es giebt eine Bescheidenheit, die nur der Mantel des Hochmuths ist.
Gleichgültigkeit ist eine einsame, duftlose Blume, die auf dem Sumpf erblüht.
Der Krieg zwischen zwei gebildeten Völkern ist ein Hochverrath an der Civilisation.
Das Glück ist nicht in einem ewig lachenden Himmel zu suchen, sondern in ganz feinen Kleinigkeiten, aus denen wir unser Leben zurechtzimmern.
Man verneigt sich vor der Intelligenz, man kniet vor der Güte.
Der Mann ist eifersüchtig auf seiner Gattin Geist, Talente, kurz auf alles, womit sie glänzen kann, wodurch er fürchtet, in den Schatten gestellt zu werden.
Du hörst auf, ein Kind zu sein, an dem Tage, da du das Wort Pflicht verstanden hast.
Erziehung heißt, sich in der umgebenden Welt zurechtfinden, und die Freiheiten seiner Nebenmenschen in keiner Weise beeinträchtigen. Inwieweit dies aber gelingt, hängt lediglich von der Natur eines jeden ab, ob er egoistisch oder altruistisch angelegt ist.
Es müssen außergewöhnliche Verhältnisse sein, bis eine Frau lernt, sich selbst zu verachten. Denn sogar eine vor der Welt verpönte Liebe ist in ihren eigenen Augen geheiligt durch die Aufopferung, die sie hineinträgt.
Wollen wäre Können, wenn alle Mittel erlaubt wären.
Der Sieg ist oftmals nicht mehr deine Sache. Den feiern andre, die nicht in der Schlacht gestanden haben, sie werden mit Ehren und Kränzen bedeckt über deine und noch viele andere Leichen hinweg.
Mißtraue einem Mann, der an das häusliche Glück nicht glauben will.
Du und dein Schmerz, ihr seid ganz allein, in einem einzigen gewaltigen Ringen, in welchem du immer unterliegst.
Das schlechte Gewissen kommt überhaupt meistens durch andere Leute und deren Vorwürfe.
Man ist nicht des Lebens müde, sondern seiner selbst.
Wahrheit muß es doch wohl geben. Wir hätten sie nicht erfunden.
Daß man heiraten soll, um im Alter nicht allein zu sein, das ist eine Torheit.
So roh war ja kein Volk, daß es nicht versucht hätte, mit Muscheln und Steinen und Schnitzen und Farben das Schöne nach dem Maße seines Könnens darzustellen.
Opfer ist das Leben immer, wenn es recht gelebt wird.
Denn in der Ehe bilden die Menschen sich ein, sich vollkommen gehen lassen zu dürfen, und denken nicht, daß, sobald sie sich gehen lassen, alle ihre Fehler riesengroß werden und ihre Eigenschaften unbedeutend klein.
Pflichttreue ist eines der schönsten Wörter der lieben deutschen Sprache; sie kann stolz sein, es zu besitzen.
Sei stolz und frei beim Fühlen und Denken: Gott hat dir Herzensfreudigkeit gegeben, um alles rings mit Fülle zu beleben und Kraft genug, dein Erdenschiff zu lenken.
Wenn die Menschen sich von Brot, Gemüse und Früchten ernährten, so würden die Männer ihren Unterhalt erwerben können, wenn die Frauen nicht prachtvolle Hüte brauchten, so würden sie nicht auch Brot verdienen müssen.
Das ist wohl das Bitterste in deinem Leben, wenn das Hoffen daraus ausgelöscht wird, wenn du selbst verzichten mußt, wo du sicher geglaubt hattest, etwas zu erreichen, wo du deines Herzens heißesten Wunsch als unerreichbar aufgeben mußt und entsagen, wo du besitzen solltest.
Der einsame Felsen wird immer kantiger, der Kiesel immer runder.
Angst entwürdigt dich so sehr, daß sie dich sogar zum allerelendesten Menschen, zum Lügner machen kann.
Wer keinen Willen hat, ist immer ratlos, und wer kein Ziel noch hat, ist immer pfadlos, und der nicht Früchte hat, ist immer saatlos, und der kein Streben hat, ist immer tatlos.
Es ist eine üble Gewohnheit der Menschen, einander ihre verschiedenen Erfahrungen und Erlebnisse nicht zu glauben.
Je mehr man lebt, desto mehr gelangt man dazu, den Himmel als die letzte und grausamste Enttäuschung zu fürchten.
Christus schlug man ans Kreuz, Sokrates wurde vergiftet, Phidias des Diebstahls angeklagt – es ist nachgerade eine Ehre, von Zeitgenossen misshandelt zu werden.
Der Aphorismus ist wie eine Biene mit Gold beladen und mit einem Stachel versehen.
Sobald in der Ehe der Gedanke an Geduld auftaucht, ist sie eigentlich schon keine Ehe mehr, denn die Liebe ist fort, auf der dieses Verhältnis sich allein aufbauen und erhalten kann.
Angst ist unerträglicher als der Schmerz; die Angst schärft die Empfindungen, während der Schmerz sie abstumpft.
Nur in seinem eigenen Heim kann man einen Menschen richtig beurteilen.
Der Liebe ist jede kleine Schwäche und Eigentümlichkeit lieb. Der Liebe ist jedes Opfer willkommen, da es gar nicht als solches empfunden wird. Da, wo die Geduld anfängt, ist schon alles verfehlt, und das Leben eine traurige Komödie.
Man vergißt nie eine versäumte Wohltat.
Deine große Müdigkeit, Seele, das ist es, was mir nicht gefällt.
Mutterliebe ist eine Leidenschaft, die ihre eigene Gewalt und Größe hat, ihre Übertreibungen und sogar ihre Sinnlichkeit.
Die Angst vor dem Tode ist wiederum rein körperlich, denn die Seele wünscht sich oftmals die Befreiung, wenn der Körper sich oftmals vor dem Sterben graust.
Arbeit und Pflichterfüllung sind das Fundament jedes wahren inneren Glückes.
Kinder verlieren ist schlimmer, als selbst sterben.
Ein Geheimnis ist wie ein Loch im Gewande. Je mehr man es zu verbergen sucht, desto mehr zeigt man es.
Du bist viel weniger verlassen und vergessen als du es wähnst, du bist von vielen umgeben, die deiner warten, aber du glaubst es nicht in der Stunde, welche du Verzweiflung nennst.
Das größte Glück und das größte Unglück ist: wunschlos zu sein.
Das Leben ist eine Kunst, in der man zu oft Dilettant bleibt. Um Meisterschaft zu erringen, muß man sein Herzblut vergießen.
Eine Frau von Welt bleibt selten die Frau ihres Ehemannes.
Leben ist eine Kunst, in der es leider zu viele Dilettanten gibt.
Ein Gethsemane wartet auf jeden, nur erzählt er es nicht, wenn er es durchlitten hat.
Du musst die Menschen sehr genau kennen, bevor du den Mut gewinnst, nur du selbst zu sein.
Denn die Liebe ist selten so groß und so stark, wie sie in den Büchern steht, oder wie die Menschen sich selbst einbilden möchten, daß sie es ist.