Carl Hagemann Zitate
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Der Mann sollte bis ganz zuletzt im Dreß bleiben. Er hüte sich, auch nur den Frack auszuziehen und in Hemdsärmeln an der Ottomane zu erscheinen. Erst ganz zum Schluß, wenn die Frau schon die Augen geschlossen hat, soll er sich blitzschnell entkleiden.
Der Anatom behauptet, der Mensch habe sieben Häute. Bei der Frau ist die Wäsche ihre achte. Und kein geschmackvoller Mann wird ihr, wie einer Jagdbeute, sogleich das Fell über die Ohren ziehen.
Auch bei Frauen-Freundschaften dreht es sich letzten Sinnes doch immer um den Mann. Frauen sind unsachlich. Mit einer einzigen Ausnahme: in der Liebe.
Mathematiker heiraten selten. Sie haben für die Frauen etwas Unheimliches. Ihr Gehirn scheint sich im Vorstadium der Verrücktheit zu befinden.
Der Sinnengenuß ist nur von kurzer Dauer. Er verschlingt sich selber.
Der Mann ist zumeist offen, beleidigend offen sogar. Ehrlichkeit der Frau aber verträgt er nicht. Sie ist ihm lästig und uninteressant. Und das wissen die Frauen.
Es ist Pflicht und Schuldigkeit jedes halbwegs anständigen Mannes, am Ende einer Leidenschaft den gesellschaftlichen Abgang zu finden. Eine Frau, die man geliebt hat, verstößt man nicht.
Die Frauen pflegen manchmal den Trick anzuwenden, in kurzer Folge bald liebenswürdig, bald abstoßend zu sein. Es gibt dagegen nur zwei Mittel: Man tut, als ob man es überhaupt nicht merkt, oder beschäftigt sich mit einer Freundin. Dies letzte ist das sicherere.
Wer von Frauen etwas herausbekommen will, darf nicht die Allüren eines Richters, sondern muß die eines Anwaltes annehmen. Anwälten sagen Frauen alles.
Die Frau ist von allem Anfang an nicht sinnlich. Sie wird es erst., Durch den Mann. Jungfräuliche alte Jungfern gibt es. In jeder deutschen Familie ist wenigstens eine. Jungfräuliche Junggesellen gibt es nicht.
Der kluge Mann baut vor: ist auf alles gefaßt. Die Frau ist klüger: sie gibt nach und entwaffnet den Mann. Und waffenlos ist er ihr immer unterlegen.
Weininger teilt die Frauen in Dirnen und Mütter ein. Und das ist wohl richtig. Nur sind die meisten Frauen beides, wie ja auch die meisten Menschen bisexuell und homosexuell zugleich sind. Sie wissen es nur nicht.
Die eifersüchtige Frau ist wundervoll. Selbst treu, wacht und kämpft sie für den Geliebten. Der eifersüchtige Mann ist lächerlich. Die Männer wissen, daß er doch betrogen wird, und die Frauen haben nicht einmal Lust, ihn dafür zu trösten.
Liebe ist Bestimmung. Doch hängt ihre Einlösung vom Zufall ab. Der unerlösten Liebespaare sind Legion.
Es ist eine Liebenswürdigkeit der meisten Frauen, immer wieder so zu tun, als ob sie jetzt erst das Letzte von ihrem Manne erwarten.
Wirklich verliebte Frauen möchten alles für den Mann tun. Daß dieser selbst nie und nimmer dazu bereit ist, stört sie nicht. Je selbstverständlicher der Mann sich ihre Opfer gefallen läßt, um so lieber werden sie von der Frau gebracht.
Der gute Aphorismus ist wie eine mathematische Formel. Er stellt eine Erfahrungstatsache dar in die eine ganze Menge Einzelerscheinungen aus Welt, Leben und Gesellschaft mit mehr oder weniger Rest aufgehen.
Am Anfang war die Liebe. Es muß erst noch bewiesen werden, daß die Erfindung des Schießpulvers und die Entdeckung Amerikas nicht auch auf Weibergeschichten zurückgehen.
Wenn eine Frau irgendeine unangenehme Eigenschaft hat, nützt sie sie in höherem Maß als der Mann. Die Frau Pastorin ist pastorenhafter als der Herr Pastor.
Wenn sich eine Frau verliebt, pflegt der Mann alles auf sich zu beziehen. Er irrt. Ein gut Teil ist Autosuggestion.
Man soll einem Kunstwerk nicht den Aufwand anmerken, den es verursacht hat. In der Liebe ist deshalb von Mann und Frau der Mann der minderbegabte. Weil er die Anstrengung nicht zu verbergen weiß.
Es ist wichtiger, daß der Liebhaber gut schreibt, als daß er gut spricht. Die Männer irren sich, wenn sie glauben, die Frau, die sie erobern wollen, besonders geistreich unterhalten zu müssen. Aber einen netten Brief sollten sie schreiben können. Daher die vielen Briefsteller für Liebende.
Der Mann gewinnt die Frauen nicht so sehr durch die Art, wie er sich ihnen gibt, sondern wie er sie nimmt. Frauen wollen nichts vom Manne, sie wollen den Mann.
Der eitle Mann ist eitler als die eitelste Frau. Die Frau betont sich aus Lust am Manne. Mit Maß und Ziel also: altruistisch. Der Mann aus Lust an sich selbst. Sinn- und zwecklos: egoistisch. Eine eitle Frau kann schön sein. Ein eitler Mann ist immer albern.
Aus dem Traktat „De Amore“ des Andreas Capellanus (in der niederdeutschen Bearbeitung von Eberhard Cersne um 1400): Nuwe liebe trybit dye alden hyn. In Lillis Übersetzung: Liebe ist, wenn einem ein anderer besser gefällt.
Das junge Mädchen sieht in ihrem Zukünftigen jedesmal einen Märchenprinzen und bekommt doch nur einen Durchschnittsmann. Das ist ihre Tragödie.
Viele Frauen können nur schenken, aber nicht geben. Auch in eigener Sache: sie verschenken sich selbst.
Schon die Amme erzählt den kleinen Mädchen die Geschichte vom verlorenen Paradiese. Dennoch stellen sie sich sobald als möglich beim Eingang zu den übrigen an die Queue.
Auch in der Liebe fällt kein Meister vom Himmel. Aber nie wird eine Frau ein Mädchen lehren. Eine große Amoureuse wird es durch den Mann.
Bei Männern steckt die Liebe an. Schon auf dem Gymnasium verliebt sich die Prima in denselben blonden Zopf. Männer brauchen zumeist Platzhalter für ihr bißchen Liebe. Oder gar Prügelknaben.
Ob eine Frau Deine Geliebte bleiben will, hängt nicht von der ersten Liebesstunde ab. Der Entschluß wird erst später gefaßt. Wenn irgend möglich bleibt sie es. Die Frauen sind merkwürdig anspruchslos. Ob von Natur aus oder mit Rücksicht auf das Männermaterial, sei dahingestellt.
Je mehr eine Frau einen Mann liebt, umso weniger pflegt sie ihn in einer Gesellschaft zu beachten. Wenn sie gleich etwa mit den Worten auf mich zukommt: „Aber mein lieber Herr Doktor, wie reizend, daß ich Sie auch hier sehe“, kann sich die Freundin beruhigen. Wir haben nichts miteinander.
Wenn ein Mann zum ersten Male mit einer Frau im Restaurant ißt, sollte er ein gutes Trinkgeld geben. Verschwendung ist eine Eigenschaft, die die Frauen beim Manne nicht stört.
Aus dem Stammbuch einer Verlobten: „Man heiratet den, der Nichts – und liebt den (weiter), der Alles weiß.
Wer die Tugend einer Frau als unumstößliche Tatsache nimmt und lediglich von seinen Reisen und Plänen erzählt, hat die meisten Chancen, die Frau um ihre Tugend zu bringen.
Es soll Männer geben, denen die Frauen zufliegen. Ob sie wirklich so zu beneiden sind, wie es häufig geschieht? Ich glaube nicht. Die Frau bringt den Mann für diesen Fall doch um den reizvollsten Teil der ganzen Liebesaktion: um die Verführung.
Eine Stallmagd kann Königin oder doch eines Königs Maitresse werden. Bauer bleibt Bauer.
Im gegenwärtigen Freund den zukünftigen Feind erkennen, und zwar rechtzeitig: darauf kommt es an. Im Leben und in der Liebe. Wer das nicht versteht, tastet sich an einer Kette von Enttäuschungen durchs Leben. Und durch die Liebe.
Die Frau: Eine Sphinx. Sie selbst hört es gern. Nicht ohne ein Lächeln über die Einbildungskraft des Mannes. Und ist klug genug, ihm sein Phantom zu lassen.
Die Kunst, sich gut zu kleiden, ist schwer. Die Kunst, nackt zu sein, schwerer.
Frauen sind sehr ungerecht. Männer, die ihnen als Mann keinen Eindruck machen, existieren für sie nicht. Sie müssen schon sehr gut aufgelegt sein, wenn sie sich damit begnügen, solche Männer zwar für unbedeutend zu erklären, sie sonst aber wenigstens gelten zu lassen. Für die anderen.
Vielleicht ist die spezifische Rassigkeit der Männer im Durchschnitt etwas größer als die der Frauen. Wenn aber die Frau Rasse hat, ist sie von besserer Qualität als beim Manne.
Es gibt einen Augenblick, wo die Frau bestimmt nicht lügt: wenn sie bei der Erfüllung höchsten Liebesgenusses „Du Einziger“ stammelt. In diesem Augenblick ist tatsächlich für einen anderen kein Platz.
Jede Frau ist zunächst bange vor dem Manne, überhaupt bange vor der Liebe. Ist es, bis zu gewissem Grade, immer wieder. Man soll ihr deshalb Zeit lassen, sich an den Mann zu gewöhnen. Auch an den Mann ihrer Wahl. Sie hat dann immer noch Gelegenheit genug, sich baß zu wundern.
Es ist immer wieder erstaunlich, wie wenig die Männer von den Frauen wissen. Und gerade die, die sich am meisten um sie kümmern und immerfort zu ihnen hinüber äugen. Nur daß sie das Opernglas in der Hast verkehrt herum nehmen. Die Figuren werden ganz klein. Sie sehen nichts.
Das Alter der Geschlechter regelt sich bei Mann und Frau in umgekehrtem Verhältnis: Je älter der Mann, desto jünger sind die Frauen, die sich für ihn interessieren.
Auch bei größter Verliebtheit bleibt der Mann immer ein unsicherer Kantonist. Die Eifersucht seines Mädchens hat deshalb schon ihren Sinn. Die liebende Frau aber läßt sich nur selten beirren. Leider pflegt der Mann ihr Vertrauen mit der Geste des Unwiderstehlichen zu quittieren.
Eine Frau, die schick angezogen ist, braucht noch nicht gut angezogen zu sein. Gut angezogen ist eine Frau erst dann, wenn ihre Kleider den Ausdruck ihres letzten Wesens darstellen.
Kokette Frauen sind bei ernsthafter Annäherung des Mannes oft merkwürdig kalt. Sie versuchen die Wirkung ihrer Koketterie abzuschwächen, um nichts von den Reizen der Verführung zu missen.
Wer sein Weib angähnt, hat schon die Ehe gebrochen.