Blaise Pascal Zitate
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Wäre die Nase der Kleopatra kürzer gewesen, hätte das Antlitz der Erde ein anderes Aussehen bekommen.
Man behandelt uns, wie wir behandelt sein wollen: wir hassen die Wahrheit, man belügt uns, wir wollen geschmeichelt sein, man schmeichelt uns; wir lieben es, getäuscht zu werden, man täuscht uns.
Wenn wir überhaupt an die Gegenwart denken, dann nur deshalb, weil wir aus ihr Einsicht in eine glückliche Zukunft zu erlangen hoffen. Während wir uns immer nur in Bereitschaft halten, glücklich zu werden, ist es unvermeidlich, daß wir es niemals richtig sind.
Die Gegenwart ist die einzige Zeit, die in Wahrheit uns gehört und die wir dem Willen Gottes gemäß gebrauchen müssen.
Wir verbessern die Lasterhaftigkeit der Mittel durch die Reinheit des Zwecks.
Wünschest du, daß die Leute gut über dich denken? Sprich nicht!
Das Herz hat für so manches seine guten Gründe, die die Vernunft gar nicht kennt.
Das Schweigen der Massen ist das Verbrechen, für das sie büßen. Das Schweigen ist die schwerste Verfolgung. Niemals haben die Heiligen geschwiegen.
Gemeinschaft sucht, wer Einsamkeit nicht vertragen kann.
Es ist für den Menschen keine Schande, dem Schmerz zu unterliegen, aber es ist eine Schande für ihn, der Lust zu unterliegen.
Das Recht ist, was festgestellt ist und so werden alle unsre festgestellten Gesetze nothwendig für gerecht gehalten, ohne untersucht zu werden, weil sie festgestellt sind.
Wollt Ihr, daß man Gutes von Euch denkt, so sprecht nicht davon.
Die besten Bücher sind die, von denen jeder Leser meint, er hätte sie selbst machen können.
Man läßt sich gewöhnlich lieber durch Gründe überzeugen, die man selbst erfunden hat, als durch solche, die anderen zu Sinn gekommen sind.
Jeder Wahrheit sollte man hinzufügen, daß man sich auch der entgegengesetzten Wahrheit entsinne.
Die Einbildungskraft ist jenes Trügerische im Menschen, jene Herrin des Irrtums und der Fälschung, die uns umso mehr trügt, als sie nicht immer trügt; denn sie wäre eine unfehlbare Wahrheitsregel, wenn sie eine unfehlbare Regel der Falschheit wäre.
Niemals tut man so vollständig und so gut das Böse, als wenn man es mit gutem Gewissen tut.
Man bessert sich manchmal gründlicher durch den Anblick des Bösen, als durch das Vorbild des Guten; und es ist gut, sich daran zu gewöhnen, aus dem Bösen Nutzen zu ziehen, da es so gewöhnlich ist, während das Gute so selten vorkommt.
Nicht im Raume darf ich meine Würde suchen, sondern in der Ordnung meiner Gedanken.
Der Eigenwillige wird niemals befriedigt, wenn er auch alles hätte, was er wünscht; man ist aber befriedigt, sobald man entsagen kann.
Das Leben – es ist die Erinnerung an den vorüberfliegenden Tag, den wir zu Gast zugebracht haben.
Es gibt nichts, was der Vernunft so sehr entspricht, wie diese Verleugnung der Vernunft.
Ein Mädchen ist leichter zu beurteilen als ein Gedicht.
Wir sind so anmaßend, daß wir der ganzen Erde und selbst jenen Menschen bekannt sein möchten, die kommen werden, wenn wir nicht mehr sind. Und wir sind so eitel, daß die Wertschätzung von fünf oder sechs Personen aus unserer Umgebung uns erfreut und befriedigt.
Hier auf Erden ist jegliches Ding zum Teil wahr, zum Teil falsch.
Der eigentliche Sinn des Reichtums ist, freigiebig davon zu spenden.
Statt die Ideen der Dinge in uns aufzunehmen, färben wir alle einfachen Dinge, die wir betrachten, mit den Eigenschaften unseres zusammengesetzten Wesens.
Das Weltall ist ein Kreis, dessen Mittelpunkt überall, dessen Umfang nirgends ist.
Beim Ballspiel benutzen alle den gleichen Ball, aber einer bringt ihn am besten ins Ziel.
Es gibt bereits alle guten Vorsätze, wir brauchen sie nur noch anzuwenden. (Diesem Satz ist nun wirklich nichts mehr hinzuzufügen. Gehen wir an die Arbeit! Packen wir’s an!)
Ich schreibe dir einen langen Brief, weil ich keine Zeit habe, einen kurzen zu schreiben.
Alles, was unbegreifbar ist, hört nicht auf, zu sein.
Verdorbene Natur. – Der Mensch handelt nicht nach der Vernunft, die sein Wesen ausmacht.
Die Vielheit, welche sich nicht zur Einheit erhöht, ist Verwirrung, die Einheit, welche nicht von der Vielheit abhängt, Tyrannei.
Es ist herrlich, im wilden Sturm auf einem Schiff zu sein, von dem man weiß, daß es im Hafen ankommt.
Sich über Philosophie lustig machen, heißt wahrhaft philosophieren.
Es ist das Herz, das Gott fühlt, nicht der Verstand.
Die Freude, welche die Liebe, die man nicht auszusprechen wagt, gewährt, hat ihr Schmerzliches, aber auch ihr Süßes.
Der ganze Verstand beschränkt sich darauf, dem Gefühl nachzugeben.
Alle guten Grundsätze sind schon niedergeschrieben worden. Es bleibt nur, sie in die Tat umzusetzen.
Niemand spricht in unserer Gegenwart so von uns, wie er in unserer Abwesenheit spricht. Die Eintracht zwischen den Menschen ist nur auf diesen Betrug gegründet.
Die Beredsamkeit ist Gedankenmalerei, und diejenigen, die noch weiteres hinzufügen, nachdem sie etwas gemalt haben, schaffen also anstatt eines Porträts ein Gemälde.
Das Wetter und meine Launen haben wenig miteinander zu tun. Ich trage meinen Nebel und meinen Sonnenschein in meinem Inneren.
Es ist gemeinhin die Gegenwart, die uns lästig ist. Wir verbergen sie vor unserem Blick, weil sie uns quält; und wenn sie uns willkommen ist, sind wir betrübt, sie entschwinden zu sehen.
Den Tod fürchten, wenn man außer Gefahr ist, und nicht, wenn man in Gefahr schwebt, denn man muß ein Mann sein.
Die größte Niedertracht der Menschen ist sein Streben nach Ruhm, aber gerade dieses ist auch das Zeichen, daß er etwas Höheres ist.
Wenn man acht Tage des Lebens geben soll, dann muß man hundert Jahre geben.
Die Erfindungen der Menschen schreiten von Jahrhundert zu Jahrhundert fort. Die Tugend und Bosheit der Welt bleibt im allgemeinen dieselbe.
Es gibt Laster, die uns nur in Verbindung mit andern Lastern anhaften: Wenn an den Stamm beseitigt, lassen sie sich wegnehmen wie Zweige.
Wissen ist wie ein Baum: Je größer und verzweigter er ist, umso ausgeprägter ist sein Kontakt mit dem Unbekannten.