Billy Zitate
seite 6
Katastrophen lassen sich in keiner Sprache der Welt mundgerecht darstellen. Sprachen sind viel zu klein für das Abenteuer, dem Kosmos Paroli zu bieten. Sprache ist ein winzig kleiner Ort – bis vor kurzem war es auf keiner Landkarte verzeichnet.
Es herrscht der Notstand einer neuen Wirklichkeit.
Der Kreuzweg der Gedanken: die Erkenntnis.
Nicht ohne Grund ist die Offenbarung das geheimste aller Geheimnisse. Wir wissen bloß: es ist eine Art Reparaturwerkstätte für Geistliche, die vom Leben überrollt worden sind.
Kreative Leute sind nicht verrückt, sondern gefährlich. Wer das Kreative nicht unterdrückt, korrumpiert die Macht der herrschenden Zustände.
Schweigende haben ein eigensinniges Verhältnis zum Wachstum: sie reifen einwärts.
Lieber das Chaos im Haus als das Elend im Herzen.
„Kurz“ ist richtig – doch „gut“ ist weit übertrieben: Philanthropie, das ist die Kunst, die menschliche Unzulänglichkeit mit Unwahrheiten zu heilen.
Körper können vieles, eigentlich alles – doch siegen können sie nicht. In den Kampagnen der Biologie ist ein Unentschieden das bei weitem beste Ergebnis.
Die Zeit ist das einzige Schlachtfeld, auf dem nicht der Tod siegt, sondern das Leben – ein Leben, das auf das Gewesene pfeift und alles streicht, was an uns selber erinnert.
In der Lohntüte der Liebe hat es mehr Wörter als Geld.
Das war einmal: die Idee von der Straße, die allen gehört.
Dem Nein geht es glänzend – es hat nur zufriedene Kunden.
Das ist gut gesagt, aber schrecklich verlogen. Grenzenlosigkeit ist ein Mythos. Nichts ist weniger dehnbar als Grenzen. Keiner von uns hat eine Grenze auf Wanderschaft gesehen oder eine Grenze, mit der man reden und sprechen kann und sich über das unterhalten, was eigentlich möglich sein sollte.
Wer jetzt noch kommt, muss mehr können als wir.
Können Mögen Müssen Lassen, Wollen Dürfen und Sollen – das waren einst die Stiefkinder des klassischen Imperativs. Heute stehen sie wie Leuchtziffern am Himmel des Abendlands und bilden das Siebengestirn der Moderne.
Die besten Kenner unseres Kerns sind unsere Hände. Hände sind industriell kaum brauchbar – Hände sind Lebensberater: Trau keiner Wirklichkeit, die dir nicht in die Hand paßt! Trau keinem Gedanken, der einer Maschine gefällt.
Vergib uns nicht unsere Schulden – vergib uns unsern Gewinn.
Höchste Zeit also, die Weisheit aus dem Verkehr zu ziehen und das Nichtwissen zu propagieren. Doch dynamische Denkverhältnisse sind ungünstig für Nichtwissende.
Einsiedler: das sind die Leute ohne E-Mail-Adresse.
Sagte der Tag zum nächsten: mach mich fertig!
Was die Lüge veröffentlicht, muss die Wahrheit bezahlen.
Idyllisch sind nur Gegenden ohne Wetter.
Dialektisch denken heißt, der Menge zum Recht verhelfen. Nicht irgendwann, sondern jetzt.
Die schönsten Erlebnisse verdanken wir den Rechenfehlern der Zeit.
Die Demokratie hat eine böse Schwester: die Stimmung.
Das große Wort des kleinen Mannes: Nein!
Das Böse hat zu gut gelebt, um schlecht zu sterben.
Gute Manieren sind der Versuch, die Demut rentabel zu machen.
„Mon dieu“ – das ist der Geist Frankreichs, komprimiert auf zwei Wörter. Selbst wenn du von dieser Sprache kaum was verstehst: Wer „Mon dieu“ sagt, dessen Gefühle beginnen zu denken, und die Sprache gibt ihm die Gedanken als Gefühl wieder zurück.
Wie das so geht im Leben: das Wichtige bleibt immer ein paar Schritte zurück.
Gott hat den Kampf gegen das Christentum im Tiebreak verloren.
Wissenschaft ist Hochverrat an der Wirklichkeit.
Zeit ist Geld – gewesenes Geld.
Gewaschene Wörter sind Wörter ohne das Stigma der Tat. Wörter, die man im Gedächtnis versorgen kann und irgendwann wieder brauchen.
Der nächste Verwandte des Geldes ist die dumme Idee.
Das Glück hat zwei Gesichter, und das zweite gehört der Geduld.
Das Privatleben der Gesunden interessiert nur die Osterhasen.
Seit Herakles haben Ruhm und Ehre einen Multiplikator: den Mist.
Das hat uns die Heilige Bibel wohlweislich verschwiegen: das Elend der nächsten Liebe.
Am Morgen holt dich das Ich aus dem Schrank, und am Abend versorgt es dich wieder im Kasten.
Die geflügelten Worte der sieben Weisen sind die ersten Lebensseufzer der Weltwirtschaft. Sparsamkeit ist Trumpf – Maßhalten hat Zukunft – Selbstbeherrschung macht stark – das sind Slogans, die in der Folge keinem Unternehmer geschadet haben.
Es menschelt – oder riecht es etwa nach Tier?
Aphoristiker sind die Meister des leichten Gedankens zum schweren Begriff.
Engel sind die Musterknaben alter Weibergeschichten.
Alles was du weißt und kannst, ist machtlos gegen den Terror der momentan gültigen Meinung.
Das Kriegsrecht des Himmels: die Offenbarung.
Sorgen haben Füsse, wo kein Mensch sie vermutet.
Die Verneinung ist das Vorzeichen einer gründlichen Arbeit.
Trauer ist eine Insel – Fröhlichkeit ist ein Meer.