Billy Zitate
seite 23
Denken ist die ewige Flucht aus dem Durchschnitt.
Es gibt keine bessere Antwort als „ach ja“.
Büchernarren beginnen am Ziel und enden am Start.
Priorität: so bezeichnet man das Wettschleichen zwischen Geld und Intelligenz.
Aphorismen sind die Bonbons der Enttäuschung.
Der Aphoristiker hat die Lage erkannt. Aphoristiker sitzen nicht im Führungsstab. Aphoristiker bewohnen keine Etage. Sie schreiben nicht im Zimmer mit Aussicht. Aphoristiker korrespondieren zum Verzweifeln gern mit dem Nichts und warten auf Antwort.
Wenn dein Magen rebelliert, mußt du demokratischer essen.
Erfolg ist, was uns ewig vorausläuft und ewiglich hinterher.
Maschinen machen gut, was besser sein könnte.
Warum sind unsere Kleider kompetenter als wir?
Wer „Stil“ sagt, lobt in der Regel sich selbst.
Psychologie: das ist die Krankheit, die in den Arbeitspausen grassiert.
Wer an Verkehrsneurose leidet, soll uns bitte mitteilen, wie er mit Millionen von Pferden zurecht kommen würde.
Philosophie gibt es nur im Pakt mit dem Leben.
Gegenwart ist keine Suppe. Sie ist kein Mitglied des langweiligen Dreierleis, das der Philosoph Zeit nennt.
Denken muß nicht exakt sein – es muß bloß stimmen.
Der Sammelplatz für vagabundierendes Deutsch ist die Dudenredaktion. Tag für Tag, von früh bis spät, wird karrenweise wanderlustiges Vokabular in das neobabylonische Institut eingeliefert, zur Kontrolle Reinigung Wartung – denkt man, und schüttelt den Experten freundlich die Hand.
Der beste Impfstoff gegen den Hochmut ist der Blick in den Spiegel.
Wer meint, er treibe Yoga, terrorisiert seine Triebe.
Wieviel wert ist ein Gelehrter nach Abzug seiner Bibliothek?
Wir können uns die Optimisten gar nicht mehr leisten.
Es gibt keinen Zufall, der nicht als Geschenk verpackt werden kann.
Der Zweifel ist das Instrument, das in jedes Cockpit gehört.
Ich fürchte, Gott ist ein Anhänger Darwins.
Im Reich des Geistes fehlt mir die Küche.
Der Glaube an Gott hat seinen Stammtisch im Freien.
Die richtigen Namen für unser Zeitalter sind leider alle vergriffen.
Das Geld ist der Gast, von dem alle Völker lebenslang träumen.
Dichter und Denker vermuten es, ohne es tatsächlich zu wissen: unsere Seele ist zu vielen Dingen begegnet, um daraus nicht zu lernen, daß es endlos viele andre und weitaus bessere gibt. Wir sind es leid, die Wirklichkeit als Festung zu erleben.
Es gibt keine Anlaufstelle für verwahrloste Prinzipien? Lest Zeitung!
Auch Politiker basteln – doch sie nennen es anders.
Risiko: ein Begriff, über den sich die Tierwelt totlachen würde.
Es ist die Zeit der Wahlen: die Wörter gehen unters Volk und demonstrieren gegen die Redner.
Humor ist nicht lustig – das ist, sozusagen, der Witz.
Das Volk hat keine Angst vor Agonie und Korruption – es fürchtet sich bloss vor Fremdwörtern.
Aphoristiker erforschen den Schlaf der Gerechtigkeit.
Minus und Plus: das sind die Monster, die uns die Liebe so schwer machen.
Wer die Hoffnung zum Prinzip erklärt, hat die Lebensauffassung der Wahrheit von der falschen Seite begriffen.
Das Musical: ein akustischer Hamburger.
Erst im Alter spürt man die Wärme und die Kälte der Zeit.
Wer die Wirklichkeit anders als sich selber erleben möchte, beginne sie nochmals, vernünftigerweise von unten herauf und ohne den Segen der Philosophie.
Aphoristiker sind Gedankenfischer.
In der sprachwissenschaftlichen Unterwelt gibt es keine lebendigen Wörter mehr, sondern nur noch peinlich korrekt ziselierte, in Laut und Silbe zerbröckelte, zur Notifizierung oder Ausrottung vorgemerkte Wort- und Satzelemente, die ein unbekannter Optimist dereinst „Formativ“ genannt hat.
Keiner von uns hat eine so hohe Lebenserwartung wie das letzte Stück Dreck.
Am Ende seiner Amtszeit ist der gute Politiker krank und der schlechte saniert.
Schicksal ist keine Werkstätte Gottes, sondern ein Gefährt, in das man sich vertrauensvoll setzen darf – es wird nach Strich und Faden mit uns losfahren und uns genau dorthin bringen, wo wir seit einer Ewigkeit immer schon sind: zu uns selber.
Der kleine Mann kann alles werden – der große nur noch König.
Psyche nennt man den Teil der Seele, der sich wirtschaftlich nutzen lässt.
Das Glück: ein Gefühl, das zuerst in den Händen erwacht.
Wer von uns kann es sich leisten, sich selber nicht zu verstehen?