Billy Zitate
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Letzten Endes haben wir nur von unseren Fragen gelebt.
Meine schönste Erinnerung an die Mehrheit: der Abschied.
Bäume sind erfahrene Praktiker; und nach Dienstschluß lesen sie Darwin.
Zu viele junge Herzen zwitschern wie alte Vögel.
Wenn der Dumme spazieren geht, läßt er seine Gedanken zu Hause.
Sex: das ist die Fremdsprache, in der sich der Mann mit dem Weib unterhält.
Die Politik imponiert durch die Qualität ihrer Lügen.
Sätze sind unglaublich spontan, unbedingt echt, absolut wahr – unsere Sätze sind genetisch tausendmal intelligenter als wir. Verglichen mit seinen Sätzen ist der Mensch ein zum Denken verdammtes Kaninchen.
Das Paradoxon ist der zahlungskräftige Vetter des Zufalls.
Navigieren ist nicht die Stärke der Logiker; sie fallen zu oft über Bord.
Mit einer handfesten Sprache läßt es sich wohltuend hausbacken leben. Brot und Wein, Verstand und Liebe. Wo sonst wird das Wichtige so hautwahr umschrieben und so wurzelhaft zusammengefaßt wie am Küchentisch eines Franzosen?
Das Ich und der Kosmos: das sind grundverschiedene Erfolgsmodelle.
Ehrlichkeit ist kein Ort, wo man hingeht, um lustig zu sein.
Die einzige Weltmacht, die noch keinen Krieg geführt hat: die Frage.
Am leichtesten ist der Glaube an Gott, wenn man dem Teufel den Haushalt führt.
Seelen finden es verdammt interessant, uns mit immer derselben Szene zu langweilen.
Wer weiß, was „à point“ ist, weiß alles über das Denken.
Denken ist die spirituelle Version der Fronarbeit.
Christus hat recht gehabt; aber ans Copyright hat er zu wenig gedacht.
Die Wahrheit ist das Schreckgespenst aller Ordnungshüter. Wo die Wahrheit gewesen ist, sind die Gesetze zerbrochen, die Regeln zerknüllt, die Richtmuster kaputt. Die Regulative spinnen. Das Gültige spukt. Der Verstand tappt ins Leere, die Vernunft schlägt Alarm, die Begriffe taumeln und stürzen.
Der Humanismus ist eine nette Erfindung, doch im Ernstfall ist er nirgendwo brauchbar – wer und was wären wir wirklich, wenn wir so grotesk anders wären als unsere biologischen Vorfahren?
Uns selber bleibt nur eines zu tun: stehen bleiben, uns öffnen und staunen, über das, was zwischen zweidrei Pulsschlägen geschieht und endlos gültig ist, weil es nie wieder geschieht.
Für Lücken im Leben gibt es ein simples Rezept: mauern!
Entweder ist die Welt richtig – oder der gute Mensch falsch.
Lügen rächen sich erst am Ende der zweiten Halbzeit.
Das Gespräch zwischen zwei Raben ersetzt gut und gerne ein Galakonzert.
Die Gleichberechtigung kannst du vergessen – dafür sorgt das Geld.
Nur eine Form begreift die Unendlichkeit: die Kürze.
Dörfer muss man heizen wie Wohnräume. Und öfter mal lüften.
Das wichtigste im Leben ist das Schweigen der Vorräte. Stummheit ist eine Festung, die diesen Namen wahrlich verdient. Jedes Tier und jeder Mensch ist genau soviel Wert wie seine Reserven, vorausgesetzt, die Reserven sind still und die Welt legt ihre Decke darüber.
Echte Bildung ist so selten wie wahre Geschichten.
Im Denken des Aphoristikers gibt es das Erste und das Zweite – aber nicht das Dritte. Das Dritte ist das Phantom der vernünftigen Leute, das grundsolide Beigepäck der Boten des Garnichts, das Hirngespinst der Streber, der Stolperer und der Süchtigen.
Der Sozialismus hat uns gelehrt, daß das Nützliche niemandem gehört.
Das Spitzbubengesicht ist das Einzige, was mir an den reichen Leuten trotzdem gefällt.
Wer gerecht sein möchte, muss sich mit der Wirklichkeit prügeln.
Es gibt keine Philosophie, die man unterwegs brauchen kann.
Schulen sind Chefsache. Die zwei Säulen der Volkswirtschaft sind nicht das Geld und die Macht, sondern Disziplin und Gehorsam. Das Wort dafür ist so herb, wie es sich ausspricht: Erziehung.
Das Hauptquartier des Friedens sind die Gräben des Krieges.
Menschen sind austauschbar. Maschinen muss man bezahlen.
Richtig schön ist die Welt nur, wenn sie schläft.
Den Höhepunkt der Impotenz erlebst du als Beifahrer.
Zerebrale Trips haben eigenartige Flausen: Spiritus ist nicht das Gebräu, das uns den Kopf kühlt und das Auge mit Nase und Ohr koordiniert. Je deutlicher die Welt sich uns darstellt, umso schwieriger wird es, sie begrifflich unter Quarantäne zu halten.
Welt ist nicht Grösse und Weite, sondern das, was einer begreift.
Bedeutung bedeutet weder Erfolg noch Glück, aber auch nicht Not oder Elend. Bedeutung: das ist das Label, das uns bei der Geburt aufs Fell geprägt wurde.
Autonomie ist die Umschreibung für einen Motor ohne Fahrzeug.
Er trug die Habgier am Hals und den Geiz in der Brusttasche.
Wir suchen die Wahrheit vermittels des Konjunktivs.
Heute früh hatte die Wirklichkeit wieder eine ihrer berüchtigten Hauptproben.
Zivilisation: das ist die Fettschicht, die es braucht, damit die Kultur überlebt.
Am Verhalten deiner Haustiere läßt sich ablesen, was an dir nicht mehr stimmt.