August Pauly Zitate
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In der Kunst die objektive Natur zu erreichen suchen, heißt die Natur in seinem eigenen Innern umbringen.
Wir bauen unser inneres Glück mit eigenen Händen, indem wir das Liebliche und Große, das uns erfüllt, zu einem Bilde zusammenfügen und an Gegensätzen steigern. Und aus dieser innern, lange für uns selbst getriebenen Kunst wird endlich die äußere, an der andere mit genießen können.
Der aufsteigende Gedankenflug der Jugend verwandelt sich im Alter in ein ruhiges Kreisen in den gewonnenen Höhen.
Im Blick kommt die Seele ans Fenster.
Wenn ein Grashalm sagen würde: freut euch, Brüder, wir sind unsterblich, wenn auch die Kühe uns abfressen, wir werden wiedererstehen in einem besseren Jenseits! Wir würden lachen, wenn ein Grashalm so spräche; warum lachen wir nicht, wenn ein Mensch so redet?
Wir können uns nicht selbst mit Vorsatz überraschen. Aber in dem, was unsere eigene Seele uns aus dem unbekannten Dunkel ihres Arbeitsraumes überreicht, erleben wir dieselbe Überraschung, als ob ein Fremder sie uns verbreitet hätte.
Laßt ihnen allen die Freiheit zu schaffen und ans Licht zu kommen, den Begabten wie den Unbegabten, den Gescheiten wie den Dummen, den Vernünftigen wie den Narren. Einer wird es dabei doch immer am härtesten haben, durchzukommen: das Genie.
Bei manchen Menschen, oft sogar solchen, die im Leben keine edlen Naturen waren, streckt der Tod im Sterben nicht nur den Leib, sondern auch die Seele und machte sie groß.
Ihr ist alles gleich, die größte Empfindung ist ihr nicht mehr wert wie die engste, die niederträchtigste nicht weniger wie die edelste, sie lässt alles bestehen, denn sie hat das weiteste Herz, Natur!
Unsere Hochschulen sind Volksküchen, in welchen die meisten durch die Lebensnot ohne Hunger zum Essen gezwungen werden.
Ein aerostatisches Gesetz: Je leichter ein Kopf, um so höher steigt er.
Orden und Titel gehören zum Maskenkram der menschlichen Gesellschaft.
Anschauungen sind wie Kleider ihrem Träger angemessen, weshalb auch kleine Leute die Anschauungen großer nicht tragen können.
Insgeheim Gutes und Großes tun, das ist herrlicher als es vor der Welt verrichten.
Äußerlicher Adel braucht Gesellschaft, um etwas vorzustellen, innerer braucht Einsamkeit.
Es ist ein sonderbarer Unterschied zwischen den Narren, die man einsperrt, und denen, die man in Freiheit lässt. Jene glauben nicht an ihre gegenseitigen Wahnideen, diese dagegen sammeln sich oft zu den größten Scharen unter der Fahne einer Verrücktheit.
Die Ehe verjüngt den Menschen und altert ihn. Sie verjüngt ihn durch das Glück, das sie ihm bringt, und altert ihn durch die Erfüllung seiner Hoffnungen, indem sie ihm die spannende Ungewissheit nimmt, es noch vor sich unentdeckt in der Welt zu glauben.
Unter den mannigfaltigen Zielen, die sich der Ehrgeiz steckt, ist auch ein seltenes: einer großen Wahrheit gegenüber der einzige Narr in der Welt zu sein, der sie nicht glaubt.
Vieles verstehen gleichgesinnte Menschen still, aber herrlicher ist es noch, wenn ein mit Empfindung schwer beladenes Wort des einen Seele dem andern zuträgt.
Die Naturforscher sind wie Menschen, welche die Welt durch Schlüssellöcher ansehen. Jeder steht vor seiner Tür und sieht sein eigenes Stückchen Welt, keiner das seines Nachbarn.
Zeit nimmt die kleinen Menschen auf den Arm und hebt sie zu den Häuptern der Großen empor, dass sie so weit sehen wie diese.
Jedes Volk, das in Knechtschaft liegt, hat an den Netzen, die es umfangen, selber mitgestrickt.
Jeden Abend muß unser Lebensfahrzeug zur Ausbesserung auf dieselbe Werft, die Bettstatt gebracht werden, auf der es einst gebaut und vom Stapel gelassen wurde.
Wer nicht das Tier im Menschen kennt, kennt die Menschheit nicht.
Alles fließt vorwärts, und wir treiben mit unseren Schmerzen auf dem Strom dahin, bis er mit uns die ewige Kaskade ins Jenseits hinunterstürzt.
Der Eitle empfindet jedes einem andern gespendete Lob als eine Verkürzung der ihm gebührenden Ration.
Wenn unsere Philosophie uns die Gleichgültigkeit der Natur gegen alle Werte verliehen hätte, dann wären wir wohl ohne Schmerzen, aber auch ohne Leben.
Schulbildung überlädt in den meisten Menschen so sehr den Acker mit Schutt, daß keine Gedanken mehr darauf wachsen können.
Nicht nur das Organische, sondern die Welt überhaupt muss in ihrem Innersten aktiv sein, denn passive Wesen haben keine Entwicklung.
Würde ist ein goldener Sattel, die jedem Esel auferlegt werden kann.
Auch unsere Wünsche sterben, wenn sie alt werden.
Nur in den Künsten unter allen Menschenwerken lässt sich etwas wahrhaft Vollkommenes, Unübersteigliches erreichen.
Zeit verleiht allen Dingen Würde. Sie gibt ein Weniges von ihrer Ewigkeit an sie ab.
Sage zu dem Eitlen, er solle sich selbst erkennen und flugs schaut er in den Spiegel.
Die Wolken: die Schauspieler der Lüfte.
Für mich gibt es nur einen Stand in der Welt, und das ist der des Menschen, und zu mehr, als ich da von Geburt schon bin, kann mich kein Kaiser machen.
Gauner wollen in der Legislatur zart angefaßt sein. Sie haben einen wunden Leib, jeder Paragraph tut ihnen weh.
Die meisten Menschen lassen sich den Dorn einer falschen Theorie willig ins Fleisch drücken, wehren sich aber mit allen Kräften, wenn er ihnen wieder herausgezogen werden soll.
Dass unter unseren Füßen so viel Unendlichkeit ist wie über unserem Haupt, das bedenken wohl nur die wenigsten, und dass in uns selbst so viel Geheimnis und Göttlichkeit ist als in irgendeinem Punkt außer uns. Darum suchen sie alle ihren Gott über den Sternen.
Licht ist ein ebenso musikalisches Agens als der Ton mit ganz analogen Wirkungen auf das Gefühl.
Daß wir ein Inneres besitzen, von dem wir die Welt ausschließen können, in das auch kein König einbrechen kann, das ist doch ein herrliches Gefühl.
Hoffen und gewinnen, verlieren und resignieren, das ist die steigende und fallende Welle des Lebens.
Wenn einem ein Licht aufgesteckt werden soll, muß er schon ein Fünkchen davon haben.
Es ist ein gesegneter Augenblick, in welchem der Mensch seine eigene Dummheit begreift.
Vornehmheit gibt sich keiner selbst.
„Laß mich allein,“ sagte das Herz zum Verstand und ging in die Einsamkeit und legte sich in die Brust des Künstlers.
Menschen, welche alles auf den Kopf stellen, bringen dadurch zuweilen eine Wahrheit auf die Beine.
Große Schurken stehen fest. Auf ihrem Schild steht „Ehrenmänner“ aufgemalt. Ganze Völker stürmen vergebens gegen sie. Ruhig verzehren sie ihren Raub. Erst die Geschichte zermalmt sie.
Wer nur die Schwächen der Menschen sieht, ist boshaft.
Wärme und Kälte unserer Welt, ihr Licht und ihre Dunkelheit gehen von unseren Herzen aus. Sie selbst liegt draußen in ihrem unveränderlichen Wert, in ihrem ewigen Treiben und ihrer ewigen Gleichgültigkeit gegen uns.