Arthur Schopenhauer Zitate
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Die größte Energie und höchste Spannung der Geisteskräfte findet, ohne Zweifel, in der Jugend statt. […] Jedoch sind die späteren Jahre, selbst das Alter, nicht ohne geistige Kompensation dafür. Erfahrung und Gelehrsamkeit sind erst jetzt eigentlich reif geworden.
Hingegen hat jeder gewisse angeborene konkrete Grundsätze, die ihm in Blut und Saft stecken, indem sie das Resultat alles seines Denkens, Fühlens und Wollens sind.
Der allgemeine Überblick zeigt uns, als die beiden Feinde des menschlichen Glückes, den Schmerz und die Langeweile.
Der Mut, keine Frage auf dem Herzen zu behalten, ist es, der den Philosophen macht.
So ist es auch mit dem Menschen: durch seine Individualität ist das Maß seines möglichen Glückes zum voraus bestimmt.
Erzählen gehört zum Charakter des Greises.
Viel zu viel Wert auf die Meinung anderer zu legen ist ein allgemein herrschender Irrwahn.
Wohlbegründet ist die unmittelbare Überzeugung, daß der Geist der Liebe, der diesen seinen Freund schonen, jenen des zuvor nie Gesehenen sich mit Lebensgefahr annehmen heißt, nimmerdar verfliegen und zu Nichts werden kann.
Die vollkommenste Lüge aber ist der gebrochene Vertrag.
Der Arzt sieht den Menschen in seiner ganzen Schwäche, der Advokat in seiner ganzen Schlechtigkeit, und der Priester in seiner ganzen Dummheit.
Im Alter gibt es keinen schöneren Trost, als dass man die ganze Kraft seiner Jugend Werken einverleibt hat, die nicht mit altern.
Stolz kommt von innen; er ist die direkte Hochschätzung unserer selbst.
Der Hund wird zu Recht als Inbegriff der Treue betrachtet. Wo denn sonst kann man vor der endlosen Verstellung, der Falschheit und dem Verrat des Menschen Zuflucht finden, wenn nicht beim Hund, dessen ehrliches Wesen ohne Mißtrauen betrachtet werden kann.
Wird nämlich das Unrecht von Einer Seite herausgeworfen, so schleicht es sich von der andern wieder herein; weil eben die Unrechtlichkeit tief im menschlichen Wesen liegt.
Gegensätze hassen sich.
Der Muskel wird durch starken Gebrauch gestärkt; der Nerv hingegen dadurch geschwächt. Also übe man seine Muskeln durch jede angemessene Anstrengung, hüte hingegen die Nerven vor jeder.
Im stillen Bewußtsein dieses Bewandnisses der Sache [daß der Stil ein genauer Abdruck der Qualität des Denkens ist] sucht jeder Mediokre seinen, ihm eigenen und natürlichen Stil zu maskieren.
Oft finden wir etwas ganz anderes, ja, besseres, als wir suchten; oft auch das Gesuchte selbst auf einem ganz anderen Wege, als den wir zuerst vergeblich danach eingeschlagen hatten.
Manche Irrtümer halten wir unser Leben hindurch fest, und hüten uns, jemals ihren Grund zu prüfen, bloß aus einer uns selber unbewußten Furcht, die Entdeckung machen zu können, daß wir so lange und so oft das Falsche geglaubt und behauptet haben.
Der Grundunterschied der Religionen liegt darin, ob sie Optimismus oder Pessimismus sind; keineswegs darin, ob Monotheismus, Polytheismus, Trimurti, Dreieinigkeit, Pantheismus, oder Atheismus (wie der Buddhismus).
Was mir allein schwerfällt zu verlassen, ist meine eigene oder die öffentliche Bibliothek. Ohne Bücher auf der Welt wäre ich längst verzweifelt.
Der Egoist fühlt sich von fremden und feindlichen Erscheinungen umgeben, und alle seine Hoffnung ruht auf dem eigenen Wohl. Der Gute lebt in einer Welt befreundeter Erscheinungen: Das Wohl einer jeden derselben ist sein eigenes.
Die Satire soll, gleich der Algebra, bloß mit abstrakten und unbestimmten, nicht mit konkreten Werten, oder benannten Größen operieren; und an lebendigen Menschen darf man sie so wenig, wie die Anatomie, ausüben; bei Strafe seiner Haut und seines Lebens nicht sicher zu sein.
Hingegen ist der Abend das Alter des Tages: Wir sind abends matt, geschwätzig und leichtsinnig.
Regeneration und Schlaf ist für den ganzen Menschen, was das Aufziehen für die Uhr.
Die Güter, auf welche Anspruch zu machen einem Menschen nie in den Sinn gekommen ist; entbehrt er durchaus nicht, sondern ist, auch ohne sie, völlig zufrieden; während ein anderer, der hundertmal mehr besitzt als er, sich unglücklich fühlt, weil ihm eines abgeht, darauf er Anspruch macht.
Wer offen ist, hegt kein Arges.
Der eigentliche Charakter der Nord-Amerikanischen Nation ist Gemeinheit: sie zeigt sich an ihr in allen Formen; als moralische, intellektuelle, ästhetische und gesellige Gemeinheit. Sie sind die eigentlichen Plebejer der Welt.
Wen nahe und gewisse Gefahren nicht abschrecken, den werden die entfernten und bloß auf Glauben beruhenden schwerlich in Zaum halten.
Alle Dinge sind herrlich zu sehen, aber schrecklich zu sein.
Was jedoch, selbst bei vieler Übereinstimmung, Menschen auseinanderhält, auch wohl vorübergehende Disharmonie zwischen ihnen erzeugt, ist die Verschiedenheit der gegenwärtigen Stimmung. […]
So hat zum Beispiel mir meine Philosophie nie etwas eingebracht; aber sie hat mir sehr viel erspart.
Was für eine schlaue Erschleichung und hinterlistige Insinuation in dem Wort Atheismus liegt! – als verstände der Theismus sich von selbst.
Daher hat keine Wahrheit die andere zu fürchten. Trug und Irrtum hingegen haben jede Wahrheit zu fürchten.
Aber wir verleben unsere schönen Tage, ohne sie zu bemerken: erst wenn die schlimmen kommen, wünschen wir jene zurück.
Natürlicher Verstand kann fast jeden Grad von Bildung ersetzen, aber keine Bildung den natürlichen Verstand.
Für eine gelungene Rede gebrauche gewöhnliche Worte und sage ungewöhnliche Dinge.
Ruhm muß erworben werden; die Ehre hingegen braucht bloß nicht verloren zu werden.
Daß das Altertum mit so viel Unschuld bekleidet vor uns steht, ist doch bloß, weil es das Christentum nicht kannte.
Während wir nämlich von Leiden frei sind, spiegeln unruhige Wünsche uns die Chimären eines Glückes vor, das gar nicht existiert, und verleiten uns sie zu verfolgen: dadurch bringen wir den Schmerz, der unleugbar real ist, auf uns herab.
Die Injurie, das bloße Schimpfen, ist eine summarische Verleumdung, ohne Angabe der Gründe.
Das Leben kann […] angesehen werden als ein Traum, und der Tod als das Erwachen.
Selten bedenken [wir] was wir besitzen, stets was uns fehlt.
Er Kant hat aus der Philosophie den Theismus eliminiert, da in ihr, als einer Wissenschaft, und nicht Glaubenslehre, nur Das eine Stelle finden kann, was entweder empirisch gegeben, oder durch haltbare Beweise festgestellt ist.
Wohin Denken ohne Experimentieren führt, hat uns das Mittelalter gezeigt: aber dies Jahrhundert ist bestimmt, uns sehen zu lassen, wohin Experimentieren ohne Denken führt.
Der Tor läuft den Genüssen des Lebens nach und sieht sich betrogen: der Weise vermeidet die Übel.
Überhaupt ist es geratener, seinen Verstand durch das, was man verschweigt, an den Tag zu legen, als durch das, was man sagt. Ersteres ist Sache der Klugheit, letzteres der Eitelkeit.
Wir sind nicht nur Theaterdirektoren unserer Träume, sondern unseres eigenen Schicksals.
Wenn man alle erbärmlichen Wichte hassen wollte, da hätte man viel zu tun: verachten kann man sie mit größter Bequemlichkeit samt und sonders.
Ob man sich ein Idol macht aus Holz, Stein, Metall, oder es zusammensetzt aus abstrakten Begriffen, ist einerlei: es bleibt Idololatrie, sobald man ein persönliches Wesen vor sich hat, dem man opfert, das man anruft, dem man dankt.