Arthur Schopenhauer Zitate
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Es ist durchaus töricht, eine gute gegenwärtige Stunde von sich zu stoßen, oder sie sich mutwillig zu verderben, aus Verdruss über das Vergangene, oder Besorgnis wegen des Kommenden.
Unter der veränderlichen Hülle seiner Jahre, seiner Verhältnisse, selbst seiner Kenntnisse und Ansichten steckt, wie ein Krebs in seiner Schale, der identische und eigentliche Mensch, ganz unveränderlich und immer der selbe.
Die öffentliche Meinung ist eine Ansicht, der es an Einsicht mangelt.
Viele Worte machen, um wenige Gedanken mitzuteilen, ist überall das untrügliche Zeichen der Mittelmäßigkeit; das des eminenten Kopfes dagegen, viele Gedanken in wenig Worte zu schließen.
Der Ruhm ist der unsterbliche Bruder der sterblichen Ehre.
Man bestreite keines Menschen Meinung; sondern bedenke, dass, wenn man alle Absurditäten, die er glaubt, ihm ausreden wollte, man Methusalems Alter erreichen könnte, ohne damit fertig zu werden.
Die Menschen sind tausendmal mehr bemüht, sich Reichtum als Geistesbildung zu erwerben, während doch ganz gewiß, was man ist, viel mehr zu unserem Glück beiträgt, als was man hat.
Es ist unmöglich, dass eine Zeitgenossenschaft, welche, zwanzig Jahre hindurch, einen Hegel, diesen geistigen Kaliban, als den größten der Philosophen ausgeschrieben hat, so laut, dass es in ganz Europa widerhallte, Den, der Das angesehen, nach ihrem Beifall lüstern machen könnte.
Weinen ist Mitleid mit sich selber.
Man kann die Geselligkeit auch betrachten als ein geistiges Erwärmen der Menschen aneinander, gleich jenem körperlichen, welches sie bei großer Kälte durch Zusammendrängen hervorbringen.
Die in Rede stehenden Phänome… sind, wenigstens vom philosophischen Standpunkt aus, unter allen Tatsachen, welche die gesamte Erfahrung uns darbietet, ohne allen Vergleich die wichtigsten, daher sich mit ihnen bekannt zu machen, die Pflicht eines jeden Gelehrten ist.
Demzufolge ist darüber, ob einer aus Einsicht oder aus Absicht redet, nicht ein Mal das Zeugnis seines eigenen Bewußtseins gültig, meistens aber das seines Interesses.
Die Gegenwart eines Gedankens ist wie die Gegenwart einer Geliebten.
Auch beim besten Rechte dazu, lasse man sich nicht zum Selbstlobe verführen.
Jedesmal, daß ein Mensch gezeugt und geboren worden, ist die Uhr des Menschenlebens aufs Neue aufgezogen, um jetzt ihr schon zahllose Male abgespieltes Leierstück abermals zu wiederholen, Satz vor Satz und Takt vor Takt, mit unbedeutenden Variationen.
Düsterer Pessimismus? Das Gegenteil anzunehmen wäre ruchloser Optimismus.
Habt ihr mir Anschaulichkeit zugesprochen, so habt ihr mir alles zuerkannt.
Die monarchische Regierungsform ist die dem Menschen natürliche, fast so wie es bei den Bienen und Ameisen ist. Hingegen ist das republikanische System dem Menschen so widernatürlich, wie es dem höheren Geistesleben, also Künsten und Wissenschaften, ungünstig ist.
Es gibt wenige Dinge, welche so sicher die Leute in gute Laune versetzen, wie wenn man ihnen ein beträchtliches Unglück, davon man kürzlich betroffen worden, erzählt oder auch irgendeine persönliche Schwäche ihnen unverhohlen offenbart.
Der schlimmste Mißbrauch ist der Mißbrauch des Besten.
Die, welche nur für die Zukunft leben, die das wahre Glück bringen soll, betrügen sich selbst um ihr ganzes Dasein.
Ethik kann so wenig zur Tugend verhelfen, als eine vollständige Ästhetik lehren kann, Kunstwerke hervorzubringen.
Beklagte man ehemals die Schuld der Welt, so sieht man jetzt mit Grauen auf die Schulden der Welt.
Der Quäler und der Gequälte sind Eines. Jener irrt, indem er sich der Qual, dieser, indem er sich der Schuld nicht teilhaft glaubt.
Wer nie einen Hund gehabt hat, weiß nicht, was Lieben und Geliebt werden heißt.
Zum Proviant für die Lebensreise gehört auch ganz vorzüglich ein guter Vorrat von Resignation, den man erst (und zwar je früher je besser für den Rest der Reise) aus fehlgeschlagnen Hoffnungen abstrahieren muss.
Vorhandenes Vermögen soll man betrachten als eine Schutzmauer gegen die vielen möglichen Übel und Unfälle, nicht als eine Erlaubnis oder gar Verpflichtung, die Plaisiers der Welt heranzuschaffen.
Je mehr Gedankenstriche in einem Buch, desto weniger Gedanken.
Der Ruhm mag verschwinden, die Vergessenheit währt ewig.
Der Charakter eines Menschen ist angeboren und unveränderlich.
Der Neid der Menschen zeigt an, wie unglücklich sie selbst fühlen; ihre beständige Aufmerksamkeit auf fremdes Tun und Lassen, wie sie sich langweilen.
Der Lebenslauf des Menschen besteht darin, dass er, von der Hoffnung genarrt, dem Tod in die Arme tanzt.
Der große Haufen nämlich hat Augen und Ohren, aber nicht viel mehr, zumal blutwenig Urteilskraft und selbst wenig Gedächtnis.
Mit einem Kunstwerk muss man sich verhalten wie mit einem großen Herrn: nämlich sich davor hinstellen und warten, dass es einem etwas sage.
Maximen beim Handeln sind notwendig, um der Schwäche des Augenblicks Widerstand leisten zu können.
Jede Nation spottet über die anderen, und alle haben recht.
Jeder Mensch hält die Grenzen seines eigenen Gesichtsfeldes für die Grenzen der Welt.
Verwandte Seelen knüpft der Augenblick des ersten Sehens mit diamantenen Banden.
Der Tod ist ein Schlaf, in welchem die Individualität vergessen wird: alles andere erwacht wieder, oder vielmehr ist wach geblieben.
Aber wenn alle Menschen dächten wie ich, so würde überhaupt mehr gedacht, und es gäbe dann wahrscheinlich weder Bankrotte noch Kriege noch Faro-Tische.
Viele Worte zu machen, um wenige Gedanken mitzuteilen, ist überall das untrügliche Zeichen von Mittelmäßigkeit.
Ja sogar die höchste intellektuelle Eminenz kann zusammenbestehn mit der ärgsten moralischen Verworfenheit.
Jeder Angriff, der einen Mann nicht umwirft, stärkt ihn.
Wie jeder der heimliche Theaterdirektor seiner Träume ist, so auch jenes Schicksal, welches unseren wirklichen Lebenslauf beherrscht.
Auch entstehen gewöhnlich erst im Alter die reifsten Werke. Denn bis zum fünfunddreißigsten Jahre müssen zwar Ideen, die Grundgedanken gesammelt und eingetragen sein; aber die Verarbeitung und Beherrschung dieses Stoffes ist doch erst das Werk des späten Alters.
Überhaupt aber ist die monarchische Regierungsform die dem Menschen natürliche; fast so, wie sie es den Bienen und Ameisen, den reisenden Kranichen, den wandernden Elefanten, den zu Raubzügen vereinigten Wölfen und andern Tieren mehr ist, welche alle einen an die Spitze ihrer Unternehmung stellen.
Heirat ist ein Entschluß, der die Rechte halbiert und die Pflichten verdoppelt.
In jedem Mikrokosmos liegt der ganze Makrokosmos, und dieser enthält nichts mehr als jener.
Die Erinnerung wirkt wie das Sammlungsglas in der Camera obscura: Sie zieht alles zusammen und bringt dadurch ein viel schöneres Bild hervor, als sein Original ist.
Der einzige Mann, der wirklich nicht ohne Frauen leben kann, ist der Frauenarzt.