Arthur Schopenhauer Zitate
seite 16
Wenn ein Mensch, sobald Veranlassung da ist und ihn keine äußere Macht abhält, stets geneigt ist, Unrecht zu tun, nennen wir ihn böse.
Für intellektuelle Leistungen nimmt man gern einen Lohn, aber für moralische weist man ihn ab.
Eine große Menge schlechter Schriftsteller lebt allein von der Narrheit des Publikums, nichts lesen zu wollen, als was heute gedruckt ist: – die Journalisten. Treffend benannt! Verdeutscht würde es heißen „Tagelöhner“.
Man erinnert sich an sein eigenes Leben kaum besser als an einen Roman, den man irgendwo gelesen hat.
Andererseits könnte man die Geschichte auch ansehn, als eine Fortsetzung der Zoologie.
Wer Pfeife raucht, braucht nicht zu denken.
Die größte aller Torheiten ist, seine Gesundheit aufzuopfern, für wen es auch sei, für Erwerb, für Beförderung, für Gelehrsamkeit, Ruhm geschweige für Wollust und flüchtige Genüsse.
Um das Gute lesen zu können, ist es Bedingung, daß man das Schlechte nicht liest.
Der simple, eigentliche Gelehrte sieht den denkenden und originellen Kopf an, etwa wie wir den Hasen, der erst nach seinem Tode genießbar und der Zurichtung fähig ist, auf den man aber, solange er lebt, bloß schießen muß.
Wenn ich nichts habe, was mich ängstigt, so beängstigt mich eben dies, indem es mir ist, als müßte doch etwas da sein, das mir nur eben verborgen bliebe. Misera conditio nostra.
Das Schicksal mischt die Karten, und wir spielen.
Zufall, Beherrscher dieser Sinnenwelt! Lass mich leben und Ruhe haben noch wenige Jahre! Denn ich liebe mein Werk wie die Mutter ihr Kind.
Jeder hat das Recht, alles das zu tun, wodurch er keinen verletzt.
Dem intellektuell hochstehenden Menschen gewährt nämlich die Einsamkeit einen zweifachen Vortheil: erstlich den, mit sich selber zu seyn, und zweitens den, nicht mit Anderen zu seyn.
Die meisten Studenten lernen nicht, um Einsicht zu erlangen, sondern um schwätzen zu können.
Zwischen Männern ist von Natur Gleichgültigkeit; aber zwischen Weibern ist schon von Natur Feindschaft… Daher kommt auch das Komplimentieren zwischen zwei Weibern viel lächerlicher heraus als zwischen Männern.
Den Ruhm kann man mit den Winterbirnen vergleichen, die im Sommer wachsen, aber im Winter genossen werden.
Die Zeit ist das was uns immer narrt, und wir kommen ihr nicht auf die Schliche.
Die Absicht redet unter der Maske der Einsicht.
Das Publikum sucht Wohlleben und Zeitvertreib, nicht Belehrung.
Vom Schlechten kann man nie zu wenig und vom Guten nie zu oft lesen.
Die Zeitungen sind der Sekundenzeiger der Geschichte. Derselbe ist meistens nicht nur von anderem Metalle als die beiden anderen, sondern geht auch selten richtig.
Das Leben und die Träume sind Blätter eines und des nämlichen Buches.
Dem schwachen Kopf ist das Denken so unerträglich, wie dem schwachen Arm das Heben einer Last: daher beide eilen niederzusetzen.
Was nun andererseits die Menschen gesellig macht ist ihre Unfähigkeit, die Einsamkeit, und in dieser sich selbst, zu ertragen. Innere Leere und Überdruss sind es, von denen sie sowohl in die Gesellschaft, wie in die Fremde und auf Reisen getrieben werden.
Das Recept des Arztes ist grade so viel wie ein Loos in der Lotterie: – es kann das rechte seyn.
Liebe und Haß verfälschen unser Urteil gänzlich. An unseren Feinden sehen wir nichts als Fehler, an unseren Lieblingen lauter Vorzüge, und selbst ihre Fehler scheinen uns liebenswürdig. Eine ähnliche geheime Macht übt unser Vorteil, welcher Art er auch sei, auf unser Urteil aus.
Bei mir ist das Ewige und unzerstörbare im Menschen, welches daher auch das Lebensprinzip in ihm ausmacht, nicht die Seele, sondern um mir einen chemischen Ausdruck zu gestatten, das Radikal der Seele und dieser ist der Wille.
Aber das Recht zur Lüge geht sogar noch weiter; es tritt ein bei jeder völlig unbefugten Frage, deren Beantwortung nicht nur, sondern schon deren bloße Zurückweisung mich in Gefahr bringen würde. Hier ist die Lüge die Notwehr gegen unbefugte Neugier, deren Motiv meistens kein wohlwollendes ist.
Ich habe die Bemerkung gemacht, daß der Charakter fast jedes Menschen einem Lebensalter vorzugsweise angemessen zu sein scheint; sodaß er in diesem sich vorteilhafter ausnimmt… Manche stelen sich am vorteilhaftesten im Alter dar, als wo sie milder, weil erfahrener und gelassener sind.
Ehrwürdig ist die Wahrheit; nicht was ihr entgegensteht.
Unser ganzes Leben ist ein unausgesetzter Kampf mit Hindernissen, die am Ende den Sieg davontragen.
Was einer für sich selbst ist, was ihn in die Einsamkeit begleitet und was keiner ihm geben, oder nehmen kann, ist offenbar für ihn wesentlicher, als alles, was er besitzen, oder auch, was er in den Augen anderer sein mag.
Ein guter Vorrat an Resignation ist überaus wichtig als Wegzehrung für die Lebensreise.
Haß ist Sache des Herzens; Verachtung der Kopfes.
Aber Optimismus ist, in den Religionen, wie in der Philosophie, ein Grundirrtum, der aller Wahrheit den Weg vertritt.
Auch wird man einsehen, daß, Dummköpfen und Narren gegenüber, es nur einen Weg gibt, seinen Verstand an den Tag zu legen, und der ist, daß man mit ihnen nicht redet.
Drei Weltmächte gibt es, sagt sehr treffend, ein Alter: Klugheit, Stärke und Glück.
Ein angeknurrter Hund knurrt wieder, ein geschmeichelter schmeichelt zurück.
Zu unserer Besserung bedürfen wir eines Spiegels.
Es gibt nur drei Grundtriebfedern menschlicher Handlungen: Egoismus, der das eigene Wohl will; und die Kraft, welche das fremde Wohl will, und diese Kraft ist das Mitleid.
Zu Pflegerinnen und Erzieherinnen unserer Kindheit eignen die Weiber sich gerade dadurch, daß sie selbst kindisch, läppisch und kurzsichtig, mit einem Worte, zeitlebens große Kinder sind; eine Mittelstufe zwischen dem Kinde und dem Manne, als welcher der eigentliche Mensch ist.
Im allgemeinen freilich haben die Weisen aller Zeiten immer dasselbe gesagt, und die Toren, d.h. die unermessliche Majorität aller Zeiten, haben immer dasselbe, nämlich das Gegenteil getan; und so wird es denn auch ferner bleiben.
Die Ehre ist, objektiv, die Meinung anderer von unserem Wert und, subjektiv, unsere Furcht vor dieser Meinung.
Die Feder ist dem Denken was der Stock dem Gehn: aber der leichteste Gang ist ohne Stock und das vollkommenste Denken geht ohne Feder vor sich. Erst wenn man anfängt alt zu werden, bedient man sich gern des Stockes und gern der Feder.
Die Freunde nennen sich aufrichtig; die Feinde sind es: daher man ihren Tadel zur Selbsterkenntnis benutzen sollte, als eine bittere Arznei.
Ein Ruhm, der schnell erfolgt, erlischt auch schnell.
Einsamkeit ist das Los aller hervorragender Geister: sie werden solche bisweilen beseufzen, aber stets sie als das kleinere von zwei Übeln erwählen.
Hindernisse überwinden ist der Vollgenuß des Daseins.
Der Schlaf ist der einstweilige Zins des Todes, welcher selbst die Kapitalabzahlung ist. Diese wird um so später eingefordert, je reichlichere Zinsen und je regelmäßiger sie gezahlt werden.