Alois Essigmann Zitate
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Je mehr Esel auf der Welt sind, um so höher werden die Disteln geschätzt.
Geist ist ein Tyrann im eigenen, Klugheit der konstitutionelle Herrscher im Reiche der Dummheit.
Je mehr ein Gedanke sich ausbreiten soll, umso flacher muß er werden.
Die Dummheit der anderen ist dem einen ein unerschöpflicher Brunnen der Weisheit.
Inbrunst ist die Erfüllung des Gebetes.
Das Christentum hat der Geist durch Moral ersetzt – zersetzt: Das Gewissen regt sich, wo Gott die Verantwortung trägt, und es schweigt, wo der Mensch schuldig wird.
Des Leibes Bedürfnis heißt nehmen, des Geistes Bedürfnis geben.
Vom Meister kann man lernen; ein Genie höchstens nachäffen.
Deutsch sein heißt eine Sache um ihrer selbst willen treiben? Heroischer ist: sie um seiner selbst willen treiben.
Wer hinaufstrebt, nur um gesehen zu werden, der muß früher anhalten, als jener, der sehen will.
Der Geist des Mannes, der Leib des Weibes: verschenken bereichert, verkaufen macht arm.
Mit Recht sind die Ästheten über das Schmatzen beim Essen entrüstet, aber ich höre sie beim Genießen der Schönheit schmatzen.
Glaubt Ihr, Gott lenke nur, wenn der Mensch denkt! – Da hätt‘ er ein Leben, wie der Herrgott in Frankreich.
Zum Leben stärkt Klugheit, zum Sterben Weisheit.
Zweifel, die kein Wissen überwindet, sind religiöse Wahrheiten.
Des Mannes Lust ist Pflicht – des Weibes Pflicht ist Lust.
Verstand summiert, Geist potenziert.
„Wer ist da in was getreten?“ möchte man am liebsten fragen, wenn „der Humor in seine Rechte getreten ist“.
Alle Irrwege haben sich zum sicheren Pfad vereinigt.
Nicht wer zu wissen glaubt, steht jenseits von Gut und Böse. Nur wer zu glauben weiß!
Wir treiben zu wenig innere Politik!
Keiner kann behaupten: Karl Kraus ist unser! Aber mancher muß gestehen: Ich bin der Seine!
Je größer der Mensch, desto größer sein Gott.
Auf einem Standpunkt stehen ist gefährlich! Wenn der Geist sich regt, fällt man ins Leere.
Wer statt des Namens nur einen Titel hören will, der kann nicht viel heißen.
„Kindliche Unschuld“, das ist eine Phrase, welche die Moral der Schuld zeiht. So sagt eine Phrase die Wahrheit.
In ihrer Verdeutschungswut haben die Berliner vergeblich nach einer treffenden Übersetzung von „Snob – snobistisch“ gesucht. „Kurfürstendämmlack – und kurfürstendämmlich“ schlage ich ihnen vor.
Ich wollte schreiben wäre so schwer, wie etwas sagen.
Laune ist eine schattige Bank am Weg zur Sonne.
Sexualität ist der schenkende Reichtum des Stromes, Erotik die lockende Romantik des Wildwassers.
Des Gedankens Atem ist der Zweifel.
Der beste Humor ist nur ein Palliativ; Satire kann ein Heilmittel sein.
Wenn die Sprache vergewaltigt wird, gibt es höchstens ein Siebenmonatskind.
Ein Großer muß in den Himmel sehen können.
Durch einen Riß in der Seele kann der Teufel aus- und eingehen.
Wo man keine Engel sucht, wird man keine Teufel finden.
Gott ist ein Suchen – finden ein Götze.
Religion: Suchen heißt finden, finden verlieren.
Das sind Ausnahmen, die mehr Mist als Geld haben.
Stilisierung befremdet die Massen, aber ein Reimkringel halten sie für ein Gedicht.
Nach keinem Ziel geschossen, so fliegt der Pfeil am weitesten.
Erfüllte Wünsche sind erschlagene Hoffnungen.
Die Vernunft kann auf dem Wege zum Jenseits nicht weit genug gehen. Und darum geht sie mir zu weit.
Taylorismus. Der vielgeschmähte Drill ist der Vater dieses Kindes der Wissenschaft.
Wer seine poetische zur goldenen Ader macht, der treibt Afterpoesie.
Individualität zeigt z.B. auch der Dickkopf. Individualität hat nur die Persönlichkeit, die ihre Grenzen kennt.
Wer Verantwortung fühlt, dem ist volle Freiheit größter Zwang.