Adolph Knigge Zitate
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Unsere Phantasie malt uns die Menschen wie wir gerne möchten, daß sie aussehen; wenn wir aber inne werden, daß die wirklichen Menschen unsern phantasierten ganz unähnlich sind, so ziehen wir uns wohl zurück und grollen.
Man vergesse nicht, daß das, was wir Aufklärung nennen, anderen vielleicht als Verfinsterung scheint.
Achte dich selbst, wenn du willst, dass andere dich achten sollen!
Es gibt keine Notlügen; noch nie ist eine Unwahrheit gesprochen worden, die nicht früher oder später nachtheilige Folgen für Jedermann gehabt hätte.
Gar zu leicht missbrauchen oder vernachlässigen uns die Menschen, sobald wir mit ihnen in einem vollkommen vertraulichen Tone verkehren. Um angenehm zu leben, muss man fast immer als ein Fremder unter den Leuten erscheinen.
Da jedes Menschen Glückseligkeit in seinen Begriffen von Glückseligkeit ruht, so ist es grausam, irgendeinen zwingen zu wollen, gegen seinen Willen glücklich zu sein.
Überhaupt aber ist es mit dem Alter der Frauenzimmer ein kitzlicher Punkt; man tut am besten, diese Saite gar nicht zu berühren.
Über viele Dinge urteilen Kinder, weil bei ihnen noch keine Nebenrücksichten ins Spiel kommen, weit richtiger, als Erwachsene.
Je mehr Dienstboten man hat, desto schlechter wird man bedient, einer schiebt’s auf den andern.
In den meisten Provinzen von Deutschland lebt der Bauer in einer Art von Druck und Sklaverei, die wahrlich oft härter ist als die Leibeigenschaft desselben in andern Ländern.
Der Ton der jungen Leute will mir gar nicht gefallen.
Das Gefühl der Schutzbedürftigkeit und die Überzeugung, daß der Mann ein Wesen sein müsse, das fähig ist, diesen Schutz zu verleihen, ist von der Natur auch den Frauen eingepflanzt, die Stärke und Entschlossenheit genug haben, sich selbst zu schützen.
In großen Städten gehört es leider zum guten Tone, nicht einmal zu wissen, wer mit uns in demselben Hause wohne.
Es ist die Pflicht jedes gebildeten Menschen, jene unsterblichen Geister kennen zu lernen, um zu erkennen, daß ein edles Geistesleben durch die Entwicklung der Menschheit geht, und um einen Teil davon in sich aufzunehmen.
Aus dem Umgange mit Freunden muß alle Verstellung verbannt sein. Da soll alle falsche Scham, da soll aller Zwang, den Konvenienz, übertriebne Gefälligkeit und Mißtraun im gemeinen Leben auflegen, wegfallen. Zutraun und Aufrichtigkeit müssen unter innigen Freunden herrschen.
Sei nicht Jedermanns Freund und Vertrauter.
Interessiere dich für andere, wenn du willst, daß sie sich für dich interessieren.
Suche in der Welt weniger selbst zu glänzen, als anderen Gelegenheit zu geben, sich von vorteilhaften Seiten zu zeigen, wenn du gefallen willst.
Verleihe nie Bücher oder andre Dinge, die dir geliehen worden.
Tue dem Greise, was Du willst, daß man Dir tun solle, wenn einst Deiner Scheitel Haar versilbert sein wird! Pflege seiner und verlasse ihn nicht, wenn die wilde, leichtfertige Jugend ihn flieht!
Auch unter den vertrautesten Freunden können Irrungen entstehn, Mißverständnisse eintreten.
Ein kleiner Anstrich weiblicher Sanftmut gefällt.
Hüte Dich, in den Fehler derjenigen zu verfallen, die aus Mangel an Gedächtnis oder an Aufmerksamkeit auf sich, oder weil sie so verliebt in ihre eigenen Einfälle sind, dieselben Histörchen, Anekdoten, Späße, Wortspiele, witzigen Vergleichungen und so ferner bei jeder Gelegenheit wiederholen.
Man pflegt zu sagen: das sicherste Mittel, Freunde zu haben, sei – keiner Freunde zu bedürfen.
Wer immer in Zerstreuungen lebt, wird fremd in seinem eignen Herzen.
Menschenkenntnis, als die Hauptsache bei dem Umgang mit Menschen, wird am sichersten auf dem Wege der Selbsterkenntnis gefunden.
Die Dankbarkeit ist ein Gefühl, welches das Herz veredelt und bessert, wohltätig für den, der empfängt, wie für den, welcher gibt.
Manche Leute glauben, größere Eigenschaften berechtigen sie, die kleinen gesellschaftlichen Konventionen, die Regeln des Anstands, der Höflichkeit oder der Vorsicht zu vernachlässigen – das ist nicht gut getan.
Alles läßt sich überwinden durch Standhaftigkeit; alles läßt sich vergessen, wenn man seine Aufmerksamkeit auf einen andern Gegenstand heftet.