José Ortega y Gasset Zitate
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Das Kunstwerk ist eine imaginäre Insel, die rings von Wirklichkeit umbrandet ist.
Revolution ist nicht Auflehnung gegen die bestehende Ordnung, sondern Aufrichtung einer neuen, welche die überlieferte stürzt.
Amerika hat noch nicht gelitten. Man täuscht sich, wenn man ihm die hohe Fähigkeit des Herrschens zubilligen möchte.
Überraschung und Verwunderung sind der Anfang des Begreifens und Verstehens.
Der Mensch ist das Wesen, das dazu verurteilt ist, Notwendigkeit in Freiheit umzusetzen.
Die Vergangenheit ist das einzige Rüstzeug das uns die Mittel liefert unsere Zukunft zu gestalten.
Von einem, der sich nur anstrengt, wenn er sicher ist, dafür belohnt zu werden, kann man nicht viel erwarten.
Historisches Wissen ist eine Technik ersten Ranges zur Erhaltung und Fortsetzung einer gereiften Zivilisation.
Es ist falsch, daß im Leben die Umstände entscheiden. Im Gegenteil: Die Umstände sind immer der neue Kreuzweg, an dem unser Charakter entscheidet.
Alles in der Welt ist merkwürdig und wunderbar für ein paar wohlgeöffnete Augen.
Alle Nationalismen sind Sackgassen. Sie führen nirgendwo hin.
Revolution ist nicht Barrikade; Revolution ist ein Geisteszustand.
Der Spezialist ist in seinem winzigen Weltwinkel vortrefflich zu Hause; aber er hat keine Ahnung von dem Rest.
In der Freizeit wird der Mensch zum Dichter seines eigenen Lebens.
Der Mensch wandelt immer zwischen Abgründen, und ob er will oder nicht, besteht seine ihm eigenste Aufgabe darin, sein Gleichgewicht zu bewahren.
Jeder Mensch ist sein eigener Romanschreiber.
Der Zyniker, dieser Schmarotzer der Zivilisation, lebt davon, sie zu verneinen, weil er überzeugt ist, dass sie ihn nicht im Stich lassen wird.
Von dem, was heute gedacht, hängt ab, was morgen gelebt wird.
Was eine Nation groß macht, sind nicht in erster Linie die großen Männer. Es ist das Format der Mittelmäßigen.
Nur wer in gewissem Maß der Zeit entgegenwirkt, kann von sich befriedigt sein.
Das Glück pflegt sich mit den Zügen der Einfachheit und der Ursprünglichkeit zu zeigen.
Der Begriff der Aufgabe ist ein Wesensbestandteil des Menschseins: Den Menschen gibt es nicht ohne die Aufgabe.
Nicht wenig Männer haben kein anderes Innenleben als das ihrer Worte, und ihre Gefühle beschränken sich auf eine rein verbale Existenz.
Die Gesellschaft ist immer eine dynamische Einheit zweier Faktoren, der Eliten und der Massen.
Machen wir heute eine Bilanz unseres geistigen Besitzes auf, so würde sich herausstellen, dass das meiste davon nicht unserem jeweiligen Vaterland, sondern dem gemeinsamen europäischen Fundus entstammt.
Wenn die Masse selbstständig handelt, tut sie es nur auf eine Art: sie lyncht.
Leben ist nichts anderes als der Umgang mit der Welt.
Es gibt heute eine große Sache, die im Sterben liegt, das ist die Wahrheit.
Der Künstler verschließt die Augen vor der äußeren Welt und wendet den Blick auf die subjektiven Landschaften seiner Seele.
Hassen heißt unablässig morden.
Jetzt ist es der Mensch, der scheitert, weil er mit dem Fortschritt seiner eigenen Zivilisation nicht Schritt halten kann.
Die meisten Menschen haben keine Meinung; sie muß von außen in sie hineingepreßt werden wie das Schmieröl in die Maschine.
Das Denken ist eine Lebensfunktion wie die Verdauung und der Blutkreislauf.
Die juristische Form, welche sich eine nationale Gemeinschaft gibt, mag so demokratisch, ja kommunistisch sein wie immer, ihre urwüchsige, präjuridische Verfassung besteht dennoch in der Wechselwirkung zwischen einer Elite und einer Masse.
Alles Leben, zumindest alles menschliche, ist unmöglich ohne Ideal, oder, anders gesagt, das Ideal ist ein organischer Bestandteil des Lebens.
Leben heißt, es mit etwas zu tun zu haben – mit der Welt und mit sich selbst.
Immer, wenn du lehrst, lehre gleichzeitig, an dem zu zweifeln, was du lehrst.
Alter ist immer noch das einzige Mittel, das man entdeckt hat, um lange leben zu können.
Die Abtrünnigkeit der Armee ist nicht eine der Ursachen der Revolution: Sie ist die Revolution selbst.
Keinen Augenblick ist es unserer Entschlusskraft gegönnt zu ruhen. Selbst wenn wir verzweifelt geschehen lassen, was geschieht, haben wir beschlossen, nicht zu beschließen.
Die Vergangenheit kann uns nicht sagen, was wir tun, wohl aber, was wir lassen müssen.
Die Ideale sind das, was unsere vitalen Geisteskräfte anregt, biologische Sprungfedern, Zündstoff für explosive Energieentladungen.
Hartnäckige Übellaunigkeit ist ein klares Symptom dafür, dass ein Mensch gegen seine Bestimmung lebt.
Das Parlament ist im nationalen Zusammenleben das sichtbarste Organ für den Umgang und die Verständigung unter Gleichgestellten.
Überraschung, Verwunderung sind der Anfang des Begreifens. Sie sind der eigenste Sport und Luxus des geistigen Menschen.
Das Schicksal, unsagbar zu sein, teilt das Höchste mit dem Niedrigsten. Weder Gott noch die Farbe des Papiers können mit Worten beschrieben werden.
Der Planet ist offenbar geschaffen, damit der Durchschnittsmensch auf ewig herrscht.
Was ist Gewalt anderes als Vernunft, die verzweifelt.
Das Leben ist seinem inneren Wesen nach ein ständiger Schiffbruch.
Der Tod hebt das Leben nicht auf.