John Stuart Mill Zitate
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Alle in der Menschheit vorhandenen selbstischen Neigungen, alle Selbstvergötterung und ungerechte Selbstbevorzugung wurzeln in der gegenwärtigen Verfassung des Verhältnisses zwischen Mann und Frau und ziehen ihre hauptsächlichste Nahrung aus derselben.
Öffentliche Meinungen über Themen, die dem Verstand schwer zugänglich sind, sind oft richtig, aber selten oder nie die ganze Wahrheit.
Die Vorstellung, es sei die Pflicht eines Menschen, daß ein anderer Mensch religiös sei, lag allen Religionsverfolgungen zu Grunde, die jemals ins Werk gesetzt wurden, und einmal anerkannt, würde sie dieselben insgesamt vollständig rechtfertigen.
Das Prinzip der Freiheit kommt nur dort zu grundsätzlicher Anwendung, wo die Menschen fähig geworden sind, auf dem Wege freier und gleichberechtigter Erörterung fortzuschreiten.
Die Wahrheit einer Meinung ist ein Teil ihrer Nützlichkeit.
Zivilisation, von jedem möglichen Gesichtspunkt aus betrachtet, ist die Bekämpfung der animalischen Triebe.
„Heidnische Selbst-Behauptung“ ist eben so sehr ein Element menschlichen Wertes, als „christliche Selbst-Verleugnung“.
Alle selbstsüchtigen Neigungen, Selbstvergötterung und ungerechte Selbstbevorzugung, mit denen die Menschheit behaftet ist, haben ihren Ursprung in dem gegenwärtigen Verhältnis zwischen Mann und Frau.
Das Genie kann nur in einer Atmosphäre der Freiheit frei atmen.
Vollkommene Bösewichter sind vielleicht ebenso selten wie Engel, vielleicht noch seltener; dagegen sind rohe, grausame Naturen mit gelegentlichen Spuren der Menschlichkeit an sich häufig genug.
Alles Gute, das besteht, ist eine Frucht der Originalität.
Gab es jemals eine Herrschaft, die denen, die sie besaßen, nicht natürlich erschien?
Ein Mann mit einer Überzeugung ist stärker als neunundneunzig Leute mit Interessen.
Die Ehe ist die einzige wirkliche Leibeigenschaft, die unser Gesetz kennt. Es gibt keine Sklaven mehr, außer den Herrinnen jedes Hauses.
Jeder heftige Schmerz, sei er körperlich oder geistig, hat die Tendenz, die Empfindlichkeit gegen Schmerz für alle spätere Zeit zu steigern.
Was man aber jetzt die Natur der Frauen nennt, ist etwas durch und durch künstlich Erzeugtes – das Resultat erzwungener Niederhaltung nach der einen, unnatürlicher Anreizung nach der andern Richtung.
Alles, was wirklich zur Mischung der Nationalitäten und der Verschmelzung ihrer Gaben und Eigenheiten zu einem einigenden Bande beiträgt, ist eine Wohltat für das menschliche Geschlecht.
Das Volk, welches die Macht ausübt, ist nicht immer dasselbe Volk wie das, über welches sie ausgeübt wird.
Die Meinungen der Menschen über das, was Lob und Tadel verdient, werden von all den mannigfaltigen Einflüssen berührt, die ihre Wünsche hinsichtlich des Verhaltens anderer bestimmen.
Der Hauptzug der Geschichte besteht doch darin, die Mittelmäßigkeit zur vorherrschenden Macht innerhalb der Menschheit zu erheben.
Wenn dasselbe zufällige Zusammentreffen sich nie zum zweitenmale ereignen würde, so hätten wir damit eine leichte Probe, um es von einem jeden Zusammentreffen, das ein Resultat von Gesetzen ist, zu unterscheiden.
Alles, was die Individualität zerstört, ist Despotismus, welchen Namen es auch tragen mag, und gleichviel, ob es den Willen Gottes oder die Gebote der Menschen zu vollstrecken vorgibt.
Gutes und Böses hat die natürliche Tendenz, ein jedes sich in seiner Weise fruchtbar zu erweisen, indem Gutes Gutes und Böses Böses hervorbringt.
Armut ist die Mutter unzähliger geistiger und sittlicher Übel und was noch schlimmer ist, die Gewohnheit, sich gekränkt und unterdrückt zu sehen, wirkt erniedrigend auf den ganzen Charakter.
Alles, was nicht als Mittel zu einem Zweck und letztlich als Mittel zum Glück begehrt wird, ist selbst ein Teil des Glücks und wird erst dann um seiner selbst willen begehrt, wenn es dazu geworden ist.
Ich betrachte die Nützlichkeit als den Schlußstein aller ethischen Fragen, aber es muß Nützlichkeit im weitesten Sinne sein, gegründet auf die dauernden Interessen eines Menschen als fortschreitendes Wesen.
Die Verfassung ist ein Mittel, das sicherstellen soll, daß die Herrschenden ihre Macht nicht mißbrauchen.
Die verhängnisvolle Neigung der Menschen, über etwas, was nicht mehr zweifelhaft ist, nicht länger nachzudenken, ist die Ursache der Hälfte aller Irrtümer.
Ich füge hinzu, dass in dem gegenwärtigen Zustand der Welt – so paradox die Behauptung auch sein mag – die Bereitschaft, ohne Glück auszukommen wohl am ehesten geneigt ist, so viel Glück zu bewirken, wie überhaupt nur erreichbar ist.
Die Nützlichkeit einer Meinung ist selbst Meinungssache, so streitig, der Erörterung so zugänglich und ihrer so bedürftig als die Meinung selbst.
Wir können nie sicher sein, daß die Ansicht, die wir zu unterdrücken suchen, falsch ist; auch wenn wir sicher sein könnten, wäre die Unterdrückung immer noch ein Übel.
Nur die Charakteränderung – namentlich der Arbeitgeber – kann den sozialen Frieden herbeiführen.
Es gibt viele Wahrheiten, deren voller Inhalt nicht erfaßt werden kann, bis persönliche Erfahrung ihn uns nahe bringt.
Selbst das Vergnügen der Selbstzufriedenheit hängt in der Mehrzahl der Fälle von der Meinung anderer ab.
Das große, schöpferische Individuum ist zu mehr Weisheit und Tugend fähig, als es der kollektive Mensch je sein kann.
In allen Gebieten menschlicher Angelegenheiten ist die Rücksicht auf die Gesinnungen unserer Mitmenschen in einer oder der andern Gestalt bei fast allen Charakteren das durchgehende Motiv.
Die Herren der Frauen verlangten mehr als einfachen Gehorsam, und sie wandten die ganze Macht der Erziehung an, um ihren Zweck zu erreichen.
Eine schlechte Handlung führt uns zur anderen sowohl bei dem Täter und den Zuschauern als auch bei denen, die zunächst von den Wirkungen der Tat betroffen werden.
Wer sich noch in dem Zustand befindet, wo andere für ihn sorgen müssen, der muss gegen seine eigene Handlungsweise ebenso geschütz werden, wie gegen äußere Unbill.
Allgemein verbreitete Meinungen über Gegenstände, die für die Sinne nicht greifbar sind, enthalten oft ein Stück, aber selten oder nie die ganze Wahrheit.
Eine Regierung kann nicht genug Wert auf eine Tätigkeit legen, welche die individuelle Bemühung und Entwicklung nicht behindert, sondern ihr hilft und sie anspornt. Der Wert eines Staates ist auf lange Sicht der Wert der Individuen, die ihn bilden.
Die einzige Schule einer edleren moralischen Gesinnung ist der Verkehr zwischen Gleichstehenden.
Nach der Meinung nicht schlechter, sondern der besten aller Menschen ist keine Meinung, die der Wahrheit entgegensteht, wahrhaft heilsam.
Die einzige Freiheit, die diesen Namen verdient, ist das Recht, unser Wohlergehen auf unserem eigenen Wege zu verfolgen, solange wir nicht anderen das ihrige verkümmern oder ihre darauf gerichteten Bemühungen durchkreuzen.
Die Menschen handeln nicht schlecht, weil ihre Leidenschaften stark sind, sondern weil ihr Gewissen schwach ist.
Alles, was dem menschlichen Leben Wert verleiht, beruht darauf, daß man die Handlungen des anderen Menschen in Schranken bannt.
Der Wert eines Staates ist im Laufe der Zeit dem Wert der Individuen gleich, aus denen er zusammengesetzt ist.
Es ist zu bezweifeln, ob alle bisherigen technischen Erfindungen die Tageslast auch nur eines einzigen menschlichen Wesens erleichtert haben.
Nicht weil des Menschen Wünsche stärker sind, wirken sie Übles, sondern weil des Menschen Gewissen schwach ist.
Die Menschheit hat einen größeren Gewinn, wenn sie jeden nach seinem Gutdünken leben lässt, als wenn sie jeden zwingt, nach dem Gutdünken der andern zu leben.