Johannes vom Kreuz Zitate
O, umschwebende Luft, wie nur bist Du so hauchzart, wie nur berührst Du so hauchzart, Wort, Gottes Sohn, bei Deiner bestürzenden Allgewalt. Überselig ist die Seele, die Du, Allgewaltiger, so umhauchst.
Willst du dahin kommen, alles zu besitzen, suche nichts zu besitzen.
Glücklich, wer das, was ihm schmeckt und ihn anzieht, auf die Seite gestellt hat, und die Dinge auf ihre Vernünftigkeit und Gerechtigkeit hin betrachtet, bevor er sie tut.
Sanftmütig ist, wer den Nächsten und sich selbst erträgt.
In der Bedrängnis wende dich sofort voll Vertrauen an Gott, und du wirst gestärkt, erleuchtet und belehrt.
O süße Liebe Gottes, die wenig nur bekannt ist! Wer zu ihren Adern fand, hat seine Ruhe gefunden.
Rede wenig und mische dich nicht in Dinge, über die du nicht gefragt wirst.
Je mehr du dich von den irdischen Dingen trennst, desto mehr näherst du dich den himmlischen, und um so mehr findest du in Gott.
Die Seele schlief nämlich einen Schlaf, aus dem sie von selbst nicht zu erwachen vermochte. Nur Gott konnte sie wecken und ihr die Augen öffnen, deshalb spricht die Seele ganz richtig vom Erwachen Gottes, indem sie sagt: Du erwachst in meinem Herzen.
Mehr liebt Gott an dir den geringsten Grad an Gewissensreinheit als alle Werke, die du vollbringen könntest.
Begib dich nicht in die Gegenwart der Geschöpfe, wenn du das Antlitz Gottes in deiner Seele klar und ungebrochen bewahren willst; sondern entleere und entferne deinen Geist weit von ihnen, und du wirst in göttlichen Lichtern wandeln, denn Gott ist den Geschöpfen nicht ähnlich.
Die Geschöpfe sind gleichsam eine Spur der Fußstapfen Gottes, an der man seine Größe, Macht und Weisheit sehen kann.
Wegen keiner Beschäftigung das innere Gebet unterlassen, denn es ist Nahrung für die Seele.
O lebendige Liebesflamme, die du zart verwundest meine Seele in der tiefsten Mitte!
Der harte Mensch wird in seiner Eigenliebe noch härter.
Herz, worauf wartest du? Lieben kannst du sofort!
Wenn du dich auch nicht fürchtest, allein zu fallen, wieso maßest du dir an, allein aufzustehen? Schau: Zwei zusammen können mehr als einer allein.
Nichts ist besser und notwendiger als die Liebe. Ein wenig lautere Liebe ist vor Gott wertvoller, für die Kirche nützlicher als alle anderen Werke zusammen.
Der ganz lautere Geist läßt sich nicht auf seltsame Wunderlichkeiten noch auf menschliche Rücksichten ein, sondern tauscht sich allein und abgesondert von allen Formen innerlich in köstlicher Ruhe mit Gott aus, denn sein Erkennen geschieht in gottgewirkter Stille.
Mit der Liebe zu Gott steigert sich die Liebe zum Nächsten. Beide entspringen der selben Qualität.
Wenn die Seele wach wird, erkennt sie durch Gott die Geschöpfe und nicht durch die Geschöpfe Gott.
In Freuden und Vergnügungen wende dich sofort voll Ehrfurcht und Wahrhaftigkeit an Gott, und du wirst weder getäuscht noch in Eitelkeit verstrickt.
Denke nicht, daß das Wohlgefallen vor Gott so sehr in vielen Werken besteht, sondern darin, sie mit gutem Willen zu wirken, ohne Besitzdenken und falsche Rücksichten.
Wer unter einer Last fällt, wird nur schwerlich mit der Last aufstehen.
Gott ist Licht wegen seiner Helligkeit, Friede wegen seiner Ruhe, eine Quelle wegen seiner überfließenden Fülle und der Ewigkeit.
Damit die Seele lerne, Gott zu lieben, richte sie ihre Augen nicht auf seine Größe, sondern auf die Größe seiner Demut.
Seit ich mich auf das Nichts eingestellt habe, fehlt mir nichts.
Das Zentrum der Seele ist Gott. Wenn sie ihn liebt mit allen Fasern ihres Seins, mit der ganzen Kraft ihres Tuns und Wünschens, gelangt sie zu ihrer tiefsten Mitte.
Je höher man stieg, desto weniger verstand man, daß es die dunkle Wolke ist, die die Nacht erhellt; deshalb bleibt, wer sie erfuhr, unwissend, alles Wissen übersteigend.
Wie magst du noch länger zuwarten, meine Seele? Kannst du denn nicht von diesem Augenblick an Gott lieben von ganzem Herzen?
Verzicht bedeutet nicht Loslösung, wenn die Begierde bleibt.
Und wer als Blinder fällt, wird als Blinder nicht allein aufstehen; und wenn er allein aufstehen sollte, wird er einen Weg einschlagen, der ihm nicht zuträglich ist.
Das Band der Freundschaft kann nur bestehen zwischen Seelen, deren Gottesliebe glühend ist wie die lohende Flamme, rein wie Kristall, keusch wie das Licht.
Wer sich von seinen Strebungen nicht fortreißen läßt, wird wie der Vogel, dem keine Feder fehlt, im Geiste mit Leichtigkeit davonfliegen.
Der wahrhaft Liebende ist erst dann befriedigt, wenn er alles, was er ist und wert ist, alles, was er besitzt und empfängt, dem Geliebten zubringt.
Du wirst umso mehr etwas sein, je weniger du in allem sein willst.
Meine Seele ist losgelöst von jedem geschaffenen Ding, und über sich selbst erhoben, und in einem köstlichen Leben, allein auf ihren Gott gestützt.
Mehr nützt es, beladen mit einem Starken verbunden zu sein als unbelastet mit einem Schwachen.
Lerne zu lieben, wie Gott geliebt sein möchte, und laß‘ deine Eigenheit.
In Frieden lebt der Mensch, der Gutes mit Gutem vergilt und, so viel an ihm liegt, niemanden schädigen will.
Gib Acht, dich nicht in fremde Angelegenheiten einzumischen, ja, lass sie dir noch nicht einmal durch den Kopf gehen; denn vielleicht bist du nicht fähig, deine eigene Aufgabe zu erfüllen.
Wer außer Gott nichts anderes will, der wandelt nicht im Finstern, mag er sich auch für den Unwissendsten und Ärmsten unter den Menschen halten.
Die Seele ist nicht dort, wo sie lebt, sondern wo sie liebt.
Besser ist es, die Zunge zu beherrschen, als zu fasten bei Wasser und Brot.
Wer den rechten Augenblick verpasst, ist wie einer, der einen Vogel aus der Hand freigelassen hat; er wird ihn nicht wieder zurückbekommen.
Die Seele, die Gott liebt, verlangt und erwartet nichts von ihm als die Vervollkommnung der Liebe.
Der Mensch kann weder richtig froh sein, noch richtig leiden, da er nicht weiß, wo das Gute aufhört und das Böse anfängt.
Am Abend wirst du in der Liebe geprüft.
Suche in deinem Herzen den Frieden zu wahren! Kein Vorfall dieser Welt soll es beunruhigen. Denke, das alles ein Ende nehmen muß.
Ein gepflegter und gehüteter Baum trägt durch die gute Sorge seines Besitzers seine Frucht zur rechten Zeit, wie man es von ihm erwartet.