Johannes Scherr Zitate

Johannes Scherr Zitate

seite 1

Jedes Volk muß regiert werden, seine Führer müssen es leiten, ihm seine wahren und dauernden Interessen deutlich machen, wenn nicht der Staat dem erbärmlichsten Despotismus und damit dem Zufall, der Willkür und Anarchie preisgegeben werden soll.

Johannes Scherr

Die ganze Weltgeschichte ist nur eine fortgesetzte Durchlöcherung und Zertretung des papierenen Rechtsbodens.

Johannes Scherr

Jeder ist seines Glückes Schmied, – ja wohl, aber zum Schmieden gehören nicht nur rüstige Arme, sondern auch leidlich gutes Handwerkszeug, und dieses Handwerkzeug, das ist gerade das Glück selber.

Johannes Scherr

Die Gleichheit der Menschen und Völker ist ein Ideal, dessen Verwirklichung den Naturgesetzen widerspricht. Nur Gauner stellen sich an, daran zu glauben, um mit dieser Leimrute Gimpel zu fangen.

Johannes Scherr

Der Idealismus ist der Glaube an Ur-Ideen, die Urbilder des Guten und Rechten, des Wahren und Schönen, Ur-Ideen, welche dem Menschen nicht eingeboren sind, sondern die er sich vielmehr auf dem mühsamen Wege vieltausendjähriger Kulturarbeit aneignen mußte.

Johannes Scherr

Glaubt nicht den Scharlatanen in der kurzen und langen Robe, in der roten und schwarzen Kutte, die vom Phantasma der Menschenbruderschaft schwatzen.

Johannes Scherr

Die Niedertracht arbeitet überall nach derselben Schablone.

Johannes Scherr

Für die echten Poeten ist atmen und dichten dasselbe.

Johannes Scherr

Nicht der Zufall, sondern der Gedanke und die Arbeit bilden und bauen die Welt.

Johannes Scherr

Es ist ein großer Frevel an der Natur, die wildwachsenden Blumen als Unkraut zu bezeichnen.

Johannes Scherr

Die Frauen leben die Poesie; wir Männer begnügen uns, sie zu bewundern. Wir lassen uns von dem Dichter läutern, begeistern; aber die Frauen lieben ihn; denn die ganze Musik der Poesie, nur in Frauenseelen klingt sie wieder.

Johannes Scherr

Die Poesie verklärt und bestraft. Sie verklärt, indem sie die Gestalt und die Züge ihrer Zeit, im Fenster des Ideals geläutert, der Nachwelt überliefert; sie bestraft, indem sie der Wirklichkeit das Ideal als einen Medusenschild entgegenhält.

Johannes Scherr

Das charakterlose Talent bringt es in allem und jedem zum Virtuosentum, nie aber zur Künstlerschaft.

Johannes Scherr

Soll der Mensch nicht vertieren, so muß er etwas haben, an etwas glauben, was ihn über die Drangsal des Kampfes ums Dasein emporhebt. Ohne Illusion, Ideale, Götter ist er nur eine Bestie, sei es eine wilde, sei es eine wüste.

Johannes Scherr

Die Gemeinde der Unvernunft war, ist und wird immer sein die zahlreichste auf Erden. Die Geschichte der deutschen Frauentracht liefert zu dieser traurigen Wahrheit manche Illustration.

Johannes Scherr

Das Dogma von der absoluten Gleichheit der Menschen ist nicht mehr und nicht weniger ein Wahn als irgendein religiöses Dogma.

Johannes Scherr

Die Gesellschaft ist allezeit geneigt, die Kühnheit des Lasters, nie aber die Kühnheit des Denkens zu verzeihen.

Johannes Scherr

Nicht die Gunst, sondern vielmehr die Ungunst der Verhältnisse ist der Hammer, welcher den Mann schmiedet.

Johannes Scherr

Jedes Prinzip biegt sich, allzu scharf zugespitzt, in sein Gegenteil um. Das überspannte moralische Prinzip führt zu zaristischem Despotismus, das übertriebene demokratische zur Pöbeltyrannei.

Johannes Scherr

Die Religion ist der Idealismus des Volkes.

Johannes Scherr

Eine dauernde Machtübung über Menschen ist nur auf der Granitbasis eines Prinzips möglich.

Johannes Scherr

Daß der Zweifel an dem Gegebenen und Überlieferten der Vater aller wirklichen Forschung, wird heutzutage nur noch von Leuten betritten, welche in Sachen des Denkens und Wissens überhaupt nicht mitzählen.

Johannes Scherr

Zweifel am eigenen Können kommen nur dem, der es ernst mit seinem Schaffen meint.

Johannes Scherr

Die Kinder des Glückes, und nun gar vollends die „in Purpur geborenen“ erfahren nur selten oder nie jenen schmerzlichen, aber heilsamen Druck der Not, welcher die Muskeln der Seele stählt und ihre Federkraft erhöht.

Johannes Scherr

Jeder anständige Mensch ist durch das Gefühl der Pflicht gezwungen, nach Maßgabe seiner Kräfte in den großen Kampf einzugreifen, darin seinen Mann zu stellen und trotz Ekel und Überdruß auszuharren auf seinem Posten.

Johannes Scherr

Das ist das Eigentümliche auserwählter Menschen, daß sie aus dem scheinbar überwältigend Großen wie aus dem scheinbar bedeutungslosen Kleinen stets das Richtige, das wirksame Moment herauszufinden wissen.

Johannes Scherr

Manche Menschen haben kein Talent zum Hauswirt, andere nicht zum Mieter.

Johannes Scherr

Der Duldmut der Frauen ist stärker als der der Männer.

Johannes Scherr

Ja, die „große Meisterin“, die Not, sie ist es, welche den kategorischen Imperativ der Pflicht lehrt und Charakter bildet.

Johannes Scherr

Je dümmer, desto schöner, je alberner, desto verehrungswürdiger, je sinnloser, desto erbaulicher. In diese zwölf Worte faßt sich bekanntlich das Ergebnis sämtlicher Dogmengeschichten, sämtlicher Religionen zusammen.

Johannes Scherr

Wirklich glücklich sind nur die ganz dummen Leute.

Johannes Scherr

Es kann einem Zweifel gar nicht unterstellt werden, daß eines Volkes Vor- und Rückschritt durch das bewußt oder unbewußt ihm vorschwebende Ideal bedingt oder bestimmt wird.

Johannes Scherr

Ach, daß die Kinder erst nach der Eltern Tod einsehen, daß diese es besser mit ihnen gemeint als sie selber.

Johannes Scherr

Nicht der Erfolg ist der Prüfstein geschichtlicher Charaktere, sondern das Recht, die Wahrheit und die Menschlichkeit. Sonst müßten ja gar häufig die größten Schurken für die verehrungswürdigen Gestalten der Weltgeschichte gelten.

Johannes Scherr

Ohne Verständnis der Naturgesetze gibt es kein Verständnis der Gesetze, welchen gemäß der Prozeß menschlicher Kultur vor sich geht, daher ohne Naturwissenschaft keine Geschichtswissenschaft.

Johannes Scherr

Der Mensch will getäuscht sein. Das verlangt seine Natur, welche nach Täuschung lechzt und die Wahrheit mehr fürchtet als Feuer und Schwert.

Johannes Scherr

Edle Naturen veredelt das Unglück, während es gemeine vergemeinert.

Johannes Scherr

Werden, wachsen, blühen, welken, vergehen! Das ist das ewige Gesetz der Natur und der Geschichte.

Johannes Scherr

Nicht der Mann allein macht die Geschichte und die Poesie; wie zur Fortpflanzung der Menschheit, gehört auch zum Kulturprozeß das „Ewig-Weibliche“.

Johannes Scherr

Helden, Dichter und Frauen gehören untrennlich zusammen. Heldentum und Dichtertum, durch das Frauentum erhalten beide erst die rechte Weihe.

Johannes Scherr

Urmeisterin Not sorgt glücklicherweise immer wieder dafür, daß in Stunden der Entscheidung die blasse Phrase das Feld räumt vor der rotbackigen That.

Johannes Scherr

Für den Mann reißt in der Tat mit dem Gürtel, mit dem Schleier gewöhnlich der schöne Wahn entzwei, aber für das Weib ist die Brautnacht das Tor zu ihrem wahren und wirklichen Dasein: denn aus dem Grab ihrer Jungfernschaft steht triumphierend ihre Mutterschaft auf, ihres Wesens Essenz und Zweck.

Johannes Scherr

Pessimismus ist ganz wesentlich Leidenschaft, heißer Wunsch und Wille, das Elend des Daseins zu mildern und die Schäden der Gesellschaft zu bessern.

Johannes Scherr

Mit der Dummheit kämpfen Gauner nicht vergebens.

Johannes Scherr

Je ungeheuerlicher eine Lüge, desto leichter schluckt sie der Köhlerglaube hinunter.

Johannes Scherr

Alle menschlichen Einrichtungen und Schöpfungen, welche der schweren Probe des praktischen Daseins mit allen seinen Wirklichkeiten und Gemeinheiten unterworfen sind, vermögen der Gefahr des Aus- und Entartens nicht zu entgehen.

Johannes Scherr

Die Rebellen von gestern sind allzeit die Despoten von heute.

Johannes Scherr

Die große Meisterin Not mit ihrer erstgeborenen Tochter Arbeit sind überall Kulturbringerinnen.

Johannes Scherr

Der Pessimist legt den Maßstab des sittlichen Ideals an die Erscheinungen der Welt und gewinnt die Überzeugung von der Nichtigkeit derselben, weil die Wirklichkeit nicht nur der Idee nirgends entspricht, sondern auch derselben häufig widerspricht.

Johannes Scherr

Das Dumme ist und bleibt das Krumme und das Niederträchtige das ewig Mächtige.

Johannes Scherr


anderen Autoren