Johann Wolfgang von Goethe Zitate
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Das Gute in der Welt ist viel schmäler gesät, als man denkt; was man hat, muß man halten.
Mit Ungeduld bestraft sich zehnfach Ungeduld; man will das Ziel heranziehen und entfernt es nur.
Rezensieren und Tadeln sind im Wörterbuch manches jungen Gelehrten vollkommen synonym.
Und merke dir ein für allemal den wichtigsten von all den Sprüchen. Es liegt dir kein Geheimnis in der Zahl – allein ein großes in den Brüchen.
Ein großes Unheil entspringt aus den falschen Begriffen.
Aus der Ferne ist schwer raten!
Einst hatt ich einen schönen Traum; Da sah ich einen Apfelbaum, Zwei schöne Äpfel glänzten dran, Sie reizten mich, ich stieg hinan.
Zutraulichkeit an der Stelle der Ehrfurcht ist immer lächerlich. Es würde niemand den Hut ablegen, nachdem er kaum das Compliment gemacht hat, wenn er wüßte, wie komisch das aussieht.
Wir müssen alle schlechte Arbeit hassen lernen wie die Sünde.
Zwar nehmen ist recht gut, doch besser ist’s behalten.
Das mächtigste Hirngespinst ist die öffentliche Meinung: Niemand weiß genau, wer sie macht, niemand hat sie je persönlich kennengelernt, aber alle lassen sich von ihr tyrannisieren!
Deutschland kann sich nicht entlaufen und wenn es nach Rom liefe, überall wird es von der Platitüde begleitet, wie der Engländer von seinem Theekessel.
Der wahre Liberale sucht mit den Mitteln, die ihm zu Gebote stehen, soviel Gutes zu bewirken, als er nur immer kann; aber er hütet sich, die oft vermeidlichen Mängel sogleich mit Feuer und Schwert vertilgen zu wollen.
Meine Großmutter hatte ein Märchen vom Magnetberg: die Schiffe, die zu nahe kamen, wurden auf einmal alles Eisenwerks beraubt, die Nägel flogen dem Berge zu, und die armen Elenden scheiterten zwischen den übereinander stürzenden Brettern.
Alle Gesetze sind Versuche, sich den Absichten der moralischen Weltordnung im Welt- und Lebenslaufe zu nähern.
Die Anatomie war mir auch deshalb doppelt wert, weil sie mich den widerwärtigsten Anblick ertragen lehrte, indem sie meine Wißbegierde befriedigte.
Die Frauen haben eine gewisse Zurückhaltung aus Bescheidenheit, die ihre größte Zierde ist, sie hindert sie, ihre Gefühle frei zu äußern, und diese werden sie am wenigsten zu Tage legen, wenn Eitelkeit im Spiel ist.
Neuere Poeten tun zu viel Wasser in die Tinte.
Bedenke nicht; gewähre, wie du’s fühlst.
Der Aberglaube ist die Poesie des Lebens; deswegen schadet es dem Dichter nicht, abergläubisch zu sein.
Macht doch den zweiten Fensterladen auf, damit mehr Licht hereinkomme.
Alle geistig wie körperlich durchaus naturkräftig ausgestatteten Menschen sind in der Regel die bescheidensten, dagegen alle besonders geistig verfehlten weit eher einbildnerischer Art.
Wie es auch sei, das Leben, es ist gut.
In Auslegen seid frisch und munter! Legt ihr’s nicht aus, so legt was drunter!
Der Zeitungsschreiber selbst ist wirklich zu beklagen, Gar öfters weiß er nichts, und oft darf er nichts sagen.
Etwas Theoretisches populär zu machen, muß man es absurd darstellen. Man muß es erst selbst ins Praktische einführen; dann gilt’s für alle Welt.
Eine Ehe sollte nur alsdann für unauflöslich gehalten werden, wenn entweder beide Teile oder wenigstens der eine Teil zum dritten Male verheiratet wäre.
Wie viel Klügeres, Größeres, Edleres hat gelebt, und wir Zeitlinge bilden uns ein, allein klug zu sein!
Fehler kann man begehen, wie man will, nur baue man sie nicht auf.
Anstatt meinen Worten zu widersprechen, sollten sie nach meinem Sinne handeln.
Wer die deutsche Sprache versteht und studiert, befindet sich auf dem Markte, wo alle Nationen ihre Waren anbieten; er spielt den Dolmetscher, indem er sich selbst bereichert.
Einigkeit vortrefflicher Männer ist wohlgesinnter Frauen sehnlichster Wunsch.
Wer sich nur selbst spielen kann, ist kein Schauspieler.
Alle brauchbaren Menschen sollen in Bezug untereinander stehen, wie sich der Bauherr nach dem Architekten und dieser nach Maurer und Zimmermann umsieht.
Unendlich ist das Werk, das zu vollführen Die Seele dringt.
In den Zeitungen ist alles Offizielle geschraubt, das übrige platt.
Was den Effekt betrifft, so würde ein Neuer, der für Neue arbeitet, immer dabei im Vorteil sein, weil man ohne pathologisches Interesse wohl schwerlich sich den Beifall der Zeit erwerben wird.
Nur darf er [der Mensch] sich nicht gehen lassen; er muss sich kontrollieren; der bloße nackte Instinkt geziemt nicht dem Menschen.
Beim Himmel, dieses Kind ist schön! So etwas hab‘ ich nie gesehn. Sie ist so sitt- und tugendreich, Und etwas schnippisch doch zugleich.
Ich darf sagen, ich kam nie leer zurück, wenn ich unter Druck und Not Gott gesucht hatte.
Die Neigung der Jugend zum Geheimnis, zu Zeremonien und großen Worten ist außerordentlich und oft ein Zeichen einer gewissen Tiefe des Charakters.
Wir behalten von unseren Studien am Ende doch nur das, was wir praktisch anwenden.
Wen man täglich von früh bis spät sieht, der kann uns nicht mehr verführen.
Ein Dilettant verhält sich zur Kunst wie der Pfuscher zum Handwerk.
Die ganze Welt ist voll armer Teufel, denen mehr oder weniger angst ist.
So sei doch höflich! – Höflich mit dem Pack? Mit Seide näht man keinen groben Sack.
Sünd und Schande Bleibt nicht verborgen.
Doch muß man auch hier bemerken, daß der Schwächere, der leidende Teil, gleichfalls auf seine Weise die Preßfreiheit zu unterdrücken sucht, und zwar in dem Falle, wenn er konspiriert und nicht verraten sein will.
Ein jeglicher muß seinen Helden wählen, dem er die Wege zum Olymp hinauf sich nacharbeitet.
Ironie ist das Körnchen Salz, das das Aufgetischte überhaupt erst genießbar macht.