Johann Wolfgang von Goethe Zitate
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Ob denn die Glücklichen glauben, daß der Unglückliche wie ein Gladiator mit Anstand vor ihnen umkommen solle, wie der römische Pöbel zu fordern pflegte?
Es betrügt sich kein Mensch, der in seiner Jugend noch so viel erwartet. Aber wie er damals die Ahndung in seinem Herzen empfand, so muss er auch die Erfüllung in seinem Herzen suchen, nicht außer sich.
Ich habe Freunde gesehen, Geschwister, Liebende, Gatten, deren Verhältnis durch den zufälligen oder gewählten Hinzutritt einer neuen Person ganz und gar verändert, deren Lage völlig umgekehrt wurde.
Mein Rat ist daher, nichts zu forcieren und alle unproduktiven Tage und Stunden lieber zu vertändeln und zu verschlafen, als in solchen Tagen etwas machen zu wollen, woran man später keine Freude hat.
Was verkürzt mir die Zeit? – Tätigkeit. Was macht sie unerträglich lang? – Müßiggang. Was bringt Schulden? – Harren und Dulden. Was macht Gewinnen? – Nicht lange besinnen. Was bringt Ehren? – Sich wehren.
Der Geist der Medizin ist leicht zu fassen, ihr durchstudiert die groß‘ und kleine Welt, um es am Ende gehn zu lassen, wie’s Gott gefällt.
Um zu begreifen, daß der Himmel überall blau ist, braucht man nicht um die Welt zu reisen.
Der Verständige findet fast alles lächerlich, der Vernünftige fast nichts.
Die Irrtümer des Menschen machen ihn eigentlich liebenswürdig.
Doch lässt sich ihm vertrauen, und das ist viel.
Dem Klugen kommt das Leben leicht vor, wenn dem Toren schwer, und oft dem Klugen schwer, dem Toren leicht.
Lebe wohl, Du Einzige, in die ich nichts zu legen brauche, um alles in Dir zu finden.
Der Mensch muß gewohnt sein, die Religion des Herzens und die der Kirche als das große Sakrament zu sehen, das sich zergliedert und diesen Teilen seine Heiligkeit Unzerstörlichkeit und Ewigkeit mitteilt.
Sehr leicht zerstreut der Zufall, was er sammelt.
Welch eine bunte Gemeinde! An Gottes Tisch sitzen Freund und Feinde.
Mitteilung durch Analogien halt ich für so nützlich als angenehm.
Es ist nichts schrecklicher als eine tätige Unwissenheit.
Und die Knaben, versteht sich von selber, sie führt ein wackrer gradgesinnter Mann ins Heiligtum aller Erkenntnis, die uns die griechische Welt und die lateinische darbeut. Und so wären die Kinder vor allem Unheil gesichert.
Ein Schauspiel für Götter Zwei Liebende zu sehn! Das schönste Frühlingswetter Ist nicht so warm, so schön.
Keiner ist mehr hoffnungslos hörig als die, die fälschlicherweise glauben, sie seien frei!
Jede Anziehung ist wechselseitig.
Wenn weise Männer nicht irrten, müßten die Narren verzweifeln.
Wer sich auf Geld versteht, versteht sich auf die Zeit.
Es ist kein schönrer Anblick in der Welt, Als einen Fürsten sehn, der klug regiert.
Wie viele von unsern Gedichten würden aushalten, auf dem Markte oder sonst unter freiem Himmel gelesen zu werden.
Es ist von einem Experiment zu viel gefordert, wenn es alles leisten soll. Konnte man doch die Elektrizität erst nur durch Reiben darstellen, deren höchste Erscheinung jetzt durch bloße Berührung hervorgebracht wird.
Glaube ist Liebe zum Unsichtbaren, Vertrauen aufs Unmögliche, Unwahrscheinliche.
Überall will jeder obenauf sein, Wie’s eben in der Welt so geht. Jeder sollte freilich grob sein, Aber nur in dem, was er versteht.
Ungern entschließt sich der Mensch zur Ehrfurcht, oder vielmehr entschließt sich nie dazu; es ist ein höherer Sinn, der seiner Natur gegeben werden muß.
Mache dir selber Bahn!
Einem Klugen widerfährt keine geringe Dummheit.
Aber er war aus der Stille, der Dämmerung, der Dunkelheit, welche ganz allein die reinen Produktionen begünstigen kann.
Wer Maximen bestreiten will, sollte fähig sein, sie recht klar aufzustellen und innerhalb dieser Klarheit zu kämpfen, damit er nicht in den Fall gerate, mit selbstgeschaffenen Luftbildern zu fechten.
Versäumt nicht zu üben die Kräfte des Guten!
Keimt ein Glaube neu, Wird oft Lieb‘ und Treu Wie ein böses Unkraut ausgerauft.
Das Sein ist ewig, denn Gesetze bewahren die lebendigen Schätze, aus welchen sich das All geschmückt.
Es gibt Menschen, die auf die Mängel ihrer Freunde sinnen; dabei ist nichts zu gewinnen. Ich habe immer auf die Verdienste meiner Widersacher acht gehabt und davon Vorteil gezogen.
Wie selten ist der Mensch mit dem Zustande zufrieden, in dem er sich befindet! Er wünscht sich immer den seines Nächsten, aus welchem sich dieser gleichfalls heraussehnt.
Das Schöne ist eine Manifestation geheimer Naturgesetze, die uns ohne dessen Erscheinung ewig wären verborgen geblieben.
Mängel und Schicksale haben wir alle gemein; die Tugenden gehören jedem besonders.
Da mir Worte immer fehlen Ihnen zu sagen, wie lieb ich Sie habe, schick‘ ich Ihnen die schönen Worte und Hieroglyphen der Natur, mit denen sie uns andeutet, wie lieb sie uns hat.
Ich habe viel gezeichnet, aber ich werde nie Künstler. Die Liebe gibt mir alles; und wo die nicht ist, dresch‘ ich Stroh.
Die Gegenwart weiß nichts von sich, der Abschied fühlt sich mit Entsetzen, entfernen zieht dich hinter dich, Abwesenheit allein versteht zu schätzen.
Der Tag an und für sich ist gar zu miserabel; wenn man nicht ein Lustrum anpackt, so gibt’s keine Garbe.
Es gibt Pedanten, die zugleich Schelme sind, und das sind die allerschlimmsten.
Es geht uns alten Europäern übrigens mehr oder weniger allen herzlich schlecht; unsere Zustände sind viel zu künstlich und kompliziert, unsere Nahrung und Lebensweise ist ohne die rechte Natur, und unser geselliger Verkehr ohne eigentliche Liebe und Wohlwollen.
Sich mitzuteilen ist Natur; Mitgeteiltes aufzunehmen, wie es gegeben wird, ist Bildung.
Am Morgen sind wir am klügsten, aber auch am sorglichsten; denn auch die Sorge ist eine Klugheit, wiewohl nur eine passive. Die Dummheit weiß von keiner Sorge.
Manche sind auf das, was sie wissen, stolz, hoffärtig, gegen das, was sie nicht wissen.
Zwischen uns sei Wahrheit.