Johann Wolfgang von Goethe Zitate
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Was im Anfang einen frohen Genuss gewährte, wenn man es oberflächlich hin nahm, das drängt sich hernach beschwerlich auf, wenn man sieht, dass ohne gründliche Kenntnis doch auch der wahre Genuss ermangelt.
In jedem Wort klingt der Ursprung nach, wo es sich herbedingt.
Der Künstler kann nur arbeiten; Beifall läßt sich, wie Gegenliebe, wünschen, nicht erzwingen.
Ein Titel und ein Orden hält im Gedränge manchen Puff ab.
Wie nötig ist’s, in der jetzigen Zeit ein angenehmes Zuhause zu haben.
Wie kommt man in der Beschränkung seiner Individualität wohl dahin, das Vortrefflichste gewahr zu werden?
Ein Leben ohne Liebe, ohne die Nähe des Geliebten, ist nur ein schlechtes Schubladenstück.
Es ist schwer, gegen den Augenblick gerecht zu sein: Der gleichgültige macht uns Langeweile, am guten hat man zu tragen und am bösen zu schleppen.
Nur allein der Mensch Vermag das Unmögliche: Er unterscheidet, Wählet und richtet; Er kann dem Augenblick Dauer verleihen.
Niemand versteht zur rechten Zeit! Wenn man zur rechten Zeit verstünde, So wäre Wahrheit nah und breit Und wäre lieblich und gelinde.
Es gibt Hypothesen, wo Verstand und Einbildungskraft sich an die Stelle der Idee setzen.
Mir scheinen List und Klugheit nicht den Mann zu schänden, der sich kühnen Taten weiht.
Den anscheinenden Geringfügigkeiten des Wilhelm Meister liegt immer etwas Höheres zum Grunde, und es kommt bloß darauf an, dass man Augen, Weltkenntnis und Übersicht genug besitze, um im Kleinen das Größere wahrzunehmen. Andern mag das gezeichnete Leben als Leben genügen.
Wehe denen, die sich der Gewalt bedienen, die sie über ein Herz haben.
Auf alle Fälle ist der Papst der beste Schauspieler, der hier* seine Person produziert.
Um höhere Leidenschaften und Geist, Laune, Geschmack mit zu empfinden, muss man ihrer auch fähig sein, sie auch besitzen.
Was ist nicht beschwerlich auf dieser Welt, und mir kommt nichts beschwerlicher vor, als nicht Mensch sein dürfen.
Grenzenlose Lebenspein, Fast, fast erdrückt sie mich! Das wollen alle Herren sein, Und keiner ist Herr von sich.
Ruhe und Frieden! Ich glaub es wohl! Den wünscht jeder Raubvogel, die Beute nach Bequemlichkeit zu verzehren.
Laß dich biegen, aber nur nicht knacken.
Ei, bin ich denn darum achtzig Jahre alt geworden, daß ich immer dasselbe denken soll? Ich strebe vielmehr, täglich etwas anderes, Neues zu denken, um nicht langweilig zu werden. Man muß sich immerfort verändern, erneuern, verjüngen, um nicht zu verstocken.
Solch ein Gewimmel möcht ich sehn, Auf freiem Grund mit freiem Volke stehn.
Ferner wird ein junger [Mensch], wo nicht gerade an sich selbst, doch an andern bald gewahr, daß moralische Epochen ebensogut wie die Jahreszeiten wechseln.
So eine wahre, warme Freude ist nicht in der Welt, als eine große Seele zu sehen, die sich gegen einen öffnet.
Wer die Gefahr verheimlicht, ist ein Feind.
Wir alle leben vom Vergangenen und gehen am Vergangenen zu Grunde.
Die Geschichte der Wissenschaften ist eine große Fuge, in der die Stimmen der Völker nach und nach zum Vorschein kommen.
Stürzen wir uns in das Rauschen der Zeit, Ins Rollen der Begebenheit… Nur rastlos betätigt sich der Mann.
Im Frieden werden die Zeitungen kleiner wie nach der Messe die Torzettel und wie meine Briefe nach einer ruhigen Woche.
Denn meist versprechen sie* mehr, als sie halten, und es scheint, als wenn die Natur unter anderen schelmischen Streichen, die sie uns spielt, auch hier sich ganz besonders vorgesetzt, uns zum besten zu haben.
Der Ruhm ist eine herrliche Seelenkost: sie stärkt und erhebt den Geist, erfrischt das Gemüt; das schwache Menschenherz mag sich daher gerne daran erlaben.
Gottes ist der Orient! Gottes ist der Okzident! Nord- und südliches Gelände Ruht im Frieden seiner Hände.
Immer ist der Mann ein junger Mann, der einem jungen Weibe wohl gefällt.
Zum Sehen geboren, Zum Schauen bestellt.
Der liebt nicht, der die Fehler des Geliebten nicht für Tugenden hält.
Muss ich doch heute erfahren, was jedem Vater gedroht ist: Dass den Willen des Sohns, den heftigen, gerne die Mutter allzu gelind begünstigt.
Wenn man eine Sache mit Klarheit zu behandeln vermag, ist man auch zu vielen anderen Dingen tauglich.
Der Mensch: gleichsam das erste Gespräch, das die Natur mit Gott halte.
Doch den lasst nicht zu euch herein, der anderen schadet, um etwas zu sein.
Nicht im Augenblicke steh ich still bei so verstockten Sündern, und wer nicht mit mir schreiten will, soll meinen Schritt nicht hindern.
Wer Gefahr und Tod nicht scheut, Ist Herr der Erde, Herr der Geister.
Doch ist der Tag so lang, dass er sich ohne nützliche Beschäftigung nicht hinbringen lässt.
Man wird dreihundert Jahre alt und drüber, wenn man nur alle Tage seine Sachen redlich macht.
Ich rate euch angelegentlich, keine Stunde mit Menschen zu verbringen, zu denen ihr nicht gehört, oder die nicht zu euch gehören.
Das Absurde, Falsche läßt sich jedermann gefallen: denn es schleicht sich ein; das Wahre, Derbe nicht: denn es schließt aus.
Widersacher, Weiber, Schulden, Ach! kein Ritter wird sie los.
Wer Bedingung früh erfährt, gelangt bequem zur Freiheit; wem Bedingung sich spät aufdringt, gewinnt nur bittere Freiheit.
Selig, wer sich vor der Welt Ohne Haß verschließt, Einen Freund am Busen hält Und mit dem genießt!
Wenn ein Wunder in der Welt geschieht, geschieht es durch liebevolle, reine Herzen.
Der geistreiche Brite sieht sich von Jugend auf von einer bedeutenden Welt umgeben, die alle seine Kräfte anregt, er wird früher oder später gewahr, dass er allen seinen Verstand zusammen nehmen muss, um sich mit ihr abzufinden.