Johann Wolfgang von Goethe Zitate
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Die angenehmsten Gesellschaften sind die, in welchen eine heitere Ehrerbietung der Glieder gegeneinander abwaltet.
Ihr bleibt bei meinem Worte kalt, Euch guten Kindern lass ich’s gehen; Bedenkt: der Teufel, der ist alt, So werdet alt, ihn zu verstehen!
Wie alles sich zum Ganzen webt, Eins in dem andern wirkt und lebt!
Man liest viel zu viel geringe Sachen, womit man die Zeit verdirbt und wovon man weiter nichts hat. Man sollte eigentlich immer nur das lesen, was man bewundert, wie ich in meiner Jugend tat, und ich es nun an Walter Scott erfahre.
Werdet ihr in jeder Lampe Brennen Fromm den Abglanz höhern Lichts erkennen, Soll euch nie ein Missgeschick verwehren, Gottes Thron am Morgen zu verehren.
Wenn einen Menschen die Natur erhoben, ist es kein Wunder, wenn ihm viel gelingt; man muß in ihm die Macht des Schöpfers loben, der schwachen Ton zu solcher Ehre bringt.
Was man nicht liebt, kann man nicht machen.
Allein Tyche (das Zufällige) läßt nicht nach und wirkt besonders auf die Jugend immerfort, die sich mit ihren Neigungen, Spielen, Geselligkeiten und flüchtigem Wesen bald da-, bald dorthin wirft und nirgends Halt, noch Befriedigung findet.
Wenn man ins Wasser kommt, lernt man schwimmen.
Kann uns zum Vaterland die Fremde werden?
Wer die Weiber haßt, wie kann der leben?
Ich bin mehr als jemals überzeugt, daß man durch den Begriff der Stetigkeit den organischen Naturen trefflich beykommen kann.
Gewiß wird man durch anhaltende Bedienung vor der Zeit alt und unfähig.
Mir bleibt genug! Es bleibt Idee und Liebe!
Der rechtliche Mensch denkt immer, er sei vornehmer und mächtiger, als er ist.
Es wiederholt sich alles Bedeutende im großen Weltgange, der Achtsame bemerkt es überall.
Deswegen ist es so schwer, Rat zu pflegen, besonders mit der Menge, die im Täglichen ganz verständig ist, aber selten weiter sieht als auf morgen.
Schreiben ist geschäftiger Müßiggang, es kommt mir sauer an.
Auch Bücher haben ihr Erlebtes, das ihnen nicht entzogen werden kann.
Ist das ganze Dasein ein ewiges Trennen und Verbinden, so folgt auch, daß die Menschen im Betrachten des ungeheuren Zustandes auch bald trennen, bald verbinden werden.
Es ist nicht genug, daß man Talent habe, es gehört mehr dazu, um gescheit zu werden; man muß auch in großen Verhältnissen leben und Gelegenheit haben, den spielenden Figuren der Zeit in die Karten zu sehen und selber zu Gewinn und Verlust mitzuspielen.
Und besonders bedarf die Jugend, dass man sie leite.
Das Erdentreiben, wie’s auch sei, ist immer doch nur Plackerei.
Der herrliche Calderon hat so viel Konventionelles, dass einem redlichen Beobachter schwer wird, das große Talent des Dichters durch die Theateretikette zu erkennen.
Es kommt nicht aufs Denken an, es kommt aufs Machen an.
Überall treibt man auf Akademien viel zu viel, und gar zu viel Unnützes. Auch dehnen die einzelnen Lehrer ihre Fächer zu weit aus, bei weitem über die Bedürfnisse der Hörer. […] Wer klug ist, lehnt daher alle zerstreuende Anforderungen ab und beschränkt sich auf Ein Fach und wird tüchtig in Einem.
Das Absurde, mit Geschmack dargestellt, erregt Widerwillen und Bewunderung.
Man leugnet stets und man leugnet mit Recht, daß sich je der Adel erlerne.
Zur Überzeugung kann man zurückkehren, aber nicht zum Glauben. Daher die unendlichen Prüfungen [in der Bibel], das Zaudern der Erfüllung so wiederholter Verheißungen, wodurch die Glaubensfähigkeit jener Ahnherren ins hellste Licht gesetzt wird.
Jede Produktivität höchster Art, jedes bedeutende Aperçu, jede Erfindung, jeder große Gedanke, der Früchte bringt und Folge hat, steht in niemandes Gewalt und ist über aller irdischen Macht erhaben.
Jetzt, da sich eine Weltliteratur einleitet, hat, genau besehen, der Deutsche am meisten zu verlieren; er wird wohltun, dieser Warnung nachzudenken.
Was härter treffe, Kränkung oder Schimpf, will ich nicht untersuchen; jene dringt ins tiefe Mark, und dieser ritzt die Haut. Der Pfeil des Schimpfs kehrt auf den Mann zurück, doch ein gekränktes Herz erholt sich schwer.
Jedermann hat seine Eigenheiten und kann sie nicht loswerden; und doch geht mancher an seinen Eigenheiten, oft an den unschuldigsten, zugrunde.
Gewiß, wir machen viel zu viel vorarbeitenden Aufwand aufs Leben. Anstatt, daß wir gleich anfingen, uns in einem mäßigen Zustande behaglich zu finden, so gehen wir immer mehr ins breite, um es uns immer unbequemer zu machen.
Es ist ebenso unmöglich als undenkbar für den Dichter, wenn er seinen vaterländischen Boden ganz verlassen und sich seiner Zeit wirklich entgegensetzen will.
Einsicht ist überall willkommen.
Des Menschen Sinn ist unbändig, ich besonders bedarf der Weite gar sehr.
Das Alter hört sich gern, auch wenn es nicht viel zu sagen hat.
Ich hatte kein Interesse, als das Äußere der Gegenstände genau zu bemerken, kein Geschäft, als das mir mein Vater und Herr von Königsthal auftrugen, wodurch ich freilich den innern Gang der Dinge gewahr ward.
Versprechen macht noch keinen Besitz.
Er (der Mensch, der kleine Gott der Welt) nennt’s Vernunft und braucht’s allein, nur tierischer als jedes Tier zu sein.
Es gibt Dinge in der Welt, die der Dichter besser überhüllt als aufdeckt.
Ich habe mir angewöhnt, bei meinen Handlungen meinem Herzen zu folgen und weder an Mißbilligungen noch an Folgen zu denken.
Es ist vieles wahr, was sich nicht berechnen läßt, sowie sehr vieles, was sich nicht bis zum entscheidenden Experiment bringen läßt.
Literatur ist das Fragment der Fragmente; das wenigste dessen, was geschah und gesprochen worden, ward geschrieben, vom Geschriebenen ist das wenigste übriggeblieben.
Von allen Geistern, die verneinen, Ist mir der Schalk am wenigsten zur Last.
Der Mut verlernt sich nicht, wie er sich nicht lernt.
Edel sei der Mensch, Hülfreich und gut! Denn das allein Unterscheidet ihn Von allen Wesen, Die wir kennen.
Über’s Niederträchtige Niemand sich beklage: Denn es ist das Mächtige, Was man dir auch sage.
Ich bedaure die Menschen, welche von der Vergänglichkeit der Dinge viel Wesens machen und sich in Betrachtung irdischer Nichtigkeit verlieren: sind wir ja eben deshalb da, um das Vergängliche unvergänglich zu machen; das kann ja nur dadurch geschehen, daß man beides zu schätzen weiß.