Johann Wolfgang von Goethe Zitate
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Man gewöhnt uns von Jugend auf, die Wissenschaften als Objekte anzusehen, die wir uns zueignen, nutzen, beherrschen können. Ohne diesen Glauben würde niemand etwas lernen wollen. Und doch behandelt jeder die Wissenschaften nach seinem Charakter.
Wundertätig ist die Liebe die sich im Gebet enthüllt.
Dass die Besserung der Toren durchs Lächerliche kein fruchtloses Unternehmen sei.
Ich erinnere mich ihrer gleichsam als eines Geistes, als einer schönen, hagern, immer weiß und reinlich gekleideten Frau. Sanft, freundlich, wohlwollend ist sie mir im Gedächtnis geblieben.
Was die Franzosen tournure [Körperhaltung] nennen, ist eine zur Anmut gemilderte Anmaßung. Man sieht daraus, daß die Deutschen keine tournure haben können: ihre Anmaßung ist hart und herb, ihre Anmut mild und demütig; das eine schließt das andere aus und sind nicht zu verbinden.
Der ganze Strudel strebt nach oben; Du glaubst zu schieben, und du wirst geschoben.
Ich wünsche nur, dass ich Sie wohl und poetisch tätig antreffen möge, denn es ist das nun einmal der beste Zustand, den Gott den Menschen hat gönnen wollen.
Daß soviel Selbstisches in der Liebe ist, und doch, was wär‘ sie ohne das!
So laßt mich scheinen, bis ich werde.
Ihr müßt mich nicht durch Widerspruch verwirren! Sobald man spricht, beginnt man schon zu irren.
Wenn ich bedenke, wie man wenig ist, Und was man ist, das blieb man andern schuldig.
Die Franzosen haben durch Einführung missverstandener alter Lehren und durch nette Konvenienz* ihre Poesie dergestalt beschränkt, dass sie zuletzt ganz verschwinden muss, da sie sich nicht einmal mehr in Prosa auflösen kann.
Aber das Unreife ist für das Gespräch und nicht für den Briefwechsel, die Rede löst so leicht jeden Irrtum auf, der durch die Schrift gleichsam erst recht konsolidiert wird.
Und wäre dir auch was verloren, Mußt immer tun wie neugeboren!
Die Liebe kann wohl viel, allein die Pflicht kann noch mehr.
In der Ehe ist der gelegentliche Streit sehr nützlich: Dadurch erfährt man etwas voneinander.
Man hatte die gelehrten Weiber lächerlich gemacht, und man wollte auch die unterrichteten nicht leiden, wahrscheinlich weil man für unhöflich hielt, so viel unwissende Männer beschämen zu lassen.
Ein entschiedenes Aperçu ist wie eine inokulierte Krankheit anzusehen: man wird sie nicht los, bis sie durchgekämpft ist.
Was einmal gut gedacht und gesagt ist, soll man auf sich beruhen lassen und nichts daran mäkeln und ändern.
Es ist ein frommer Wunsch aller Väter, das, was ihnen selbst abgegangen, an den Söhnen realisiert zu sehen, so ohngefähr, als wenn man zum zweitenmal lebte und die Erfahrungen des ersten Lebenslaufes nun erst recht nutzen wollte.
Wir haben so viele Rechte hingegeben, daß uns auf nichts ein Recht mehr übrigbleibt.
Wenn der Held mit Gefahr seines Lebens und Ruhms die Schicksale der Welt aufs Spiel setzt und der Erfolg ihm glücklicherweise zusagt, so staunt der Patriot und nimmt gern den Künstler zu Hilfe, um für sein Bewundern, sein Verehren irgendeine Sprache zu finden.
Es ist nichts Tröstlicheres in älteren Jahren, als aufkeimende Talente zu sehen, die eine weite Lebensstrecke auszufüllen versprechen.
Das Edle zu erkennen, ist Gewinn, Der nimmer uns entrissen werden kann.
Der ist nicht fremd, wer teilzunehmen weiß.
Mehl kann man nicht säen, und die Saatfrüchte sollen nicht vermahlen werden.
Weil nun aber in der neueren Zeit, besonders in Deutschland, nichts zu existieren und zu wirken scheint, wenn nicht darüber geschrieben und wieder geschrieben und geurteilt und gestritten wird.
Der Zweck des Lebens ist das Leben selbst.
Als ich einmal eine Spinne erschlagen, dacht ist, ob ich das wohl gesollt? Hat Gott ihr doch wie mir gewollt einen Anteil an diesen Tagen.
Der Mensch ist ein beschränktes Wesen, unsere Beschränkung zu überdenken, ist der Sonntag gewidmet.
Nicht jeder wandelt nur gemeine Stege: Du siehst, die Spinnen bauen luft’ge Wege.
Wir würden ja noch in der Barbarei leben, wenn nicht die Überreste des Altertums in verschiedener Gestalt vorhanden wären.
… und die Geschäftsleute bedenken nicht, daß Akten, vom lateinischen Acta hergeleitet, so viel heißt als Getanes, und daß also darin keineswegs eingeheftet werden dürfe, was man tun werde oder wolle.
Es wäre nicht der Mühe wert, siebzig Jahre alt zu werden, wenn alle Weisheit der Welt Torheit wäre vor Gott.
Auch denen ist’s wohl, die ihren Lumpenbeschäftigungen oder wohl gar ihren Leidenschaften prächtige Titel geben und sie dem Menschengeschlechte als Riesenoperationen zu dessen Heil und Wohlfahrt anschreiben.
Wenn ihr sodann in freier Stunde aufatmet und euch zu erheben Raum findet, so gewinnt ihr auch gewiß eine richtige Stellung gegen das Erhabene, dem wir uns auf jede Weise verehrend hinzugeben, jedes Ereignis mit Ehrfurcht zu betrachten und eine höhere Leitung darin zu erkennen haben
Ich sehe, man mag in die Natur eindringen, von welcher Seite man wolle, man kommt immer auf einige Weisheit.
Die dunkle Natur der Farbe, ihre hohe gesättigte Qualität ist das, wodurch sie den ernsthaften und zugleich reizenden Eindruck hervorbringt, und indem man sie als eine Bedingung des Lichtes ansehen kann, so kann sie auch das Licht nicht entbehren.
Man kennt nur diejenigen, von denen man leidet.
Ich kann das Predigen nicht vertragen, ich glaube, ich habe in meiner Jugend mich daran übergessen.
Die höchsten und schönsten Zinsen bringt uneigennütziges Wohltun.
Gerechtigkeit: Eigenschaft und Phantom der Deutschen.
Ach! daß die Menschen so unglücklich sind!
Erkenne dich selbst, heißt ganz einfach: gib einigermaßen acht auf dich selbst, damit du gewahr werdest, wie du zu deinesgleichen und der Welt zu stehen kommst.
Es gibt kein äußeres Zeichen der Höflichkeit, das nicht einen tiefen sittlichen Grund hätte. Die rechte Erziehung wäre, welche dieses Zeichen und den Grund zugleich überlieferte.
Gewohnt, jeden Tag zu thun, was die Umstände erfordern, was mir meine Einsichten, Fähigkeiten und Kräfte erlauben, bin ich unbekümmert, wie lang es dauern mag, und erinnere mich fleisig jenes Weisen, der auch drei wohlgenutzte Stunden für hinreichend erklärt hat.
Die Gelegenheiten sind die wahren Musen, sie rütteln uns auf aus Träumereien und man muß es ihnen durchaus danken.
Ohne Unsterblichkeit ist das Leben sinnlos.
Steine sind stumme Lehrer. Sie machen den Beobachter stumm, und das Beste, was man von ihnen lernt, ist nicht mitzuteilen.
Dass aber ein Mathematiker, aus dem Hexengeirre seiner Formeln heraus, zur Anschauung der Natur käme und Sinn und Verstand, unabhängig wie ein gesunder Mensch, brauchte, werde ich wohl nicht erleben.