Johann Wolfgang von Goethe Zitate
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Zwei Seelen wohnen, ach! in meiner Brust, Die eine will sich von der andern trennen.
Reden mag man noch so Griechisch, Hörts ein Deutscher, der verstehts.
Wenn sie mich an sich lockte, war Rede nicht im Brauch, und wie die Zunge stockte, so stockt die Feder auch.
Wenn der Mensch über sein Körperliches und Sittliches nachdenkt, findet er sich gewöhnlich krank. Wir leiden alle am Leben; wer will uns, außer Gott, zur Rechenschaft ziehen?
Aber du weißt, wie ich im Anschau’n lebe; es sind mir tausend Lichter aufgegangen.
Die Welt ist so leer, wenn man nur Berge, Flüsse und Städte darin denkt, aber hie und da jemand zu wissen, der mit uns übereinstimmt, mit dem wir auch stillschweigend fortleben: das macht uns dieses Erdenrund erst zu einem bewohnten Garten.
Von Natur aus besitzen wir keinen Fehler, der nicht zur Tugend, keine Tugend, die nicht zum Fehler werden könnte.
Ihr naht euch wieder, schwankende Gestalten.
Höher vermag sich niemand zu heben, als wenn er vergibt.
Von den Kindern kann man leben lernen und selig werden.
Der ist am glücklichsten, er sei ein König oder ein Geringer, dem in seinem Hause Wohl bereitet ist.
Meinst du denn alles, was du sagst? Meinst du denn ernstlich, was du fragst? Was kümmert’s, was ich meine und sage: Denn alles Meinen ist nur Frage.
Hat mich die Erfahrung gelehrt, dass man, besonders in Deutschland, vergebens Mehrere zu einer Absicht zusammenruft.
Frömmigkeit ist kein Zweck, sondern ein Mittel, um durch die reinste Gemütsruhe zur höchsten Kultur zu gelangen. Deswegen läßt sich bemerken, daß diejenigen, welche Frömmigkeit als Zweck aufstecken, meistens Heuchler werden.
Wenn auch die menschlichen Anlagen im ganzen eine entschiedene Richtung haben, so wird es doch dem größten und erfahrensten Kenner schwer sein, sie mit Zuverlässigkeit voraus zu verkünden; doch kann man hinterdrein wohl bemerken, was auf ein Künftiges hingedeutet hat.
Faust. Nun gut, wer bist du denn? Mephistopheles. Ein Teil von jener Kraft, Die stets das Böse will und stets das Gute schafft.
Es kann gar nicht schaden, wenn man uns einmal über uns selbst nachdenken macht.
Wer keine Neigung fühlt, dem mangelt es an einem Wort der Entschuldigung nie.
Ja sogar über unser Dasein hinaus sind wir fähig, zu erhalten und zu sichern, wir überliefern Kenntnisse, wir übertragen Gesinnungen so gut als Besitz.
Es war die Art zu allen Zeiten, Irrtum statt Wahrheit zu verbreiten.
Ein Großer kann Freunde haben, aber nicht Freund sein.
Dass der Dichter, besonders der moderne, der lebende, Anspruch an die Neigung des Lesers, des Beurteilers machen und voraussetzen darf, dass man konstruktiv mit ihm verfahre.
Es geziemt dem Manne auch willig das Beschwerliche zu tun.
Der Medikus kuriert dir eine Krankheit weg, die andere herbei, und du kannst nie recht wissen, ob er dir genutzt oder geschadet hat.
Die Jurisprudenz fängt an, mir sehr zu gefallen. So ist’s doch mit allem, wie mit dem Merseburger Biere; das erste Mal schaudert man, und hat man’s eine Woche getrunken, so kann man’s nicht mehr lassen.
Auf einem hohen nackten Gipfel sitzend und eine weite Gegend überschauend, kann ich mir sagen: Hier ruhst du unmittelbar auf einem Grunde, der bis zu den tiefsten Orten der Erde hinreicht.
Krone des Lebens, Glück ohne Ruh, Liebe, bist du!
Diese Woche geht im Taumel vorüber, man muß mit dem Strome fortziehen.
O wie fühl‘ ich mich in Rom so froh! Gedenk‘ ich der Zeiten, da mich ein graulicher Tag hinten im Norden umfing.
Alles Wohlbehagen, alle Zufriedenheit ist einfach, sie mögen, woher es auch sei, entspringen.
Nur in Gegenwart lässt sich das Beständige wie das Vergängliche fühlen und beurteilen, die Wahrheit der Verhältnisse bestätigt sich alsdann, wenn das Scheinbare unaufhaltsam verfliegt.
Es ist der Charakter der Deutschen, dass sie über allem schwer werden, und dass alles über ihnen schwer wird.
Wer weiß, wie noch die Würfel fallen? Und hat er Glück, so hat er auch Vasallen.
Den du nicht verlässest, Genius, Wirst ihn heben übern Schlammpfad Mit den Feuerflügeln.
Wenn man sich an der Jugend reibt, wird man selbst wieder jung.
Wenn wir anderen Ehre geben, müssen wir uns selbst entadeln.
Wer sich der Einsamkeit ergibt, ach, der ist bald allein!
Was man nicht versteht, besitzt man nicht.
Man sollte alle Tage wenigstens ein kleines Lied hören, ein gutes Gedicht lesen, ein treffliches Gemälde sehen, und, wenn es möglich zu machen wäre, einige vernünftige Worte sprechen.
Die Wahrheit enthält immer auch Lüge.
Stünd ich, Natur, vor dir ein Mann allein, Da wär’s der Mühe wert, ein Mensch zu sein.
Mir ist von Jugend auf Anarchie verdrießlicher gewesen als der Tod selbst.
Wir befinden uns nicht leicht in großer Gesellschaft, ohne zu denken, der Zufall, der so viele zusammenbringt, solle uns auch unsere Freunde herbeiführen.
Habt ihr die innern Verhältnisse einer Handlung erforscht? Wißt ihr mit Bestimmtheit die Ursachen zu entwickeln, warum sie geschah, warum sie geschehen mußte? Hättet ihr das, ihr würdet nicht so eilfertig mit euren Urteilen sein!
Darum sind die Oblaten so zart im katholischen Welschland; denn aus demselbigen Teig weihet der Priester dem Gott.
Die Güte selbst erregt oft Widerstand.
Ein Kerl, der spekuliert (hier: grübelt, sich in Gedanken verspinnt), Ist wie ein Tier, auf dürrer Heide Von einem bösen Geist im Kreis herumgeführt, Und ringsumher liegt schöne grüne Weide.
Wie kann der Charakter, die Eigentümlichkeit des Menschen, mit der Lebensart bestehen? Das Eigentümliche müsste durch die Lebensart erst recht hervorgehoben werden.
Das Lied der Nibelungen kann sich, nach meiner Einsicht, dem Stoff und Gehalte nach, neben alles hinstellen, was wir poetisch Vorzügliches besitzen.
Das wollen Herren sein, und keiner ist der Herr von sich.