Johann Nestroy Zitate
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Ein Konzert von Dilettanten: Stimmt auch nicht grad jeder Ton Wie bei echten Musikanten – Ihnen selbst gefällt es schon.
Beim Heiraten muß man net voreilig sein; das Geld, was man auf die Hochzeit ausgibt, ist sehr häufig die erste Einzahlung in die wechselseitige Lebensverbitterungsanstalt.
Nein, ich kenn‘ keinen Nebenmenschen, nur wer sich selber für den Hauptmenschen halt’t, schaut alle andern für Nebenmenschen an.
Es immer eine sonderbare Empfindung, wenn man so im Alter ein kleines Kind betracht‘, unwillkürlich kommt einem die Idee, wie schad‘ es is, daß man auf die Welt kommen is. Ich sag‘ immer, man richtet’s viel leichter, wenn man gar nie dagewesen wär‘.
Was die Leute denken werden? Gewiß nicht viel, schon deswegen, weil die denkenden Leute die wenigsten sind.
Viele Weltverleumder sagen: Die Welt tät’s schon, aber es gibt zu viele durch und durch schlechte Menschen darauf.
O, es ist ein bitteres Gefühl, wenn man oft so hungrig ist, daß man vor Durst nicht weiß, wo man die Nacht schlafen soll.
Und weil er uns sonst niederhaut, Drum preisen wir ihn alle laut.
An einem Orte, wo das Leben nichts bietet, kann der Tod nicht besonders schwer sein.
Daß rote Haar von ein’m falschen Gemüt zeugen soll’n, is’s Dümmste, wann die Leut‘ nach die Haar urteil’n woll’n.
Die Welt soll mich für alles, meinetwegen auch für einen alten Sünder, nur nicht für einen alten Esel halten.
Großmut ist eine Tugend, die am wenigsten einen Wettstreit zu befürchten hat.
Seit der Erfindung des Geldes gibt es in jedem Stand Reiche und Ärmere. Es ist ein Unterschied zwischen Bäck‘ und Bäck‘, es ist eine Differenz zwischen Fleischhacker und Fleischhacker, aber der Abstand, der zwischen Tandler und Tandler ist, der geht schon ins Unberechenbare hinein.
Die Menschen muß man hassen, ehe man sie kennt, verachten, wenn man sie kennt.
Nach den Grundsätzen des Fortschritts soll es schon lange gar kein Schicksal mehr geben.
Mit dem Heiraten geht’s oft wie beim Krapfenbacken; man nimmt alles Mögliche dazu, und sie geraten doch nicht.
Spionieren ist eine schöne Sache, man verschafft sich die Genüsse des Diebes und bleibt dabei ein ehrlicher Mann.
Zartgefühl is schon recht, aber man muß nix übertreiben.
Die geistigen Menschen haben alle das Unglück, daß ihnen nebenbei ein Körper zur Last fällt, den sie zu ernähren haben.
Bei der Lieb muß man die Augen niederschlagen, und da geschieht’s denn leicht, daß sie auf einen Gegenstand fallen, der unter einem ist.
Wenn der sich’s Brot verdienen müßt – ! Für manchen Menschen is es a wahres Glück, wenn er a Graf is!
Schiffbruch? – Dampfschiffe sollten doch wohl von solchen störenden Zufällen ausgenommen sein, wenigstens der erste Platz.
Wenn die Gäst‘ wüssten, wie z’wider sie einem oft sind, es ließ sich gar kein Mensch mehr einladen auf der Welt.
Selten gibt’s ein Glück, das nicht in Schaum zerfließt, wenn man es zu genau ergründet.
Ein altes Wohlgefallen ist immer viel profitabler als eine jugendliche Leidenschaft.
Verdoppeln lässt sich das Glück nur, wenn man es teilt.
Ich hör schon das Gras wachsen, in welches ich beißen werd.
Ich hasse nicht das Einzelne, ich hasse alles, wo sich die Erbärmlichkeit auf Kosten des Verdienstes erheben will, es heiße Geldstolz, Adelstolz, Gelehrten- oder Künstlerstolz.
Um andere für einen Narr’n zu halten, braucht man nix als Leut‘, die einem an Dummheit übertreffen; um aber mit Vorsatz sich selbst für ein‘ Narr’n zu halten, muß man sich selbst an Gescheitheit übertreffen.
Nichts ist das Wahre, weil gar nichts wahr ist.
Es kommt viel weniger darauf an, was man leistet, als vielmehr darauf, wo man es leistet.
An einer fremden Hochzeit hab‘ ich nie etwas Widerliches gefunden.
Schon dreitausend Jahr lebt die Philosophie davon, daß ein Philosoph das behauptet, was der andere verwirft, daß einer gegen alle und alle gegen einen sind, und keiner sich vor der Gefahr des Unsinns fürcht’t.
Wie haben Sie s‘ denn fortgebracht? – Frauenzimmer beseelt der Geist des Widerspruchs. Ich hab ihr g’sagt, daß ich s‘ sitzen laß, gleich is sie gegangen!
Dienstboten sind die Preßfreiheit der häuslichen Konstitution, die lebendigen Plakate unserer Geheimnisse, und die wohlhabende Welt muß leider von jeher mehr auf ihre Bequemlichkeit als auf ihren Ruf gehalten haben, sonst existiert die Mode, Dienstboten z‘ haben, schon lang nicht mehr.
Es war ein Privatgelehrter, das sind diese rätselhaften Wissenschaftswesen, von denen man nicht weiß, kriegen’s deswegen keine Anstellung, weil sie zu wenig oder weil sie zu viel wissen.
Überhaupt, ’s is ’s Beste, man laßt ein’m jeden seine Freud, denn die Freuden der Menschen sind meistens so, daß es sich nicht auszahlt – wenn man ihnen neidig wär‘ drum.
Eben die Träume verraten mir’s, daß es auf die Neige geht, ich mein‘ die wachen Träume, die jeder Mensch hat. Bestehen diese Träume in Hoffnungen, so is man jung, bestehen sie in Erinnerungen, so is man alt.
Die Liebe ist ein Traum, die Ehe ein Geschäft.
Sie hat drei Buben, der eine is ein Maderl von fünf Jahr, der andere a Maderl von acht Jahr, und der älteste heißt Nannerl und ist ein Zwilling von drei Jahr.
Ich habe auch meine Stunden der Empörung, aber ich verstecke sie, weil ohnmächtige Empörung lächerlich ist. Da ich nicht stolz sein konnte, bin ich demütig geworden, um mir die Scham zu ersparen, niederträchtig zu werden.
Die Zukunft ist eine undankbare Person, die grad‘ nur die quält, die sich recht sorgsam um sie kümmern.
Wenn der Zufall nicht wär‘, wie viel gelinget denn in der Welt? Der Zufall ist die Muttermilch, an der sich jeder Plan vollsaugen muß, wenn er zum kräftigen Erfolg heranreifen soll.
Man soll nie auf den ersten Blick urteilen, weil man sich beim zweiten Blick nur zu oft vom Gegenteil überzeugt.
Die meisten verdienen den Namen Liebhaber deswegen, weil sie außer der Liebe gar nix haben.
Ein Narreng’wand wird immer besser zahlt als ein vernünftiger Anzug.
Menageriebesitzer: Dieser Zwerg spricht siebzehn Sprachen. Schade, daß er stumm geboren und daher außerstande ist, dieses seltene Talent zu produzieren.
Das Leben hat eine Sammlung von Erscheinungen, die wahrscheinlich von sehr hohem Wert sind, weil sie den Ungenügsamsten zu der genügsamen Äußerung hinreißen: Da hab‘ ich schon gnua.
Weinend kommt jedermann in dieses Leben, lächelnd soll man in jenes übergehen.
Du hättest recht, wenn die Dummheit eine Geistesschwäche wäre, leider ist sie aber eine furchtbare Stärke, sie ist ein Fels, der unerschüttert dasteht, wenn auch ein Meer von Vernunft ihm seine Wogen an die Stirne schleudert.