Johann Jakob Mohr Zitate
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Das ist nur eine kraftvolle Zeit, in der das Handeln aus dem Charakter hervorgeht; todtgeschlagen haben sich die Menschen immer.
Der Kluge fühlt sich unter den Dummköpfen verlegen.
Dem Glücklichen naht sich auch der Tod als Glück, dem Unglücklichen als Unglück.
Die Einsamkeit nimmt uns freundlich und willig auf, wenn wir als Gast und Flüchtling zu ihr kommen; wir dürfen aber nicht auf die Dauer bei ihr wohnen wollen.
Große Leidenschaften sind wie Naturkräfte. Ob sie nützen oder schaden hängt von der Richtung ab, die sie nehmen.
Wer Wind und Strom zu seinen Zwecken benutzt, muß darauf gefaßt sein, daß ihm auch einmal etwas begegnet, was nicht in seiner Absicht lag.
Nicht nur das Hohe bleibt von dem Niedrigen getrennt, auch was auf Gipfeln wohnt, kommt nicht zusammen; nur unten in der Tiefe da berühren sich die Dinge.
Der Jugend fliegt alles zu, die Liebe, das Glück; je älter wir werden, desto weniger gehen unsere Wünsche in Erfüllung; vielleicht darum, weil wir alsdann anfangen, das Vernünftige zu wollen.
Mit Reden kommt man selten darüber ins Klare, was gemacht worden ist; viel weniger darüber, was gemacht werden soll.
Alles Gesprochene wirkt wenigstens als relative Wahrheit, die das Geschriebene entbehren muß.
Das Urtheil des Menschen besteht meist in Comparativen, die aber kein Positiv haben.
Mit Klugheit gut sein, ist die Aufgabe des rechten Staatsmannes; aber wo finden wir ihn?
Wie selten siegt das Recht; und wenn es siegt, hernach ist kein Recht mehr.
Was das eine Geschlecht befreit hat, das wird zur Fessel für ein kommendes.
Das Schicksal zerstreut, der Mensch muß sammeln.
Allerdings ist die Eigenliebe das Motiv vieler unserer Handlungen, aber es gibt auch eine Eigenliebe höherer, edlerer Art, und daß diese schweige, heißt verlangen, daß etwas anderes in uns wirke als wir selbst.
Um Gold zu gewinnen steigen wir in die Tiefen der Erde, um Perlen zu sammeln tauchen wir in die Abgründe des Meeres; aber geistige Schätze müssen dem Menschen aufgedrungen werden.
Die Dummheit tritt immer selbstbewußt auf: sie fühlt sich stark durch die Masse.
Alles Werdende ist schön, wie der kommende Morgen, so der nahende Ruhm.
Wer besaß bis jetzt die überzeugendste Beredsamkeit? Der Trommelwirbel. Solange die Könige diesen in der Gewalt haben, sind sie immer noch die besten Redner und Volksaufwiegler. Das Fundament aller Staatskunst besteht darin, die Menschen zu täuschen über das, was ihr eigner Vorteil ist.
Feinde können dir mit all ihrer Bosheit und Niedertracht nicht schaden, du hast von ihnen, wenn du christliches Verzeihen übst, den größten Nutzen.
Wir Menschen fragen zu viel nach dem Warum, während alles in der Welt und Natur uns doch auf das Was und Wie hinweist.
Was dem Philister den Mund öffnet, das schließt ihm der Dichter.
Anders will die Natur, anders wollen Menschen uns glücklich machen.
Wer scharf zusieht, wird bei den meisten Handlungen der Menschen einen andern Grund als den ostensiblen entdecken.
In der Kunst ist das Wie notwendig, das Was bedeutungsvoll, das Warum gleichgültig.
Den Meisten kann nur etwas passieren; erleben können sie nichts.
In der Wissenschaft betrachtet der Geist die Dinge, in der Kunst vermählt er sich mit ihnen.
Menschenliebe und Menschenhaß sind nahe verwandt.
Man kann über die Welt lachen, sie verachten, sie hassen; aber man darf sich mit ihr nicht entzweien.
Bei den Kindern unserer heutigen Poeten stehen viele zu Gevatter.
Im Denken verläßt sich gern einer auf den andern.
Die Poesie ist der wahre heilige Geist, der in Zungen redet und überall und immer verstanden wird.
Ein trefflicher Ausspruch, durch den Mund von tausend Albernen gegangen, erscheint endlich albern.
Die Leidenschaft, wenn sie auf die Stimme der Vernunft horcht, ist schon keine Leidenschaft mehr.
Die öffentliche Meinung ist ein Vexierspiegel, der die Dinge bald zu groß, bald zu klein zeigt, aber immer verzerrt.
Das Leben ist ein Kampf, aus dem wir immer mit Narben und Wunden, selten nur mit Lorbeer herauskommen.
Das Kleine, das die Großen vernachlässigen, rächt sich an ihnen am empfindlichsten.
Die höchste innigste Freude borgt von dem Schmerz mehr als nur die Thränen.
Ein kräftiger Geist kann nichts halb thun, aber auch nicht halb irren.
Was hat denn das Volk von seinen Göttern, wenn es sich nicht ihretwegen prügeln darf?
Der Stoff, an dem die meisten Pfuschereien verursacht werden, ist die Menschheit.
Den möcht‘ ich sehen, der auf dem Wege zu dem Tempel der Wahrheit wandelt und nicht von Schelmen und Wegelagerern attaquirt wird.
Der Witz macht das Kleine und das Große salonfähig.
Der Verstand ist nicht seltner der Feind des Gemüts, wie das Gemüt der Feind des Charakters.
Mit all unserer Klugheit machen wir doch nur das Gefäß, das alsbald der Zufall füllt.
Die schwächste Seite des Menschen ist gewöhnlich da, wo er sich am stärksten glaubt.
Es gibt nur eine Majestätsbeleidigung, und das ist die an der Natur verübte.
Bei dem Gastmahl des Lebens kommt die süße Schüssel immer zuerst; hernach werden die Speisen immer saurer und versalzener.
Wie die Schwalbe, nistet die Phantasie gern an alten Mauern.