Johann Gottfried Herder Zitate
seite 8
An nichts Geliebtes mußt du dein Gemüt Also verpfänden, daß dich sein Verlust Untröstbar macht.
Eine in ihrem Ursprunge reine und gute Sache muß am Ende doch triumphieren.
Jeder Mensch hat sein eigenes Schicksal, weil jeder seine eigene Art zu sein und zu handeln hat.
Die Schöpfung kennt nichts Edleres als zwei freiwillig und unauflöslich zusammengeschlungene Hände, zwei freiwillig einsgewordene Herzen und Leben.
Der Mensch ist der erste Freigelassene der Schöpfung; er steht aufrecht. Die Waage des Guten und Bösen, des Falschen und Wahren hängt in ihm; er kann forschen, er soll wählen.
Der kommt am weitesten, der anfangs selbst nicht weiß, wie weit er kommen werde, dafür aber jeden Umstand, den ihm die Zeit gewährt, nach festen Maßregeln gebraucht.
Wenn die Bäume voll von Früchten hängen, neigen sie die Äste freundlich nieder.
Der Mensch soll in seinen künftigen Zustand nicht hineinschauen, sondern sich hineinglauben.
Welche selbstsüchtige Macht muss nicht der Allmacht weichen, die um sie her ist?
Ein Ruhm, der wie ein Sturmwind braust, ist selbst ein Sturm, der bald verbraust.
Ein Traum Ein Traum ist unser Leben auf Erden hier. Wie Schatten auf den Wogen schweben und schwinden wir, und messen uns’re trägen Tritte nach Raum und Zeit; und sind (und wissen’s nicht) in Mitte der Ewigkeit.
Tausenden für einen ist das Ziel ihres Nachdenkens die Stelle, wo sie des Nachdenkens müde geworden.
Sich des Bösen erbarmen, das heißt, den Guten verabscheuen. Wer dem Verbrecher verzeiht, strafet die Unschuld für ihn.
Der Undankbare zeugt ein undankbares Geschlecht; entbehren muß er des schönsten Lohnes, des Dankes seiner Kinder.
Sehen Sie gen Himmel, Gottes Sternenschrift, die Urkunde unserer Unsterblichkeit, die glänzende Charte unserer weitern Wallfahrt! Wo endet das Weltall? Und was sollte meinem Geist an dieses träge Staubkorn fesseln, sobald mein Leib, diese Hülle, herabsinkt?
Schnelle Vortrefflichkeit steht auch am ehesten still. Vögel, entschlüpfend dem Ei, sind, was sie sollen, von Anfang; langsam wächset der Mensch, aber zum Herrscher der Welt.
Unsere Zeit ist ein großer Wecker! Die grobe eiserne Wanduhr rasselt und ruft mit gewaltigen Schlägen.
Mensch und Affe sind nie ein und dasselbe Geschöpf gewesen.
Die Menschheit ist ein großer Leib voll Glieder. Fühlst du dich nicht in deine Brüder, So fühlt in dich sich niemand wieder.
Das Genie ist immer bescheiden, das Talent anspruchsvoll.
Energie ist das oberste Gesetz der Dichtkunst: sie malet also nie Werkmäßig.
Junger Mann, die Frauen kennen Ist dir nützlich; dieses Wissen Übersteiget jedes andre; Doch zu weithin – forsche nicht.
Flüchtiger als Wind und Welle Flieht die Zeit; was hält sie auf?
Im Zusammensetzen selbst liegt die Energie der Rede; nichts mehr.
Mäßige deinen Zorn; es fallen die Funken erst auf dich; auf den Feind, wenn sie je treffen, zuletzt.
Die alten Deutschen faßten Entschlüsse in Trunkenheit und führten sie nüchtern aus, andere werden sie nüchtern fassen und trunken ausführen.
Frieden gab er der Welt, aber sie kennt ihn nicht. Wahrheit, und sie verschließet lästernd die Augen ihr. Welchen Sklaven die Kette freut, genießt der Freiheit nie.
Ein Thor, der klaget stets andre an. Sich selbst anklaget ein halb schon weiser Mann. Nicht sich, nicht andre klaget der Weise an.