Johann Caspar Bluntschli Zitate
„Zuerst Freiheit, dann Gerechtigkeit!“ In diesem inhaltsschweren Wort liegt die ganze Lehre des Radikalismus. Was ist aber eine Freiheit, die vorher der Gerechtigkeit nicht bedarf, sich um das Recht nicht kümmert – was anders als die Willkür der Selbstsucht und die zügellose Leidenschaft.
Es gibt im Leben des Staatsmanns Momente, in denen er über die offene Bahn des wohlgeordneten Rechtes hinausschreiten muß. Nur darf er das nicht leichtsinnig tun.
Hatte eine Nation die Kraft und den Willen, sich selbst zu regieren, so hatte sie meines Erachtens auch das Recht dazu.
Sittlichkeit ohne Freiheit ist ein Wort ohne Sinn.
Die Gesetze sind nur der klarste und wirksamste Ausdruck, aber keineswegs die einzige Quelle des Rechts.
Jedes neue Schiff, das unter deutscher Flagge die See befährt, bedeutet Wachstum des Deutschen Reiches und erweitert den Horizont der deutschen Nation über die Welt.
Der Zwang ist nur eine Wehr des Rechtes und ein Heilmittel wider das Unrecht.
Für Detailfragen taugen große Versammlungen nichts.
Die Gefahr der repräsentativen Demokratie ist nicht der Despotismus und die Tyrannei Einzelner, wovor sie sich oft ohne Grund fürchtet, sondern ihre Gefahr ist, daß sich die Gemeinheit auf den Stuhl setze und sich da breit mache, wo für die Majestät des Volkes der Sitz bereitet werden soll.
Recht ist nicht eine brutale Gewaltordnung, sondern die als notwendig erkannte ideal-reale Lebensordnung der Menschen, welche ihre Beziehungen zu Personen und Sachen so regelt, wie es ihr friedliches Nebeneinanderleben und die Erfüllung ihrer Bestimmung erfordern.
Die meisten Menschen haben keine Grundsätze, sondern bloße Manieren. Die Angewöhnung, nicht die Erziehung, hat sie gebildet.
Der Weg zur Wahrheit muß mit dem Zweifel beginnen, und wenn manche in ihm den Teufel sehen, so kann der wissenschaftliche Mann nicht zu Gott gelangen, ohne zuvor mit diesem Teufel Bekanntschaft gemacht zu haben.
Die Sprache der Gesetze soll die Juristen befriedigen und der Nation verständlich sein.
Die öffentliche Meinung urteilt ganz besonders rasch und keck ab über ungewöhnliche Menschen, und doch ist nichts schwerer, als in der Seele ungewöhnlicher Menschen richtig zu lesen.
Der antike Satz, daß der Feind rechtlos sei, wird von dem heutigen Völkerrecht als unmenschlich verworfen.
In jedem Augenblick die Richtung des Weltganges zu erkennen, das Entwicklungsfähige herauszufühlen und zu fördern, und die Abwege zu vermeiden, das ist die Hauptaufgabe des Politikers.
Der Rechtssinn ist ohne Zweifel stärker in den Männern als in den Frauen… Aber an zähem und lebhaftem Rechtsgefühl stehen die Frauen den Männern nicht nach.
Der Krieg wird zwischen den Staaten geführt und nicht unter und mit den Privatpersonen.
Das ist gewiß: zuerst verführt man sich zuerst und erst dann unterliegt man der Verführung anderer, wenige Fälle ausgenommen.