Anatole France Zitate
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Der Mensch lebt von der Arbeit. Je besser er sie macht, um so besser wird er von ihr leben.
Im Leben muß man etwas dem Zufall überlassen. Der Zufall ist eigentlich Gott.
Was ist Reisen? Ein Ortswechsel? Keineswegs! Beim Reisen wechselt man seine Meinungen und Vorurteile.
Es liegt in der menschlichen Natur, vernünftig zu denken und unvernünftig zu handeln.
Wenn einer mal erst soweit [moralisch vernichtet] ist, so kommt er nicht mehr in die Höhe, und die Menschen verhöhnen ihn, statt ihm zu helfen.
Alle Veränderungen, sogar die meistersehnten, haben ihre Melancholie. Denn was wir hinter uns lassen, ist ein Teil unserer selbst. Wir müssen einem Leben Lebewohl sagen, bevor wir in ein anderes eintreten können.
… denn der Ruhm wird nur denen zuteil, die sich darum bewerben.
Wer von den ungewissen Ereignissen der Zukunft nichts erhofft und nichts befürchtet, ist wahrhaft klug.
Jede falsche Idee ist gefährlich.
Und in der Tat werden die Könige und Republiken stets so viele Soldaten finden, als sie zu ihren Paraden und Kriegen beanspruchen.
Das Gesetz macht alle auf erhabene Weise gleich: Es verbietet allen Menschen unter Brücken zu schlafen und Brot zu stehlen – den Armen ebenso wie den Reichen.
Es gibt Schwierigeres als einen Fuchs aus seinem Bau herauszulocken.
Der Ruhm eines Durchschnittsmenschen verletzt niemand. Er ist vielmehr eine geheime Schmeichelei für die große Masse.
Man sollte lieber überhaupt nicht schreiben, denn die Gefühle, von denen ein Brief spricht, sind in dem Augenblick, wenn ihn der andere liest, doch schon wieder ausgelöscht und entschwunden.
Nichts ist so sehr für die gute alte Zeit verantwortlich wie das schlechte Gedächtnis.
Es ist seit Homer eine seltsame Narrheit der Dichter, daß sie die Kriege feiern.
Wir aber… haben… unseren Tyrannen vernichtet, wenn wir die Unwissenheit und die Furcht in uns vernichtet haben.
Ich glaube, daß die Menschen zu allen Zeiten so gewesen sind wie heute, egoistisch, gewalttätig, geizig und mitleidlos.
In meinem Alter hat man nicht mehr das Recht, seine Irrtümer zu bekennen. Täte ich das, so würde alle Welt erklären, ich sei zum hinfälligen Greise geworden.
Die Onanie ist seine ganze Liebe.
Unter uns: wozu ist denn die Gescheitheit gut?
Söhne glauben immer an die Tugend ihrer Mutter, ebenso die Töchter, aber weniger.
Wenn man wirklich liebt, tut man nichts Böses.
Auch wenn fünfzig Millionen Menschen etwas Dummes sagen, bleibt es trotzdem eine Dummheit.
Eine Frau ist wahr, wenn sie keine unnützen Lügen spricht. – Die rote Lilie. Roman. Deutsch von Franziska zu Reventlow. Zwanzigstes Kapitel gutenberg.spiegel.de
Es gibt nichts Besseres, als von seiner Arbeit zu leben.
Die Leidenschaft ist wie der Blitz: meistens schlägt sie daneben ein.
Talent ist nur große Geduld.
Der Antisemitismus ist der Tod, jawohl, der Tod der europäischen Zivilisation.
Nur wer gegen sich selbst milde ist, kann es auch gegen andere sein.
Ich liebe die Wahrheit. Ich glaube, die Menschheit braucht sie, sicher aber braucht sie noch viel mehr die Lüge, die ihr schmeichelt, Trost spendet und ihr endlos Hoffnung macht. Ohne Lüge würde sie umkommen vor Verzweiflung und Langeweile.
Nichts stellen Demokratien so hoch wie den Geburtsadel.
[…] Die Französische Revolution war, wenn man es genau betrachtet, eigentlich eine Angelegenheit des Bügertums und der Kapitalisten. Das Soziale, allgemein Menschliche war ihr fremd.
Für die Nachwelt zu schreiben oder zu malen – das ist nichts weiter als törichte Eitelkeit.
Die Unabhängigkeit des Gedankens ist der höchste Adel.
Ein guter Kritiker ist jemand, der von den Abenteuern seiner Seele unter den Meisterwerken erzählt.
Die Feindschaft von Volk zu Volk hat nur unklare, unbestimmbare Voraussetzungen… Der Völkerhaß ist künstlich geschaffen und dient nur zum Vorteile der verabscheuungswürdigsten Elemente.
In der Demokratie ist das Volk seinem eigenen Willen unterworfen, und das ist eine harte Knechtschaft.
Eine verliebte Frau fürchtet nicht die Hölle, und das Paradies erscheint ihr keineswegs wünschenswert.
Die Regierungen sind wie die Weine, die mit der Zeit milder und klarer werden. Auch die strengsten verlieren auf die Dauer etwas von ihrer Härte. Ich fürchte einen Staat in seiner ersten Jugendkraft.
Allen Veränderungen, selbst jenen, die wir ersehnt haben, haftet etwas Melancholisches an; denn wir lassen einen Teil von uns selbst zurück; wir müssen in einem Leben sterben, ehe wir ein anderes beginnen können.
Der Erzieher soll das Kind zwei Dinge lehren: den Frieden und die Arbeit. Und ein Ding verabscheuen lehren: den Krieg.
Es gibt noch Brutusse!
Freude zu bereiten, macht nicht immer Freude.
Ich folge dem Gesetz der Weiterentwicklung. Die Dummen bleiben zurück und die Verrückten laufen vor.
Der Krieg ist gar keine Kunst, und der Zufall entscheidet allein über das Schlachtenglück. Von zwei Generälen, die einander gegenüberstehen und die beide dumm sind, muß notgedrungen einer den Sieg davontragen.
Ich werde versuchen, gute Beispiele dafür zu finden, daß Vorzüge von gestern oft die Fehler von morgen sind.
Je länger ich lebe, um so mehr wird ersichtlich, daß das Schönste nur das ist, was man ohne Schwierigkeiten versteht.
Man soll das Los der Armen nicht verbessern, das Los der Armen muß aufhören.
Hüte dich vor der Wortmalerei, dem gekünstelten, dem Schaumüberzug, der die Minderwertigkeit des Kuchens nicht verbergen kann.