Anatole France Zitate
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Die Gleichheit vor dem Gesetz ist ein Betrug, denn sie trägt nicht den natürlichen und sozialen Erfordernissen Rechnung und führt tatsächlich zur Ungleichheit.
Es ist mit der Liebe wie mit der Frömmigkeit. Sie kommt meist erst in späteren Jahren.
Ich habe den Wahnsinn der Leidenschaften immer der Weisheit der Gleichgültigkeit vorgezogen.
Das Christentum hat sehr viel für die Liebe getan, indem es sie zur Sünde machte.
Optimismus ist die extremste Form der Verwegenheit.
In einer Welt, wo aller Glaube erloschen ist, werden Übel und Leiden jeden Sinnes bar und erscheinen uns nur als widriger Scherz und düsteres Possenspiel.
Man muss sich selbst viel verzeihen um sich daran zu gewöhnen, anderen viel zu verzeihen.
Die Liebe ist eine ansteckende Krankheit. Keiner weiß, wann es ihn erwischen kann!
Rebell ist man, wenn man unterliegt. Die Sieger sind nie Rebellen.
Die Unschuld ist meist ein Glück und keine Tugend.
Es gibt nichts Herrlicheres als die Rückseite einer Frau; dies ist der wichtigste und reizvollste Teil des weiblichen Körpers.
Der Durchschnittsmensch, der nicht weiß, was er mit diesem Leben anfangen soll, wünscht sich ein anderes, das ewig dauern soll.
Für das Herz ist es gut, naiv zu sein, für den Verstand nicht.
Was man so die Launen des Schicksals nennt, das ist in Wahrheit nichts andres als die Rache der göttlichen Weisheit an den Plänen der falschen Weisen, mit denen sie ihr Spiel treibt.
Historie ohne Lügen ist außerordentlich langweilig.
Unwissenheit ist die notwendige Bedingung für, nein, nicht bloß für das Glück, sondern für das Dasein selbst. Wüssten wir alles, wir ertrügen das Leben keine Stunde lang. Die Empfindung, die es süß oder doch zumindest erträglich machen, sind Ausgeburten der Lüge und nähren sich von Täuschungen.
Die Tugend nistet, wie der Rabe, mit Vorliebe in Ruinen.
Eine liebende Frau fürchtet keine Hölle und ersehnt kein Paradies.
Das Leben ohne Laster ist nur ein Hinsiechen, nur Erschlaffung und Trübsal. Das Laster ist die einzige Zerstreuung, an der man auf dieser Welt Geschmack finden kann; das Laster macht das Dasein farbig, es ist das Salz der Seele, der Funke des Geistes.
Das Schlechte am Guten und das Gute am Schlechten ist, daß beides einmal zu Ende geht.
Die Mittelmäßigen […] werden von der umgebenden Mittelmäßigkeit, die sich in ihnen selbst ehrt, sofort emporgehoben und getragen.
Die Arbeit ist etwas Unnatürliches. Die Faulheit allein ist göttlich.
Der Staat gleicht dem menschlichen Körper. Nicht alle seine Verrichtungen sind edel.
Es gibt sehr ehrliche Leute, die nicht eher glauben, daß sie einen guten Kauf getan haben, bis sie einen Händler betrogen haben.
Mangel an Verständnis ist eine große Macht. Manchmal versetzt er Menschen in die Lage, die Welt zu erobern.
Ich bevorzugte immer die Tollheit der Leidenschaften vor der Weisheit der Gleichgültigkeit.
Sinnlose Europäer, die daran denken, sich gegenseitig zu erwürgen, wo doch die gleiche Zivilisation sie einhüllt und vereint!
Eine Frau ohne Busen ist wie ein Bett ohne Kopfkissen.
Der Reichtum ist schon an und für sich grausam, er soll sich nicht noch obendrein in das trügerischer Gewand der Sanftmut kleiden.
Denn schließlich war der Mensch, so feig, dumm und grausam er ist, nach dem Ebenbilde Gottes geschaffen, und es sind ihm einige Züge von seinem ursprünglichen Antlitz geblieben.
Die Geschichte ist keine Wissenschaft, sie ist eine Kunst. Nur mit Vorstellungskraft kann man sie verstehen.
Nur Frauen und Ärzte wissen, wie gern sich die Männer belügen lassen.
Der seltenste Edelmut ist der Edelmut der Gedanken.
Die Menschen wollen essen. Das ist die große Notwendigkeit, die alle anderen erzeugt.
Alle Worte sind arm.
Geschichtsbücher nach Abzug der Lügen sind außerordentlich langweilig.
Eine Veränderung schmerzt, egal, wie sehr man sie sich ersehnte, denn jeder Abschied ist ein kleiner Tod. Aber nur, wenn wir unter ein Leben einen Schlußstrich ziehen, können wir ein neues beginnen.
Bei der Frau ist die Eifersucht nur gekränkte Eitelkeit. Aber beim Mann ist es eine tiefgehende, physische und moralische Qual.
Wie die Ägypter das Krokodil anbeteten, das sie auffraß, so beten heute die Menschen den Motor an, der sie totfährt.
Daß wir das Unendliche in die Liebe hineingerührt haben, ist nicht die Schuld der Frauen.
Die Vergangenheit ist das einzig Wirkliche im Leben. Alles was ist, ist Vergangenheit.
Die Kunst des Lehrens besteht darin, die natürliche Neugier junger Menschen zu wecken, um sie dann stillen zu können.
Das Maß in der Kunst ist alles.
Die Vorzüge von gestern sind oft die Fehler von morgen.
Staatsmänner [die an die Tugend glauben], richten stets das größte Unheil an. Wenn man wirklich die Menschen lenken will, darf man nicht vergessen, daß sie bösartige Affen sind.
Die wahre Liebe bedarf weder Sympathie noch Freundschaft, sie lebt vom Wunsch und nährt sich vom Betrug, wirklich liebt man nur das, was man nicht kennt.
Die Fehler der Begeisterten sind liebenswerter als die Abgeklärtheit der Weisen.
Ironie ist die letzte Phase der Enttäuschung.
Die Sterblichen sind töricht; wenn aber ihre schwache Führerin, die Vernunft, sie verläßt, so werden sie zu tobsüchtigen Narren.
Den Geistern, welche die Vorurteile bekämpft haben, sind wir Dank schuldig. Aber es ist leichter, sie zu loben, als es ihnen nachzutun.