Jeremias Gotthelf Zitate
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Eine schwere, weite Reise liegt vor den Jungen; darum hat Gott ihnen Reisekraft- und Lust ins Herz gegeben; wohl ihnen, wenn sie munter sind und klug, Lust und Zeit wohl nützen und sorgfältig achten auf den Weg!
Gar feinen Sinn haben die Menschen für die Schwäche der Nächsten; wenn der Sinn in allem so fein wäre, so wären wir sehr feine Menschen.
Betrachte man nichts das Verlorne, sondern das Empfangne, das niemand schuldig war zu geben.
Ach, geben können ist gar schön, die meisten Menschen wissen nicht, wie schön.
Es ist doch die schönste Sache, wenn man Freude hat an dem, was man tun soll in der Welt.
Es gibt Worte, sie gehen in den Kopf wie Splitter ins Fleisch: man merket es nicht. Erst nach einer Weile fangen sie an zu schmerzen und zu eitern, und oft hat man seine liebe Not, ehe man sie wieder rauskriegt.
Was sind Menschen zu reden und zu tun imstande, wenn in ihren Bereich eine Kuh läuft, welche sie hoffen mit Streicheln und Sanftmut dahin zu bringen, daß sie sich melken läßt!
Das ist eine Merkwürdigkeit, daß echter Haß sich weit leichter zeigt, als echte Liebe. Der Liebe schämt man sich, des Hasses nicht.
Das Wahren des Sieges ist oft schwerer als desselben Erringen.
Man spricht viel vom guten Ton; der wahre gute Ton für alt und jung, für Reiche und Arme und für alle fünf Weltteile wäre doch der milde Ton, der freundliche Ton, in welchem die Liebe liegt, welche aus dem Herzen kommt.
Wenn’s ans Sterben geht, hören die Rücksichten auf.
Was die Sonne bescheint, das wird erträglicher, milder, lieblicher, selbst der Menschen Pein.
Es ist wohl keine Stunde bitterer im Leben als die, in welcher der Glaube an die Menschheit bankrott werden will.
Wo kein Dank beim Empfänger ist, da ist die Gabe kein Segen.
Ist der Glaube einmal hin, kömmt er nimmer wieder, so wenig als die Unschuld, welche verloren gegangen. Das ist eine Wahrheit, welche die Jungen nicht vergessen sollten und doch so oft vergessen.
Es ist dem Sterblichen selten gegeben, einen Kampf recht auszukämpfen, wie hoch er seine Seele auch heben mag in göttlichen Stunden, hinunter auf die Erde muß sie wieder.
Träumt nur, liebe Leute, aber ob dem Träumen verträumt das Leben nicht, sondern ob dem Träumen lernet Ringen nach einem hohen, schönen Ziele, nach der Vervollkommnung eurer selbst.
Der ist ein Unglücklicher, dem die öffentliche Meinung sein Gott ist.
Jedes Leben erstarret, wenn dem alten nichts neues, vollkommeneres zugeführt wird.
Ist auch das Wirken wenig, so ist doch das Wollen mein, und dieses wird Gott auch ansehen.
Die Ehe ist des Menschen höchster irdischer Stand.
Der Donner Gottes sprengt Herzen auf und macht sie weich, welche gegen alles menschliche Gerede eine Steinwand waren.
Seit man Gott die Autorität genommen, will nun jeder Bube eine Autorität sein.
Drei Dinge dürfen nicht fehlen: ein weiser Rat, ein festes Wort und saubere Finger. Das sind drei Worte und drei Dinge, welche nicht zu oft beisammen sind, aber beisammen sein müssen, um jemand zum Manne zu machen.
Das ist leider so, daß, wenn das Gemüt verstimmt ist, es alles unrecht auslegt und jede Berührung falsche Töne gibt.
In tiefer Demut muß der Mensch sich beugen, wenn Gott es ihm verwehrt, das Beste, welches er in sich trägt, zur äußeren Gestaltung kommen zu lassen; da ist’s, wo der Mensch das stille Genügen erlernen muß, das zufrieden ist mit dem Besitz, wenn die Welt ihn auch nicht sieht.
So, wie man durch sein Tun sich inwendig eine Gewohnheit bereite, so mache man sich auswendig einen Namen. An diesem Namen, an dem Ruf, der Geltung unter den Menschen, arbeite ein jeder von Kindheit an bis zum Grabe. […]
Sorgen sind Wächter, die nicht schlafen lassen.
Was man zu fordern hat, vergißt der dümmste Bub nicht; aber gar kurz sind die Gedächtnisse für das, was man eingezogen hat.
Das ist auch eine Kunst, im Kleinsten getreu zu sein und das Höchste im Herzen zu tragen.
Was ist aller Segen des Landes, wenn die Gemüter nicht gesegnet sind mit Frieden?
Kinder sind Engel Gottes, gesandt, die Eltern zu heiligen, zu erheben, zu schützen und zu bewahren.
Mißverständnisse sind schrecklich, sie wachsen mitten aus der Liebe heraus, sie wachsen zwischen die Herzen hinein und sprengen sie voneinander.
Leg an die Hand, so ruhet Gottes Hand auf dir.
Je unbestimmter die Gefahr ist, welcher man entgegengehet, desto größer ist das Grauen, mit welchem man sich plagt.
Wir sollen geben und nehmen lernen und beides unbeschwert, das heißt in der Liebe, und beides ist gleich schwer.
Es gibt in jeglichem Leben harte Schläge, wie es in jeglichem Sommer Gewitter gibt; und je schöner der Sommer ist, um so mächtiger donnern die einzelnen Gewitter über die Erde.
Mit nichts kann man sich mehr versündigen als mit Klagen, wo man doch alle Ursache hätte, Gott zu loben und zu preisen.
Mit dem ABC kann man richten, Krieg und große Sachen schlichten. Mit erfrorenen Fingern macht man keinen Knoten auf; mit erkältetem Gemüt wird Leichtes schwer vollbracht.
Die Freundlichkeit ist die freundlichste aller Tugenden, hat unter allen das lieblichste Gesicht, sie ist der Schlüssel zu allen Herzen; sie wird viel zu wenig beachtet, viel zu wenig bei den Kindern darauf gesehen; tausendmal des Tages sollteman daran erinnern.
Wo rechte Eltern sind, sind Kinder immer eine reiche Gabe Gottes.
Der Mensch kennt selten den wahren Wert eines angeborenen Schatzes eher, als bis er ihn verloren hat.
Wenn doch die Leute dächten, daß nicht Gaben Gott wohlgefallen, sondern das Herz, das die Gaben gibt, und daß Gott dem Menschen Verstand gegeben, daß er ihn anwende auch im Austeilen seiner Gaben!
Wo nichts Gutes ist, da lauert etwas Schlechtes. Leer ist kein Herz.
Es gibt kein Ding auf der Welt, welches nicht zu etwas gut ist, so sagt ein altes Sprichwort, und richtig gefaßt, hat das alte Sprichwort recht.
Es gibt Herzen, denen nichts fremd ist, es gibt Zeiten, wo einem auf der Seele brennt, was hundert Stunden weit von einem vorgeht.
Das Wort „erwärmen“ ist ein gar prächtig, herrliches Wort. Wärme ist Leben, Kälte ist Tod.
Vergiß nie, daß die Liebe die Hauptsache ist und nicht das Geld, und mach nicht, daß das Geld der Rost wird, welcher die Liebe frißt.
Wenn ihr wüßtet, wie glücklich man bei wenigem sein kann, wie unglücklich oft bei vielem.
Manches, was ein Gemeiner thun darf, ist einem Korporal schon nicht mehr erlaubt.