Jean-Jacques Rousseau Zitate
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Indem wir unsere Schwäche bekennen, vermehren wir unsere Kraft.
Wer das Bedürfnis fremder Hilfe fühlt und unaufhörlich die Beweise des Wohlwollens seiner Umgebung erfährt, hat kein Interesse, diese zu täuschen, im Gegenteil hat er ein sehr fühlbares Interesse, daß sie die Dinge sieht, wie sie sind, aus Besorgnis, sie könne sich zu seinem Nachteil täuschen.
Die erste Empfindung, deren ein sorgfältig erzogener Mensch fähig ist, ist nicht Liebe, sondern Freundschaft.
Alle Reichen stellen das Gold über die Verdienste.
Bilde frühzeitig einen Schutzwall um die Seele deines Kindes; ein anderer kann den Umfang desselben bestimmen, du selber aber mußt die Schranken setzen.
Das Triebwerk der Frauen ist viel stärker als das unsere; all seine Hebel bewegen das menschliche Herz.
Frauen, die ihr euch zu leicht hingebt, wollt ihr wissen, ob ihr geliebt seid? Erforschet euren Geliebten, wenn ihn eure Arme entlassen.
Der Reiz des Familienlebens ist das beste Gegengift gegen schlechte Sitten. Die Frauen mögen nur erst wieder Mütter werden, bald werden die Männer auch wieder Väter und Gatten sein.
Die Erziehung des Menschen beginnt bei seiner Geburt; bevor er sieht und hört, wird er schon unterrichtet. Die Erfahrung kommt vor der Lehre.
Bei allen Tugenden, bei allen Pflichten sucht man nur den Schein; ich suche die Wirklichkeit.
Bisher habe ich viele Masken gesehen; wann werde ich menschliche Gesichter sehen?
Die Politiker der Alten redeten immerfort von Sitten und Tugend, die unsrigen reden von nichts als von Handel und vom Gelde.
Leute, die wenig wissen, sind oft Schwätzer.
Denken war mir stets eine mühsame und reizlose Beschäftigung.
Die Gerechtigkeit ist von der Güte untrennbar.
Die Natur lügt niemals und verdammt die Kunst, welche lügt.
Derjenige, der nur beobachten will, beobachtet nichts, denn er wird nirgends eingelassen, da er bei Geschäften unnütz ist, bei Vergnügungen lästig ist. Man sieht die anderen nur handeln, wenn man selbst handelt – und in der Schule der Welt muß man das ausüben, was man lernen will.
Nicht Er ändert uns, sondern wir selbst ändern uns, indem wir uns Ihm nähern.
Warte, junger Mensch; prüfe, beobachte!
Die Vernunft formt den Menschen, das Gefühl leitet ihn.
Die Völker, die daran gewöhnt sind, Herrscher über sich zu haben, können diese nicht mehr entbehren. Sie halten Zügellosigkeit, die der Freiheit entgegengesetzt ist, für Freiheit und geraten durch ihr Aufbegehren fast immer Verführern in die Hände.
Die Natur will, daß die Kinder, ehe sie Männer werden, Kinder sein sollen. Wenn wir diese Ordnung umkehren wollen, so bringen wir vorzeitige Früchte hervor, denen es an der gehörigen Reife wie am rechten Geschmack fehlt und in kurzem verderben.
Der größte Philosoph ist das Gewissen.
Um einen guten Liebesbrief zu schreiben, musst du anfangen, ohne zu wissen, was du sagen willst, und endigen, ohne zu wissen, was du gesagt hast.
Das Glück hat kein Aushängeschild; um es gewahr zu werden, müsste man im Herzen des Glücklichen lesen können, aber die Zufriedenheit leuchtet aus den Augen, aus der Haltung, dem Ton der Stimme, dem Gang und scheint sich dem, der sie bemerkt, mitzuteilen.
Geschmack ist die Kunst, sich auf Kleinigkeiten zu verstehen.
Die sittliche Freiheit macht allein den Menschen erst in Wahrheit zum Herrn über sich selbst; denn der Trieb der bloßen Begierde ist Sklaverei und der Gehorsam gegen das Gesetz, das man sich selber vorgeschrieben hat, ist Freiheit.
Man entzieht, wenn man seinem Willen die Freiheit nimmt, seinen Handlungen allen sittlichen Wert.
Das Gewissen ist furchtsam, es liebt die Zurückgezogenheit und den Frieden: die Welt und der Lärm erschrecken es.
Auch ein Dummkopf pflegt manchmal nachzudenken, aber immer erst nach der Dummheit.
Man muss viel gelernt haben, um über das, was man nicht weiß, fragen zu können.
Die Natur will, dass Kinder Kinder sind, bevor sie zum Erwachsenen werden.
In Kleinigkeiten zeigt sich der Charakter.
Es gibt für denjenigen keine abscheulichen Gegenstände mehr, der solche alle Tage sieht.
Die Frau hat mehr Geist, der Mann mehr Genie; die Frau beobachtet, der Mann zieht Schlüsse.
Vergiften die Bösen nicht ihr und unser Leben?
Anmut verwelkt nicht wie die Schönheit; sie hat Leben und erneuert sich unaufhörlich.
Das Gute liegt nicht in Systemen, sondern im Menschen.
Das Böse, das der Mensch tut, fällt wieder auf ihn zurück.
Wer höhere Weisheit erreichen will, muß mit besonderen Mitteln arbeiten. Aber menschliche Autorität ist nicht ein solches Mittel.
Ich ersticke in diesem All, das mir zu klein ist.
Wenn auch die Bescheidenheit bei einem Erwachsenen etwas Natürliches ist, ist sie unnatürlich für ein Kind. Die Bescheidenheit fängt mit der Kenntnis der Schlechtigkeit an.
Bei der Einkehr in mich selbst, erwacht in meinem Herzen ein Gefühl der Dankbarkeit und Segnung gegen den Schöpfer meines Geschlechtes und dieses Gefühl treibt mich zur Huldigung dieser Gottheit.
Die Frauen müssen soviel Kraft haben, daß sie alles, was sie tun, mit Anmut tun können; die Männer brauchen soviel Geschicklichkeit, daß sie alles, was sie tun, leicht tun können.
O Liebe, geht es an, auf deine Kosten die Natur zu rächen?
Je schwächer der Körper ist, desto mehr befiehlt er, je stärker der Körper ist, desto besser gehorcht er.
Ich werde die Sonne zum letztenmal sehen!
Der Mann liebt wenig und oft, die Frau stark und selten.
Jede soziale Doktrin, welche die Familie zu untergraben sucht, ist schlecht. Wenn ihr eine Gesellschaft zersetzet, so ist das letzte Residuum, das ihr findet, nicht das Individuum, sondern die Familie. Sie ist der Krystall der Gesellschaft.
Der wesentliche Gottesdienst ist der des Herzens.