Jean Paul Zitate
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Feinde müssen nicht mit Haß, sondern mit Toleranz, Mitleid, ja fast mit Liebe betrachtet werden.
Wenn man zuviel wichtige Dinge zu sagen hat, fängt man mit den unwichtigen an.
Kinder lieben so leicht, so innig; wie schlimm muß der’s treiben, den sie hassen!
Man gibt seine Kinder auf die Schule, daß sie still werden; auf die Hochschule, daß sie laut werden.
Kein Autor hört so gern das Lob eines fremden Autors als der, der ihn nachahmt.
Ihr Eltern, lehrt lieben, so braucht ihr keine Zehn Gebote; lehrt Lieben, so hat euer Kind ein reiches, gewinnbringendes Leben. Lehrt lieben, sag ich euch, das heißt, liebt!
Verächtlich ist eine Frau, die Langweile haben kann, wenn sie Kinder hat.
Ach möcht‘ es mein Titan so klar darstellen, als es in mir steht, daß die ganze idealische Welt vom innern, nicht vom äußern Menschen betreten und beschauet werden kann.
Lesen heißt in die Schulklasse oder den Armensäckel einsammeln; Schreiben heißt eine Münzstätte anlegen; aber der Prägestock macht reicher als der Klingelbeutel.
Eine Frau ist der widersinnigste Guß aus Eigensinn und Aufopferung, der mir noch vorkam. Sie läßt sich für ihren Mann wohl den Kopf abschneiden, aber nicht die Haare daran.
Der Soldat wird kriegerisch, der Dichter dichterisch, der Gottesgelehrte fromm erziehen – und nur die Mutter wird menschlich erziehen.
Zufriedene Menschen sind die Ordentlichsten.
Uns greift ein auf der Straße verwesetes Vogelgerippe an, aber keines, das auf unserm Teller liegt.
Nach einer großen Sünde begeht jeder die kleine, die sie verdeckt, ohne alles Bedenken.
Keine Frau kann zu gleicher Zeit ihr Kind und die vier Weltteile lieben, aber der Mann kann es. Er liebt den Begriff, das Weib die Erscheinung, das Einzige.
Ein sanftes Nachgeben besiegt besonders den Mann weit mehr als starres Widerstreben.
Ich hab‘ es schon gesagt, daß nichts das Seelen- und Rückenmark mehr aus einem Menschen presset, als wenn ihm sein Unglück kein Handeln vergönnt.
Auf Bergen ist früher als unten Licht und Eis.
Überhaupt nie stelle sich der Vater mit einem Karenz- und Pönitenz-Gesicht oder leidtragendem Anstand vor das Kind, als sei in einem Leben so viel zu verlieren, das man doch selber verliert.
Wir halten die Leichtigkeit zu sündigen für die Erlaubnis dazu.
Man muß seine Behauptungen nie entscheidend in Gesellschaft aufstellen, weil man sonst andern Mut und Lust benimmt, sie anzufechten. Einer, der alle seine Sätze mit einem „vielleicht“ entkräftet, lockt aus andern ihre Widersprüche und Meinungen.
In einer Seele voll Unmut und Verdruß erstickt die dumpfe schwere Luft alle geistigen Blüten und den sittlichen Wuchs.
Man muß über die Freuden des Lebens nicht viel reflektieren, so wie über die Schönheiten eines guten Gedichts, man genießet beide besser, ohne sie zu zählen oder zu zergliedern.
Ein fühlend Herz ist der edelste Reichtum.
Überhaupt gleicht das Leben oft dem Fang-Baume mit aufwärtsgerichteten Stacheln, an welchem der Bär leicht hinauf zum Honig-Köder klettert, wovon er aber unter lauter Stichen wieder zurückrutschet.
Es ist Eitelkeit, wenn man denkt, gute Bücher nützen nicht; wir bilden uns ein, andre könnten nicht den Epiktet so gut nützen wie wir.
Alle Leidenschaften täuschen sich nicht über die Art oder den Grad, sondern über den Gegenstand ihrer Empfindung.
Ein einziger Geruch weckt ganze Gruppen von alten Empfindungen wieder auf; wirkt mehr auf die Phantasie als selbst das Auge.
Freude am Throne, wo nur die geistige Anstrengung gilt.
Die Geschichten, die man in der Kindheit las, nehmen etwas vom Zauber unserer eignen Kindheit an.
Mit bloßen Reizen, leiblichen oder geistigen, in der Ehe zu fesseln hoffen, ohne das Herz und ohne die Vernunft, welche allein anknüpfen und festhalten, heißt, eine Blumenkette oder einen Blumenkranz aus bloßen Blumen ohne ihre Stengel machen zu wollen.
Viele Lehrstunden hintereinander heißt in einem fort säen, so daß nichts wachsen kann; und mit der Saat die Ernte ersticken. Solange ihr die Uhr aufzieht, geht sie nicht.
Wenn an den Großen alles erstirbt, sogar der Ehrgeiz, grünet doch die Eitelkeit noch.
Sprach-Kürze gibt Denk-Weite.
Eine nie auf die Probe gesetzte Frau denkt stets von sich zu gut und von dem Sieg zu leicht.
Der Mensch schenkt am leichtesten nach dem Schenken.
Das Unglück der Erde war bisher, daß zwei den Krieg beschlossen und Millionen ihn ausführten und ausstanden, indes es besser, wenn auch nicht gut gewesen wäre, daß Millionen ihn beschlossen hätten und zwei gestritten.
So groß wird durch die Verachtung des Todes die Schönheit des Lebens – so gewiß ist jeder, der mit kaltem Blut sich das Leben abspricht, vermögend, es zu ertragen – so wahr rät Rousseau, vor dem Tode eine gute Tat zu unternehmen, weil man jenen dann entbehren kann…
Im Kinde tanzt noch die Freude, im Manne lächelt oder weinet sie höchstens.
Die Weiber ändern ihre Meinungen schwerer als die Männer, weil sie mehr Gefühle als Schlüsse sind.
So wie über dem Künstler, über dem Dichter, über dem Helden u. s. w., so steht über der Mutter der Mensch, und so wie z. B. mit dem Kunstwerk der Künstler zugleich noch etwas Höheres bildet, den Schöpfer desselben, sich: so bildet die Mutter mit dem Kinde zugleich ihr heiligeres Ich.
Das frohere Kind ist überall das bessere, und die Not ist die Mutter der Künste, aber auch die Großmutter der Laster.
Die Weiber gleichen dem Pater Lodoli, der (nach Lambergs Tagebuche) nichts so mied als das Wörtchen Ja; wenigstens sagen sie es erst nach dem Nein.
Ein großer Schritt zur Tugend ist, daß man nicht alles an sich liebt, seine Kleinigkeiten, Geschmack im Essen etc.
Mancher wird ein freier Diogenes, nicht wenn er in dem Fasse, sondern wenn dieses in ihm wohnt.
Bei den Ursachen unbekannter wichtiger Begebenheiten raten wir immer auf angenehme oder unangenehme, selten auf wahrscheinliche und natürliche.
Nur Taten geben dem Leben Stärke.
Große Seelen fallen am ersten in Selbstverachtung.
Sei froh, daß du leiden kannst, sei froh, daß du fühlen kannst… Wie willst du wissen, ob es dir gut oder schlecht geht, wenn du nicht beides miteinander vergleichen kannst?
Keiner denkt mehr frei, der ein System hat.