Jean Paul Zitate – Seite 4

Jean Paul Zitate

seite 4

Der Aberglaube ist das ungeheure, fast hilflose Gefühl, womit der stille Geist gleichsam in der wilden Riesenmühle des Weltalls betäubt steht und einsam.

Jean Paul

Mancher ist im Namen eines Lieblingsautors eifersüchtig – freuet sich über jedes Lob auf ihn -, aber bloß, weil er in sich eine Ähnlichkeit mit diesem ahnet.

Jean Paul

Man fragt den anderen meistens um Rat, nicht weil man nicht weiß, was man tun soll, sondern weil man es eben weiß, aber ungern tut und vom Ratgeber eine Hilfe für die leidende Neigung erwartet.

Jean Paul

Dieses Darben und Träumen und Vorhöllenleben nennt ihr christliche Vorbereitung auf eine unendliche Seligkeit?

Jean Paul

Das Schlimmste, was mittlere Trunkenheit hat, ist das Streben nach größerer.

Jean Paul

Sich selber Wort halten schwerer als andern.

Jean Paul

Ehemänner und Fürsten [haben] den Zügel öfter im passiven Munde als in den aktiven Händen.

Jean Paul

Die Worte des Ehemanns wirken höchstens auf die Ehefrau, wenn er sie einer fremden vorsagt.

Jean Paul

Aus Instinkt übt man die feinsten Umgangsregeln aus, über die man erstaunt, wenn man sie liest.

Jean Paul

Wer die Laterne trägt, stolpert leichter, als wer ihr folgt.

Jean Paul

Je mehr man mit einer Empfindung, Bemerkung vertraut ist: desto allegorischer und versteckter drückt man sie aus.

Jean Paul

Man kann keinen Gedanken gut ausdrücken, als den man oft gehabt.

Jean Paul

Lade ich ein oder werde ich eingeladen: zweimal leidet meine Freiheit – aber im Wirtshaus nie.

Jean Paul

Jede unangenehme Empfindung ist ein Zeichen, daß ich meinen Entschlüssen untreu werde.

Jean Paul

Man spricht und dichtet viel eher von der Leerheit und Nichtigkeit des Lebens, als man sie kennt; man spricht ungern oder nicht freudig davon, wenn man sie kennt.

Jean Paul

Wie nahe liegt in unserm Leben, wie auf den Alpen, unser Sommer neben unserm Winter; wie klein ist der Schritt aus unsern Blumengärten in unsere Eisfelder!

Jean Paul

Ein Buch ist dem Verfasser, was den Schönen ihr Bild im Spiegel ist.

Jean Paul

Wenn der andere sich mit allen seinen Fehlern, die er noch besser kennt als ich, erträgt, warum sollte ich ihn nicht ertragen?

Jean Paul

Junge Liebe und junge Vögel haben anfangs nur Wärme durch Bedeckung nötig, erst später Nahrung.

Jean Paul

Es ist die größte Weisheit, sich über die Menschen hinauszusetzen, ohne sie zu hassen oder zu verachten.

Jean Paul

Verachtung schlägt den Teufel nieder, Beobachtung bläht ihn auf.

Jean Paul

Je mehr man mit d(em) andern bekannt wird, desto mehr hört man auf, den Verstand zu zeigen, und beginnt, das Herz zu zeigen.

Jean Paul

Das Schicksal gibt dem Menschen oft den Wundbalsam früher als die Wunde.

Jean Paul

Die Mutter wird stärker vom Söhnchen als vom Vater beherrscht.

Jean Paul

Wer einen Stelzfuß oder gar zwei hat, fragt nichts nach Kot.

Jean Paul

[…] es wurde eben über alles was zur echten Religion des Herzens gehört, gesprochen und auf die Unsterblichkeit, womit jene ja anfängt und schließt, führte uns leicht alles, der Sternhimmel das Abendrot, ja das Abendgeläute, jede Rührung, vielleicht mancher Schmerz.

Jean Paul

Der Pöbel achtet Pedanten.

Jean Paul

Sogar in unserer Erinnerung ist uns die Vergangenheit als Fülle früherer Erinnerung schön.

Jean Paul

Er heiratete sie, weil er sie liebte; sie liebte ihn, weil er sie heiratete.

Jean Paul

Statt einen Scheffel Salzes mit seinem Freunde zu essen, braucht man nur sechs Meilen mit ihm zu reisen.

Jean Paul

Die Republik zeugt und ermordet große Männer; die Monarchie tut das erstere nicht; jene lässet sie große Taten tun und belohnet mit Undank, diese verbeut große Taten.

Jean Paul

Wir wollen gern den Wert des Genies anerkennen, aber es selbst soll’s nicht.

Jean Paul

Unter der Erde ist Schlaf, über der Erde ist Traum, aber zwischen dem Schlaf und Traum seh‘ ich Lichtaugen wandeln wie Sterne.

Jean Paul

Wollen wir uns die Unsterblichkeit wegdenken aus dem Weltplan, so ist die sittliche Schönheit auf eine zerfallende Seifenblase gemalt.

Jean Paul

Bloß die Großen schreiben wie die Alten, ohne Brotgier, ohne Rücksicht auf Leser, bloß in den Gegenstand versenkt.

Jean Paul

Ämter und Weiber muss man spät nehmen, um mutig und bürgerlich zu bleiben.

Jean Paul

Aber in Maußenbach bedenkt kein Mensch, daß der Abt Galiani […] gesagt hat, daß die Weiber ewige Kranke sind. Jedoch bloß an Nerven; die Gefühlvollsten sind die Kränklichsten; die Vernünftigsten oder Kältesten sind die Gesündesten.

Jean Paul

Sprachmaschine ist wegen Menschenähnlichkeit so fürchterlich als Wachsbild.

Jean Paul

Er hält sich noch nicht für tugendhaft genug, um sich kleine Sünden zu verbieten.

Jean Paul

Nicht die Wahrheit wird verdunkelt, nur der Mensch; die Sonne steht nicht im Krebs und Skorpion und Wassermann, nur die Erde, die um sie eilt.

Jean Paul

In großen Städten vergisset man den eignen Tod so leicht und kalt wie den fremden.

Jean Paul

Die Heiterkeit ist ein wiederkehrendes lichtes Gestirn, ein Zustand, der sich, ungleich dem Genusse, durch die Dauer nicht abnützt, sondern wiedergebiert.

Jean Paul

So viel sich auch um und in mir ändre: Dieselbe Sonne, die mich als Kind bestrahlte, sieht unverändert mich jetzt an.

Jean Paul

Ich kann doch nicht umhin, zur Armut zu sagen: Sei willkommen, sobald du nur nicht in gar zu späten Jahren kommst.

Jean Paul

Was heiter und selig macht und erhält, ist bloß Tätigkeit.

Jean Paul

Nichts ist auf der sakramentalischen Lumpen-, Ruinen-, Kinder- und Lappalien-Erde groß und unerschöpflich als: Menschen lieben. Kenntnisse und Talente sind etwas, doch aber Hundfötter, um fein zu sprechen.

Jean Paul

Man kann einen seligen, seligsten Tag haben, ohne etwas anders dazu zu gebrauchen, als blauen Himmel und grüne Frühlingserde und – wenn es hoch steigt – ein Almosen, das man gibt.

Jean Paul

Man hat nicht bei jeder Person denselben Witz. Es gibt Leute, bei denen es unmöglich ist, witzig zu sein. Ein Witziger ist es selten bei einem Witzigen, am wenigsten bei höheren Personen.

Jean Paul

Das Reden mehrt die eigne Rührung mehr als fremde.

Jean Paul

Jede Genesung ist eine Wiederbringung und Palingenesie unserer Jugend: man liebt die Erde und die, die darauf sind, mit einem neuen Herzen.

Jean Paul


anderen Autoren