Jean Paul Zitate
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Wie wenig der Mensch Anteil an fremdem Unglück nimmt: sieht man, weil der gefällt, der eines erzählt.
Durch den Nachgeschmack des vergangenen und den Vorgeschmack des zukünftigen Leidens überfüllen wir den Kelch des Augenblickes selbst.
Alle Männer sind doch irgendwo Pedanten, die guten in der sogenannten Moralität […] – Kantische Maximen, breite weite Fächer, Prinzipien müssen sie alle haben.
Der Gelehrte erwirbt sich mehr blindes Zutrauen als der Scharfsinnige, weil jenem nur der Gelehrtere, diesem jeder widersprechen kann.
Werke, die man schreibt und die man tut, kann man erst lange nach ihrer Vollendung korrigieren.
Die Damen sind allein schuld; sie wollen zu lange, oft ganze Wochen, ganze Monde geliebt werden. Dergleichen geht über unsere Kräfte.
Im längsten Frieden spricht der Mensch nicht so viel Unsinn und Unwahrheit als im kürzesten Kriege.
Wenn man sich eines Fehlers anklagt, so hat man ihn stets größer, als man ihn malt.
Die Eltern sollten, um etwas zu bewilligen, oder abzuschlagen, sich bloß 1/8 Stunde Bedenkzeit nehmen.
Wirf, du Erdensohn, deinen Anker nicht in die Tiefe des Erdenschlammes, sondern in die Höhe des Himmelsblaues, und dein Schifflein wird fest ankern im Sturm.
Kein Mensch hat für alles ein Gedächtnis, weil keiner für alles ein Interesse hat.
Wenn man in einem wirksamen Helfen begriffen ist, wird man von den Seufzern des Leidenden minder gerührt.
Wir sind Tiere in einem Glase, wir halten die durchsichtige Schranke für keine und stoßen immer daran.
Je mehr man getrunken, desto mehr lobt man den Wirt und sein Bier.
Die Freude ist der Sommer, der die inneren Früchte färbt und schmilzt.
Der moralische Gang des Menschen gleicht seinem physischen, der nichts ist, als ein fortgesetzter Fall.
Zürnet dein Freund mit dir, so verschaff ihm eine Gelegenheit, dir einen großen Gefallen zu erweisen. Darüber muß sein Herz zerfließen, und er wird dich wieder lieben.
Wenn endlich keine Schamröte über eine Sünde so brennend ist als über eine lügende: so muß das Wort etwas Höheres sein als die Tat, die Zunge mehr als die Hand?
Ein Dummer mit Lebhaftigkeit ist das lächerlichste Geschöpf.
Wer sich keine moralische Stärke zutrauet, büßet sie am Ende wirklich ein.
Kein voriges Alter und Volk ist seit der Erfindung der Buchdruckerei zu vergleichen mit einem jetzigen.
Wer nicht fröhlich beginnt, kann auch nichts Fröhliches schaffen.
Freiheit gibt Witz (also Gleichheit mit) und Witz gibt Freiheit.
Ich fürchte nicht mehr als die Schmeicheleien der Frau. Auch der Fuchs stutzt vor einem unerwarteten Leckerbissen und vermutet richtig – die versteckte Falle.
Humor ist überwundenes Leiden an der Welt.
Es ist schlimm, daß man vor lauter heißerer Liebe zu Freunden ihnen gerade das Bestimmteste über ihre ganze Lage zu sagen wagt.
Ein Mann von Verstand gibt Leuten von Verstand zu leicht sein Herz.
Empfindelei bessert sich mit den Jahren, Koketterie verschlimmert sich mit den Jahren.
Keine Hölle dauert ewig.
Jede neue Lage (und wär’s nur ein Stubenwechsel) ist stärkende frische Luft; wir fahren und graben sonst unser Gleis und unsern Hohlweg so tief ein, daß wir enge drin stecken, ohne Himmel und Erde zu sehen.
Die Feder eines außerordentlich guten Autors ist eine Lichtputze der Wahrheit.
Mädchen und Gold sind desto weicher, je reiner sie sind.
Laßt uns immer in den großen Traum des Lebens kleine bunte Träume weben.
Witz ist Bemerkung des Verhältnisses zwischen entfernten Ideen; Tiefsinn Bemerkung des Verhältnisses zwischen den nächsten.
Gerade die Menschen, die nicht verstanden werden, sprechen nicht gern davon oder doch traurig – hingegen die Jugend prahlt damit.
Wahrlich überall geht in und außer dem Menschen mehr ungesehen vorüber als gesehen.
Eine alte Weltdame verehrt eigentlich den jüngsten Menschen mehr, wie den grauesten Greis.
Es ist schöner, eine schöne Gegend zu betrachten als zu betreten.
Schwache und verschrobene Köpfe verschieben und verändern sich am wenigsten wieder, und ihr innerer Mensch kleidet sich sparsam um. Ebenso mausern sich Kapaune nie.
Die Kinder sind nie so gehorsam, als wenn sie den Eltern etwas geschenkt oder sonst eine Freude gemacht haben.
Der Mensch ist frei und ohne Grenze nicht in dem, was er machen oder genießen, sondern in dem, was er entbehren will; alles kann er, wenn er will, entbehren wollen!
Katzen krümmen den Rücken nur, um sich zu verteidigen.
Lasse sich doch keine Seele vom Glauben an Gott in ihrer Lebens-Geschichte etwan dadurch abneigen, daß sie zu klein dafür sei in der Menge der Geister und Sonnen.
Weiber haben große Kräfte für, aber kleine gegen die Liebe etwas zu tun.
Der Wirt ist stets aufrichtiger als der Gast.
Über Veränderliche regieret am besten der Unveränderliche.
Habet nur Geist und ihr werdet euch wundern, wie alles so gut geht.
Das Spiel ist die erste Poesie des Menschen […]; folglich bildet das Spiel alle Kräfte, ohne einer eine siegende Richtung anzuweisen.
O du geliebtes Bayreuth, in das ich wie in einen Himmel fuhr und in dem ich jede Minute verschlang, aus Furcht, sie fliege ungenossen vorüber -, besuche mich in meinen Höfer Träumen und spiegle dich in ihnen mit deinen Gegenden und Einwohnern ab wie der Himmel im klaren Bach.
Durch die Nacht des Schlafes fliegen schimmernde Insekten von Gedanken und Träumen.