Jakob Wassermann Zitate
Unschuldig ist nur Gott.
Nicht im Wirklichen und Greifbaren spielt sich das entscheidende Leben der Menschen ab, das Tiefste, woran der Sterbliche seine Seele bindet, ist Traum: So werden Glück und Unglück zu bloßen Namen.
Schwärmer hören nur sich selbst.
[Für den Menschen] wird von […] höherer Wichtigkeit die Frage, wie er sich zur Allgemeinheit verhält und wie die Allgemeinheit zu ihm. Daraus erwächst ihm die Erkenntnis seiner Lebensaufgabe und, je nach der Entscheidung, die Kraft zu ihrer Erfüllung.
Wir können der Wirklichkeit nicht habhaft werden. Sie muß gestutzt, gekürzt, geknetet, ja, sie muß umgeglüht werden, und der Ofen, in dem die Umglühung vorgenommen wird, ist die Phantasie.
Die öffentliche Meinung, ein Ding, ebenso feig wie ungreifbar, orakelt nur aus sicheren Hinterhalten.
Es ist sehr schwer, das Einfache und Menschliche zu sehen, und noch viel schwerer, es zu tun, außerordentlich schwer.
Ein Mensch, der beständig auf dem Meer gelebt hat und plötzlich auf einen kleinen Binnensee versetzt wird, findet sich in den Maßen und Entfernungen schwer zurecht.
Die Verbindung, die der Stolz in einem mit der Furcht vor Erniedrigung eingeht, ist für die Sittlichkeit und Freiheit des Handelns die schädigendste.
Die menschliche Seele, arm und reich, hat unendliche Fähigkeiten und Verwandlungen.
Wer rettet mich vor der Maschine, vor dem Betrieb?
Die Trägheit des Herzens spiegelt sich in den Unterlassungen.
Wenn ein Buch die Kraft besitzt, daß ich mich in seiner Gesellschaft vergessen kann, dann werde ich zum Leser.
Es bedarf nur eines leisen Glockenschlags der Phantasie, eines Stichworts von drüben, wo die Träume sind, daß ich bin, wo ich nie gewesen, ich Wege gehe, die ich nie gekannt.
Wer ein Ziel hat und dafür leiden kann, den brauchen wir. Und sonst, wie schön ist es doch! Droben ist der Himmel, unten ist die Erde, in der Mitte steht der unsterbliche Mensch.
Rücksichten, bindender als Schwüre, machen meine Zunge lahm.
Wer zur Musik nicht das allerreinste Feuer bringt, Urtiefenfeuer, dessen Blut verwandelt sie in Leim, dessen Geist in einen Kehrichthaufen.
Nur wer die Gegenwart gekannt hat, weiß wirklich, was die Hölle ist.
Sie waren fast ausnahmslos sehr dumm, hatten aber alle große Rosinen im Kopf.
Es hängt von der Breite des Schicksals ab, wieviel unvergeß- und unverwischbare Spuren es in der Seele hinterläßt.
Der Glaube selbst ist heilig, nicht das, was geglaubt wird.
Doch ein andres ist das Leben und ein andres die Idee; ein andres, den Mächtigen zu willfahren, weil es zwecklos ist, ihnen zu trotzen, und ein andres, ihrer zu vergessen, eingeschlossen und gefeit in der goldenen Wohnung der Philosophie.
Sonderbar, daß man das eigene Ich nur durch den Namen gültig fortsetzen kann.
Zuvörderst lernen Sie eins: Es ist immer alles anders.
Wo Verrat von allen Lippen quillt, flieht der Tüchtige in den Kreis fruchtbarer Neigungen.
Gehorsam ohne Überzeugung ist die Wurzel aller Übel.
Die Klüfte der Erde sind zugeschlossen, nur die Ahnung bleibt, dass herrschsüchtige Dämonen sind.
Das Wandern und Schweifen ist eine grund- und tiefdeutsche Eigenschaft. Immerfort sind sie unterwegs. Kärrner, Kaufleute, Künstler, Dichter, Mädchen und Knaben.
Das goldene Kalb hat die Tollwut bekommen.
Jede ungewöhnliche Geistes- und Charakterleistung beruht auf einer sublimierten Verwandlungskunst.
Es ist nötig, daß wir den Schwerpunkt des Lebens in unser Inneres verlegen.
Gibt es feindlichere Begriffe auf Erden als Kunst und Zufriedenheit?
Die Zeit wird von der Maschine tyrannisiert; es ist eine Pöbelherrschaft sondergleichen.
Verfinstert sein und nach der Helligkeit lechzen, ist ein Zustand der Seele, der sie peinigt, aber auch zum Fließen bringt.