Henry Thomas Buckle Zitate
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Keine große Wahrheit, einmal entdeckt, ist wieder verloren gegangen; und keine wichtige Entdeckung ist jemals gemacht worden, die nicht am Ende alles mit sich gerissen hätte.
Die Erziehung zur Freiheit findet man nicht in den Schulen, und erlangt sie nicht aus Büchern, sondern sie besteht aus Selbstbeherrschung, aus Selbstachtung und aus Selbstregierung.
Völker und Einzelne werden nie entehrt, wenn sie sich treu bleiben.
Zwar folgt auf den Fortschritt ewig der Rückschlag; doch er verbraust, und es bleibt immer ein Rest des Gewinns.
Ohne Reichtum würde es keine Muße geben, ohne Muße keine Wissenschaft und Kunst.
Es ist ein Irrtum, die Zivilisation eines Volkes der Einwirkung der Religion zuschreiben zu wollen, und eine Torheit, wenn die Regierungen eine Religion in Schutz zu nehmen suchen. Paßt dieselbe für das Volk, so wird sie keinen Schutz brauchen, paßt sie nicht dafür, so wird sie nichts Gutes wirken.
Und der Mensch selbst, was ist er anders als die Incarnation des Gedankens? Denn was den Menschen macht, ist nicht sein Gebein, sein Fleisch und Blut. Die sind die Accidenzien, die Auswüchse, die Hindernisse seiner Natur.
Das Ziel der Gesetzgebung ist nicht die Wahrheit, sondern die Zweckmäßigkeit.
Was die Theologen auch sagen mögen, die Menschheit hat im ganzen viel mehr Tugenden als Laster.
Eine Religion, die nicht von der Regierung beschützt wird, entwickelt gewöhnlich mehr Energie und höhere Lebenskraft als eine, die von ihr beschützt wird.
Die Literatur an sich ist nur etwas Geringfügiges und nur wertvoll als die Waffenkammer, wo die Waffen des menschlichen Geistes niedergelegt werden, und woraus dieselben, wenn man sie braucht, schnell entnommen werden können.
Das einzige Mittel gegen Aberglauben ist Wissenschaft. Nichts anderes kann diesen Pestflecken aus dem menschlichen Geiste hinwegwischen. Ohne sie bleibt der Aussätzige ungereinigt und der Sklave unbefreit.
Die Aristokratie muß schon durch die Bedingungen ihrer Existenz als Stand allen Neuerungen abgeneigt sein.
Die deutsche Literatur ist die erste in Europa; zweifellos haben die Deutschen seit der Mitte des achtzehnten Jahrhunderts eine größere Anzahl tiefer Denker hervorgebracht als irgend ein anderes Land, ich könnte vielleicht sagen, als alle anderen Länder zusammen genommen!
Die Literatur vertritt den Verstand, welcher progessistisch ist, die Regierung vertritt die Ordnung, und die ist stationär.
Die meisten Menschen müssen notwendig erst zweifeln lernen, ehe sie duldsam werden können, müssen erst die Unsicherheit ihrer eigenen Meinungen anerkennen, ehe sie vor den Meinungen ihrer Gegner Achtung zu fühlen imstande sind.
Die vor denen kriechen, welche über ihnen stehen, treten stets diejenigen mit Füßen, welche unter ihnen stehen.
Unglück kann durch andere kommen; aber erniedrigt werden kann ein Volk nur durch seine eigenen Handlungen.
Das Unangenehme, das ein Beweis besitzt, läßt sich schwerlich als Grund für seine Unrichtigkeit betrachten.
Wir können ebensogut erwarten, daß Samen auf kahlen Felsen wachsen, als daß eine milde und philosophische Religion unter unwissenden und rohen Wilden eingeführt werden könnte.
Die das Dunkel nicht fühlen, werden sich nie nach dem Lichte umsehen.
Ein Irrtum bekämpft den anderen, jeder zerstört seinen Widersacher, und die Wahrheit springt hervor. Dies ist der Verlauf menschlicher Geistesentwicklung.
Bei einem unwissenden Volke herrscht die Neigung, alle ernsthaften Gefahren übernatürlicher Einwirkung zuzuschreiben; dadurch wird ein starkes religiöses Gefühl erregt und so geschieht es fortdauernd, daß man sich nicht nur der Gefahr unterwirft, sondern sie geradezu anbetet.
Sonst waren die reichsten Länder, wo die Natur am gütigsten war; jetzt sind es die, wo der Mensch am tätigsten ist.
Ein scharfer Beobachter ist ohne Zweifel selten, aber noch seltener ist ein scharfer Denker.
Patriotismus ist ein Correktiv für den Aberglauben; und je mehr wir uns für unser Vaterland einnehmen lassen, desto weniger interessieren wir uns für unsere Sekte.
Die Langsamkeit des Genies ist schon kaum auszuhalten, aber die Langsamkeit der Mittelmäßigkeit ist unerträglich.
Der Skeptizismus hat die drei Grundirrtümer der alten Welt aufgehoben, Irrtümer, welche das Volk in der Politik mit zu großem Vertrauen erfüllten, in der Wissenschaft zu leichtgläubig und in der Religion zu unduldsam machten.
Wir müssen zufrieden sein, wenn die Könige sich nicht hartnäckig dem Geiste ihrer Zeit widersetzen, und wenn sie es nicht unternehmen, den Fortschritt der Gesellschaft zu hemmen.
Von allen Ursachen des Nationalhasses ist die Unwissenheit die mächtigste. Wenn der Verkehr zunimmt, nimmt die Unwissenheit ab, und so vermindert sich der Haß.
Die Menschen können nicht frei werden, ohne zur Freiheit erzogen zu sein.
Wenn wir in unsern Zeiten die verschiedenen Völker Europas vergleichen, so finden wir, daß die reichsten auch die mächtigsten, die menschlichsten und die glücklichsten sind.
Ein sehr unwissendes Volk wird sich gerade wegen seiner Unwissenheit zu einer Religion voller Wunder neigen.
Wer vollkommen zufrieden ist mit dem, was er weiß, wird nie zu dem Versuche gelangen, sein Wissen zu mehren.
Die Freiheit ist ein geweihtes Pfand, und die Liebe zu ihr ein heiliger, unserm Herzen eingegebener Naturtrieb.
Die Halle der Wissenschaft ist der Tempel der Demokratie.
Jede herrschende Religion war einst Ketzerei.
Der schärfste Beobachter und tiefste Denker ist auch immer der mildeste Richter.
Der eigentümliche Makel der Barbarei ist es, daß die Menschen gelegentlichen Ungehorsam systematischer Freiheit vorziehen.
Verwicklungen zu vereinfachen ist in allen Wissenszweigen der erste wesentliche Erfolg.
Die richtige Grenze unserer Triebe ist die, daß wir weder uns noch andern schaden. Bis zu dieser Grenze ist alles erlaubt.
Es ist ein gewisses Verhältnis nötig zwischen denen, die vornehmlich zum Denken, und zwischen denen, die vornehmlich zur Tätigkeit geneigt sind.
Im allgemeinen sind die schönen Künste mehr ein Gegenstand der Phantasie, die Wissenschaften des Verstandes.
Es gibt kaum irgend ein Laster, welches uns in unserer Selbstachtung so herabsetzt, als sittliche Feigheit. Es gibt kaum eine Tugend, die unseren Charakter so erhebt, wie sittliche Tugend, wie sittlicher Mut.
Die wertvollsten Gesetze sind die Abschaffungen früherer Gesetze gewesen, und die besten Gesetze, die gegeben worden sind, waren die, welche alte Gesetze aufhoben.
Jede Wissenschaft hat eine Hypothese, die ihr zum Grunde liegt, und die man als gewiß voraussetzen muß.
Der größte Feind des Fortschritts ist nicht der Irrtum, sondern die Trägheit.
Keine Verdrehung der Wahrheit durch die Phantasie hat so viel Unheil gestiftet als der übertriebene Respekt vor vergangenen Zeiten. Diese Verehrung des Altertums streitet mit aller Vernunft und ist nur ein Schwelgen in poetischen Gefühlen zugunsten des Entfernten und Unbekannten.
Der einzige Fortschritt, der ein wahrhaft wirksamer ist, hängt nicht vom Reichtum der Natur, sondern von der Tatkraft des Menschen ab.
Wenn eine Zeit zuviel glaubt, ist es nur eine natürliche Revolution, daß eine andere Zeit zuwenig glaubt.