Heinrich Lhotzky Zitate
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Aber was es heute geben kann und muß, sind Menschen, die ein Ort sind der Versöhnung und des Erbarmens.
Niemals sollte man irgendein Spiel, das Kinder sich ausgedacht haben, verachten oder belachen, sondern ihnen immer vollen Ernst entgegenbringen. Bedenke doch, sie sind Erfinder! Sie bekunden sich in ihren Spielen als freie, denkende Geister.
Einfachheit ist immer das Kennzeichen des Göttlichen, das Verwickelte leidet immer an innerer Unwahrheit.
Menschen gewinnen durch Zwischenräume.
Alles, was bei uns auf Furcht gegründet ist, ist unmenschlich, also auch ungöttlich und muß überwunden werden.
Wenn etwa Gott fragen würde: Mein Kind, was wünschst du am heißesten?, und die Antwort käme unwillkürlich, selbstverständlich und wahr: zum ersten Deins, zum zweiten Deins, und dann immer wieder Deins. Das wäre gebetet.
Hohe Ziele bedürfen langer Geduld.
Alle Siege, die ein Mensch erringt, alle Leistungen, die er vollbringt, müssen vorher im Geiste fertig sein und treten im entscheidenden Augenblick nur heraus in die sichtbare Wirklichkeit. Ist innerlich alles vollendet, so gibt’s weder Furcht noch Zweifel. Das Mißlingen ist ja schon überwunden.
Viele Menschen schweben beständig in selbstbereiteten Vorstellungsreihen und diese, nicht die Unzulänglichkeit anderer Leute, sind die erste Quelle ihrer Schmerzen.
Die Größe aller unserer Großen beruht darauf, daß sie sich selbst opferten. Sie wollten nicht bewundert, sie wollten verstanden werden.
Jesus und Religion, das sind die unversöhnlichsten Gegensätze, die es gibt. Es gibt keinen Weg zum Stillstehen, kein Glühfeuer zur Abkühlung und kein Schwert zum Streicheln.
Will dir eine Last zu schwer vorkommen, so lege deinen Willen noch dazu. Damit hebst du die Schwerkraft auf.
Wer an die Not glaubt und verzagt, den zerdrückt sie von Stund an. Wer an die Hilfe glaubt und nicht verzagt, der zertritt die Not auch von Stund an.
Je wahrer, je klarer und einfacher ein Mensch ist, desto nachdrücklicher wird er sich auswirken. Je gekünstelter, je geschraubter und absichtlicher sich jemand gibt, desto mehr schrumpft sein Wirkungskreis zusammen.
Die Wahrheit ist kein Lehrgefüge, an das man sich halten könnte, sondern eine Summe von Leben.
Wie kann die Welt neue werden? Mit Gewalt nicht. Mit guten Lehren und Ermahnungen auch nicht. Aber durch eine Handvoll Menschen, die Jehova hat, und an denen Jehova gesehen und erlebt wird.
Wir sehen nur die Oberfläche, wissen nicht, wer wir selbst eigentlich sind, noch weniger, wer die andern sind, auch unsere Kinder kennen wir eigentlich nicht.
Es ist einer der verhängnisvollsten Irrtümer der Geschichte, Jesus mit dem Christentume in Verbindung zu bringen. Der Christus hat mit dem Christentume gerade so viel gemein wie Jesus mit dem Jesuitismus – den Namen, aber nicht das Wesen.
Überall, wo die Menschen eingeteilt werden in gute und böse, hat man die Menschen nicht verstanden.
Mach nie die Augen zu vor irgendeinem Schrecken, sondern stell zu allererst seinen ganzen Umfang fest. Jeder Schrecken ist begrenzt. Es gibt keine unbegrenzte Not.
Selig der Prediger, dem man nicht mit Gähnen, sondern mit Mordanschlägen begegnet!
Jammere ein wenig, wenn deine Kraft erlahmt, aber nur ja nicht zu lange. Falle hin, aber stehe sobald als möglich wieder auf. Weine nur, aber vergiß ja das Lachen nicht.
Manche Menschen sind in ihrem augenblicklichen Zustande wie wilde Tiere und gebärden sich auch so. Solche muß man nicht ohne weiteres streicheln, sondern es ist unter Umständen recht gut, wenn Gitter zwischen uns liegen. Die müssen die Menschen aufrichten, denn die Bestien tun’s nicht.
Religionen sind die Friedhöfe des Geistes. Man kann nicht den Lebendigen bei den Toten suchen.
Von den Gliedern des Reiches Gottes fließen Ströme von Erbarmen in die Welt.
Kein Gebet bleibt ohne Antwort.
Wer im andern das Gute sieht, der sieht ihn an mit den Augen Gottes.
Alles Langweilige ist ungöttlich. Denn was göttlich ist, ist voller Leben, das Leben aber ist nie langweilig. Langeweile ist der Tod.
Es kann und darf niemand mehr geben, als er hat, und mehr bezeugen, als er erlebt.
Im Meistern der Not liegt das Glück, nicht im Ausweichen vor der Not.
Die wenigsten verstehen den Zufall.
Starke haben Zeit und sind in ihrer Zielsicherheit leicht zur Nachgiebigkeit geneigt.
Nichts erregt und nichts dämpft so schnell Angriffe als Gewährenlassen. Nur muß dieses freilich aus der Kraft, nicht aus der Schwächlichkeit kommen.
Sei du! Sei gar nichts anderes, nichts Hohes, nichts Tiefes, nichts Glänzendes und nichts Scheinendes, sei nur du selbst!
Wir werden doch, auch wenn wir nicht jederzeit die Kurve unserer Fortschritte zeichnen können.
Die Minderwertigen erkennt man immer daran, daß sie alles besser wissen.
Alles Sichtbare ist eine Form von Geist und wurzelt im Sinn und Gedanken. Seht ihr’s aus finsterem Geist, so wird alles Fratze und Finsternis, seht ihr’s aus lichtem Geist, so wird alles Lachen und Licht.
Gedanken sind Kräfte, denn es sind Geistesäußerungen. Wir verbinden uns durch unser Denken entweder mit Mächten der Finsternis oder des Lichts.
„Kind“ – heilig ernstes, großes Wort! Das süßeste im Leben und das schwerste zugleich.
Es ist unerhört schwer, neue Wege wirklich zu gehen, nicht bloß neue Gedanken auszusprechen.
Reden weckt nicht immer auf. Öfter schläfert es ein.
Als Paulus sich bekehrt hatte und voll Feuereifers die neue köstliche Wahrheit zu predigen begann, wurde er nicht der große Apostel, sondern mußte nach Arabien und nach Tarsus an den Webstuhl, und wo du selbst Großes, Göttliches zu erleben gewürdigt bist, mach dich auf tiefe Demütigungen gefaßt.
Überall, wo Menschen denken und arbeiten, da wehren sie sich gegen das Böse, gegen das Leid, gegen den Tod, für das Leben.
Die Wirkung des Erlebens wird meistens aufgehoben durch das Reden darüber.
Das ist gerade das Schöne an Liebe und Freundschaft, daß ihre eigentlichen Werte und Gaben beiden Seiten unbewußt bleiben. Was man sich bewußt gibt, ist nicht das Eigentliche, sondern das Nebensächliche.
Erregung von Haß ist für die wirklich Verstehenden als Erfolg freudig zu begrüßen, denn Haß und Feindschaft ist Anerkennung von Überlegenheit. Es darf aber der Haß nicht gezüchtet, also die Überlegenheit nicht zur Schau getragen werden.
Wer seine Stärke in Jehova hat, sieht der ganzen Welt Ohnmacht und Schwäche und ist darum freundlich und nachgiebig gegen jedermann. Aus Kraftbewußtsein.
Worte machen ist leicht und billig, aber die Kraft der Wahrheit in sich darzustellen und aus sich heraustreten zu lassen, welche Riesenarbeit!
Wir sind Lebensfrüchte, die nur nicht reif sind.
Gott verlangt ja von keinem Menschen, daß er Unbewiesenes glaubt. Aber die göttlichen Beweise sind keine Denkergebnisse, sondern Geschichte und Wirklichkeit des Erlebens.