Alexis de Tocqueville Zitate
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Jede gelungene Revolution führt zu einer Stärkung der staatlichen Macht.
Wo der Gemeinde die Stärke und Unabhängigkeit entzogen wird, kann es immer nur Verwaltete, nie aber Bürger geben.
Da jedes Individuum der maßgebendste Sachwalter seiner Interessen ist, darf die Gesellschaft ihre Sorge für es nicht zu weit treiben, sonst steht zu fürchten, daß es sich ausschließlich auf sie verlasse und daß der Gesellschaft damit eine Aufgabe zufiele, die sie unfähig wäre zu erfüllen.
Es gibt nur eine Art, sich mit Sicherheit seinen Charakter zu bewahren: niemals Geld nötig zu haben. Ergo schließe ich, wenn man sein Einkommen nicht erhöhen kann, muss man seine Ausgaben einschränken
Unsere Zeitgenossen sind ständig von zwei widerstreitenden Leidenschaften geplagt: sie fühlen das Bedürfnis, geführt zu werden, und dabei die Lust, frei zu bleiben.
Je mehr der Adel aufhört, eine Aristokratie zu sein, um so mehr scheint er eine Kaste zu werden.
Was ein Vorzug beim Schriftsteller ist, wird manchmal beim Staatsmann zum schweren Verbrechen, und die nämlichen Dinge, die oft treffliche Bücher entstehen ließen, können zu großen Revolutionen führen.
Nichts trägt mehr zum Erfolg bei als die Tatsache, daß man sich nicht allzusehr nach ihm sehnt.
Der unbedingte Unglaube im Punkte der Religion widerspricht dem natürlichen Gefühl des Menschen und versetzt seine Seele in einen trostlosen Zustand.
Die Vorliebe, die man für die despotische Regierungsform zeigt, steht in geradem Verhältnis zu der Geringschätzung, die man gegen sein Vaterland äußert.
Die Nationen unserer Tage vermögen an der Gleichheit der gesellschaftlichen Bedingungen nichts mehr zu ändern; von ihnen aber hängt es nun ab, ob die Gleichheit sie zur Knechtschaft oder zur Freiheit führt, zu Bildung oder Barbarei, zu Wohlstand oder Elend.
Die Kraft der freien Völker ruht in der Gemeinde. Die Gemeindeinstitutionen sind für die Freiheit, was die Volksschulen für die Wissenschaften sind; sie machen sie dem Volke zugänglich; sie wecken in ihm den Geschmack an ihrem friedlichen Gebrauch und gewöhnen es daran.
Man möchte fast sagen, die Herrscher unserer Zeit hätten nichts im Sinn, als mit den Menschen große Dinge zu schaffen. Ich wünschte, sie würden etwas mehr daran denken, große Menschen zu schaffen.
Viele Leute bilden sich ein, diese geheime Neigung der unteren Klassen, die oberen von der Leitung der Staatsgeschäfte möglichst auszuschließen, sei nur in Frankreich wahrzunehmen; das ist ein Irrtum: diese Neigung ist keineswegs französisch, sie ist demokratisch.
In der Politik ist das persönliche Gefühl, das uns die Menschen einflößen, ein schlechter Wegweiser.
Unglücklicherweise passen die Fakten nicht zur Theorie.
Nationen sind wie Menschen: was ihren Leidenschaften schmeichelt, lieben sie noch mehr als was ihren Interessen dient.
Wenn ich die Hand der Macht auf meinem Haupte lasten fühle, kümmert es mich persönlich wenig, zu wissen, wer mich unterdrückt; und ich beuge mich nicht deswegen lieber unter das Joch, weil eine Million Arme es mir darbieten.
Die Restauration der Geschichtswissenschaftler ist die Restauration der katholischen Größe.
Niemand ist weniger unabhängig als ein freier Bürger.
So genügt es dem Staat nicht, alle Geschäfte an sich zu ziehen, er gelangt auch mehr und mehr dazu, sie alle unkontrolliert und ohne Rechtsmittel selbst zu entscheiden.
Die menschlichen Institutionen sind von Natur unvollkommen, daß es fast immer genügt, aus ihren Prinzipien alle Konsequenzen zu ziehen, unvollkommen, um sie zu vernichten.
Die Welt ist ein seltsames Theater. Man findet dort wohl Augenblicke, wo die schlechtesten Stücke den größten Erfolg haben.
Man muß mit seinen Feinden leben, da man ja nicht jedermann zum Freund haben kann.
Die Amerikaner haben eine immens hohe Meinung von sich selbst, und es fehlt nicht viel, dass sie glauben, eine Art Spezies, jenseits der menschlichen Rasse zu sein.
Der Mensch bleibt in kritischen Situationen selten auf seinem gewohnten Niveau. Er hebt sich darüber oder sinkt darunter.
Am Anfang der Revolutionen sind die Leiden schlimmer als die Befürchtungen; und am Ende die Befürchtungen schlimmer als die Leiden.
Was mich am meisten an der Vereinigten Staaten erstaunt, ist nicht die überragende Größe einiger Unternehmen, sondern die unzählige Vielfalt der kleinen.
Fast überall in Europa herrscht der Souverän auf zwei Arten: den einen Teil der Bürger lenkt er durch ihre Furcht vor seinen Beamten, den anderen durch die Hoffnung, seine Beamten zu werden.
Das Schlimmste in einem Staate liegt in der knechtischen Gesinnung, die zum Gehorchen treibt.
Die Leidenschaft des Geldmachens beherrscht alle anderen Leidenschaften.
Die Tyrannei kommt ohne Glauben aus, die Freiheit nicht.
Geschichte ist wie eine Pinakothek, wo es nur wenige Originale, aber sehr viele Kopien gibt.
In der Politik bildet die Gemeinschaft des Hasses fast immer den Hintergrund der Freundschaften.
In allen Jahrhunderten gab es Agitationen, die sich, um besondere Gebräuche zu beseitigen, auf die allgemeinen menschlichen Gesetze berufen und es unternommen haben, der Verfassung ihres Vaterlandes die natürlichen Rechte der Menschheit entgegenzustellen. Aber alle diese Versuche sind gescheitert.
Der Gang der Politik gleicht dem Flug eines Drachens, dessen Bahn von dem Winde, der ihn treibt, und der Schnur, die ihn hält, abhängig ist.
Es gibt kein Land, wo das Gesetz alles voraussehen kann und die ständigen Einrichtungen der Vernunft und Sitte zu ersetzen in der Lage sind.
Das Leben ist weder ein Leiden noch eine Wonne, sondern eine Arbeit, welche wir zu verrichten und ehrlich zu vollbringen verpflichtet sind.
Nur Gott kann ohne Gefahr allmächtig sein.
Sobald man einen Despoten auftauchen sieht, so kann man sicher sein, bald einem Rechtsgelehrten zu begegnen, der voller Gelehrsamkeit beweisen wird, daß Gewalt legitim ist und daß die Besiegten schuldig sind. Es sind zwei Pflanzen, die immer auf demselben Boden wachsen.
Was wir zu fürchten haben, ist nicht die Unmenschlichkeit der großen Männer, sondern dass Unmenschlichkeit oft zu Größe führt.
Es scheint als werde der Despotismus, sollte er bei den heutigen demokratischen Nationen sein Lager aufschlagen, andere Züge tragen: er dürfte ausgedehnter und milder sein und die Menschen erniedrigen, ohne sie zu quälen.
Auf der einen Seite wächst die Freude am Wohlstand, auf der anderen bemächtigt sich die Regierung mehr und mehr aller Quellen des Wohlstandes.
Die Regierung, die durch eine Revolution vernichtet wird, ist fast stets besser, als die unmittelbar vorhergegangene, und die Erfahrung lehrt, daß der gefährlichste Augenblick für eine schlechte Regierung derjenige ist, wo sie sich zu reformieren beginnt.
Das Leben ist weder ein Vergnügen noch ein Schmerz, sondern eine ernste Angelegenheit, mit welcher wir beauftragt sind und die wir zu unserer Ehre führen und vollenden müssen.
Ich bin überzeugt, dass es leichter ist, eine absolute und despotische Regierung in einem Volk zu errichten, in dem die gesellschaftlichen Bedingungen gleich sind, als in einem anderen.
Ich glaube, ich würde die Freiheit in allen Zeiten geliebt haben; in der Zeit aber, in der wir leben, fühle ich mich geneigt, sie anzubeten.
Der Despotismus entzieht den Bürgern jede gemeinsame Begeisterung, jedes gemeinschaftliche Bedürfnis, jede Notwendigkeit sich untereinander zu verständigen, jede Gelegenheit zu gemeinschaftlichem Handeln, er mauert sie sozusagen im Privatleben ein.
Das Volk beherrscht die politische Welt Amerikas wie Gott das Universum.
Es gibt kein gefährlicheres Beispiel, als wenn ehrliche Leute das Gute mittels Willkür und Gewalt einführen.