Gregor Brand Zitate
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Menschen gibt es nur so lange, wie Menschen glauben, daß es Menschen gibt. Der Mensch lebt von seiner eigenen Definition.
Philosophen laufen gern zusammen und gaffen, wenn sich zwei Begriffe prügeln.
Vieles stiehlt uns die Zeit – und mit noch mehr hehlt sie.
Das Sein hat auf vieles Wert gelegt.
Komiker verkaufen wertvolle Erkenntnisse für ein paar billige Lacher.
Auch Bauchschmerzen sind Kopfschmerzen.
Es gehört zur Tragik der Geschichte, daß diejenigen, oft am wenigsten zu sagen haben, die am meisten zu sagen hätten.
Man ist nicht schon dann krank, wenn man nicht weiß, ob man gesund ist. Denn dann wäre jeder krank, womit die Unterscheidung zur Gesundheit ihren Sinn verlieren würde. Niemand weiß wirklich, ob nicht in ihm eine verborgene Krankheit am Werk ist: Man kann sich also nur gesund glauben.
Niemand schläft ruhiger als der Schutzengel des Teufels.
Wer vergessen ist, ist zeitlos.
Kluge geben nach, Klügere lieber vor.
Originelle Gedanken sind immer auch eine Art genetischer Fingerabdruck.
Die kleinsten Sätze bieten die größte Angriffsfläche.
Auch im Zeitalter des Internets werden Buchstaben zu den beliebtesten Mitteln gehören, um andere damit zu schlagen.
Nur Lebende glauben, sie würden zu jung sterben.
Ohne Verdrängen gibt es nicht genug Platz für Neues.
Er ist von Wollüsten zernagt worden… – Wie poetisch sich das anhört im Vergleich zu: Er litt an hormonellen Störungen.
„Unerträglich“ ist eines der unerträglichsten deutschen Worte.
Die Welt wird nicht schon dadurch weiser, dass Weisheit cooler wird.
Wer ein Volk zu sehr umbiegt, hat es am Ende da, wo er angefangen hat.
Schlechte Bücher werden nicht besser, wenn sie in gute Hände geraten.
Adjektive sind Spaltpilze jeder Gesellschaft: weil sie Dokumente der Ungleichheit sind.
Mystisch oder mystig: Welten liegen, wie zwischen allen Worten, dazwischen.
Eulenspiegel wäre nicht Eulenspiegel gewesen, hätte er Adlerspiegel oder Taubenspiegel geheißen.
Glücklich diejenigen, die etwas erst dann brauchen, wenn sie es schon haben.
Je ärmer man ist, desto mehr Rechnungen hat man zu begleichen.
Heimat ist da, wo die anderen einen irrtümlich gut zu kennen glauben.
Aphorismen zu veröffentlichen ist enthüllender als nackt am Strand zu lieben.
Diejenigen, die guten Mutes waren, haben oft mehr erreicht als diejenigen, die nur klugen Mutes waren.
Kultur ist in den meisten Fällen nur das Gerücht von Kultur.
Wir sollten uns nur eine solche Philosophie zu eigen machen, die auch Gegengift für Philosophen sein kann.
Goethe trank täglich mehr als zwei Liter Wein und wurde über 80 Jahre alt. Und niemand sage, mit nur einem Liter hätte er zweimal so viel geschrieben und wäre er doppelt so alt geworden.
Erst sein Fleisch essen und sein Blut trinken und dann Gott einen guten Mann sein lassen – ist das nicht gut katholisch?
Was für mich schlecht ist, kann für Gott nicht gut sein – Grundsatz jeder vernüftigen Theologie.
Es gibt Weisheiten, die können zumindest für ein paar Sekunden unterhaltsam sein. Sagt der Aphorismus.
Metaphysiker – sind das nicht jene Philosophen, die gern im Drüben fischen?
Stoischer Gleichmut ist eine faszinierende Leidenschaft.
Wenn das Nichts Wirkungen hervorruft, dann ist es nicht nichts.
Ich fürchte, die Bezeichnung Aphoristiker ist guten Aphoristikern fast schon zu geschwätzig.
Gott hat…, Gott ist… Es gefällt mir nicht, so über Gott zu schreiben, als kenne ich ihn, aber wenn ich anders schreiben würde, würde ich fälschlicherweise so tun, als kenne ich ihn nicht.
Tausende Stunden lang haben wir immer nur ein paar Minuten Zeit.
Gerade die besten Aphorismen könnten eigentlich immer zahlreiche erläuternde Sätze vertragen – aber sie wollen sich nur widerwillig erläutern lassen.
Es ist immer noch besser, mit Lateinkenntnissen Bildung vorzutäuschen, als sie ohne Latein nicht zu haben.
Praedestinatio – klingt das nicht, wie eine ungewöhnliche Sexualpraxis?
Dass wilde Tiere frei sind, bedeutet nicht, dass Menschen wild werden müssen, um frei zu sein.
Nicht immer geht die Vernunft baden, wenn die Buchstaben anfangen zu verschwimmen.
In beiden Weltkriegen hat man es zwar geschafft, Millionen Menschen umzubringen, aber keine einzige Idee. Einige Ideen sind vorübergehend an ihrer weiteren Vermehrung gehindert worden, andere wurden arg dezimiert, aber völlig ausgerottet wurde keine.
Wenn es genau auf den Fall ankommt, sind Hochmut und Tiefmut immer unpünktlich: Der eine kommt zu früh, der andere zu spät.
Katholische Bauern gingen nicht selten von Pontius zu Pilatus, jüdische Intellektuelle von Marx zu Freud. Das Ergebnis war in beiden Fällen meist gleich enttäuschend.
Gott schuf den Menschen und dessen Sprache, damit beide etwas zum Spielen haben.