Gregor Brand Zitate
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Gott ist gut und gerecht! Jubelte dankbar die Samenzelle, als sie als einzige unter Millionen ihr Ziel erreicht hatte.
Was nützt es, wenn zwar Gott einem alle Schuld vergibt, aber nicht der eigene Körper?
Es sind nicht die dümmsten Bücher, die sich von Windstößen umblättern lassen.
Nietzsche glaubte, jedes Wort sei ein Vorurteil, aber er wollte dennoch das letzte Vorurteil haben.
Vielleicht bekommt jeder Tote, der nach dem Paradies fragt, zu hören: „Wieso Paradies? Da warst du doch gerade.“
Wenn nur Schönheit Wahrheit ist, dann ist die Welt unter ihrer Oberfläche: Lüge. Doch darunter wieder: sensationell schön.
Mißlungene Schlagzeiten prügeln uns doppelt.
Dichter und Denker können die Welt verändern, aber nicht ändern.
Klarheit. Gibt es Gedanken und Überlegungen, die derart klar sind, daß man sie gerade deswegen als solche gar nicht wahrnimmt? Gedanken, deren Existenznachweis erst durch sehr kluge Menschen erbracht werden muß?
Die Dummheit feiert jeden Tag Geburtstag.
Wenn Gott alles sieht, dann muß er auch – armer Gott! – alles lesen.
Es gibt viele, die dem mündigen Bürger gern die Zähne ziehen wollen, um dann zu sagen, nun könne er freier reden.
Wäre der Teufel den Menschen das, was Menschen den Tieren sind, müßten wir ihn mehr fürchten.
Mit viel Alkohol erscheint manches vielleicht zweifach, aber vieles sicher auch einfach.
Arisierung. Seit einigen Jahrzehnten begreifen immer mehr Menschen, daß schon die griechische Namensform „Jesus eine unzulässige Arisierung dieses Hebräers ist.
Wenn ich noch zehn sehr schöne lispelnde Frauen mehr kennenlerne, werde ich klare Aussprache wahrscheinlich unattraktiv finden.
Im Wein ist Wahrheit – darum gehört das Moseltal zu den wahrsten Landschaften der Erde.
Für die folgenreichste Art von Literatur halten sich immer noch die Gesetzbücher.
Wer Geistesblitze für cerebrale Energieverschwendung hält, mag sein Leben weiter auf Sparflamme brennen lassen.
Nicht nur nachts trauen sich Geister aus den Gehirnzellen.
Wer einen schlauen Satz an den andern reiht, von dem wird man nachher nur wissen: Er war schlau. Mit großen Dummheiten, die man nicht nur sagt, sondern auch begeht, bleibt man länger im Gedächtnis der Menschheit. Große Dummheiten unterhalten besser.
Es gibt Kulturen, in denen hält man ein dauerhaft zölibatäres Leben für eine Art sexuellen Mißbrauchs.
Das Wiehern der Kutschpferde war vor hundert Jahren in Wirklichkeit ein Schwanengesang. Die meisten Schwanengesänge werden erst lange nach ihrem Verhallen gehört.
Es ist schön, sich Gedanken nicht nur zu machen, sondern sie sich – wie ein gutes Essen – zuzubereiten.
Wenn Jahwe seine Vaterschaft bezüglich Jesu bestreitet, wie soll man sie ihm nachweisen? Und wenn er sie nicht bestreitet,so steht sie dennoch nicht fest.
Bauerntum, Deutschtum, Germanentum – dergleichen klingt altertümlich und reaktionär. Der Irrtum aber bleibt forever young.
Je mehr man schreibt, desto größer ist die Gefahr, daß man posthum mit Dünndruck vorlieb nehmen muß.
Die zahlreichsten zwei Seiten hat die Einseitigkeit.
Wer häßliche Gedanken in wohlgeformten Sätzen formuliert, der sündigt doppelt.
Manche Gedanken kehren immer wieder. Aber leider nicht vor der eigenen Tür.
Blut errötet nicht.
Wer an ein Leben nach dem Tod glaubt – hält der nicht die Toten für Schauspieler?
Zur Gerechtigkeit der Geschichte gehört es, dass fast niemand mehr die Namen der Vorgesetzten Kants und Kafkas kennt.
Erstaunlich, mit welcher Regelmäßigkeit bei Katholiken schon die erste Kommunion eine heilige ist.
Ich halte es für wahrscheinlich, daß viele Leute glauben: Wem viel einfällt, der schreibt einen Roman; wem wenig einfällt, der schreibt einen Aphorismus.
Gebot der wahren Nächstenliebe. Du sollst über die Leiden, Schmerzen und Probleme der Dir Nahestehenden viel besser Bescheid wissen und Dich mehr sorgen als über den Kummer der Fernen.
Gedichte und Aphorismen sind immer auch Mutproben der Verbalen Intelligenz.
Irgendwann läßt sich der Tod, den wir täglich und nächtlich einatmen, nicht mehr ausatmen.
Wenn die Natur wissen will, wie sie besser nicht geworden wäre, sollte sie sich manche Menschen anschauen.
Eine Religion ist dann schlecht, wenn sie mehr Angst erzeugt als ihr Gott.
Im Fernsehen wird nicht weniger Unsinn gepredigt als früher oft in den Kirchen. Dafür sitzen die Leute im allgemeinen viel länger vor dem Fernseher und müssen sich auch noch viel häufiger die Dummheiten anhören. Gottes Strafe?
Eine Religion, die steinigt, sollte in die Wüste geschickt werden.
Schwerblütigkeit ist eine besonders gewichtige Form von Schwarzherzheit.
Gewählt zum Gesicht des Jahres: eine Siebzehnjährige mit dem Gesicht einer Zwölfjährigen. Noch einige Jahre und etliche Millionen Alte mehr – und man wird den Teenagern Altäre errichten: um sie sowohl anzubeten als auch zu opfern.
Ist nicht für viele Menschen Weltanschauung bloß Weltanguckerei?
Wer jemanden ohne Hoffnung liebt, der liebt vor allem sein Lieben.
Zuviel Wahrheit betäubt uns, meinte Pascal. Er glaubte, den Grund der Betäubung in der Wahrheit gefunden zu haben, aber es ist nur das Zuviel, das uns betäubt. Alles, was zuviel ist, betäubt – ob mit oder ohne Wahrheit.
Bei vielen Büchern wäre es gut, wenn ihre Schutzumschläge nicht nur schön aussähen, sondern auch vor dem Inhalt schützen würden.
Je besser jemand die Welt versteht, desto schlechter versteht sie ihn.
Daß das Leben ein Traum ist, kann nur derjenige glauben, der noch nicht aufgewacht ist.