Gregor Brand Zitate
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Ein Volk ohne Schattenseiten kennt auch kein Licht.
Lebendig. Je tödlicher die Feindschaft, desto lebendiger die Waffen.
In Raymond Fanchers biographisch orientiertem Werk zur Geschichte der Intelligenzforschung schreibt er über den nach Amerika ausgewanderten Psychologiepionier Hugo Münsterberg: „He had brought from his native Germany a keen elitism and regard for the work of experts.“
Als der krankheitsgepeinigte Nietzsche einen „erlösenden Hirnschlag“ schon für nahe hielt, da hatte er noch zwanzig Jahre zu leben. Was wollte Gott noch von ihm hören und sehen? Wie wollte er ihn noch erleben?
Mit dem Kopf durch die Wand zu wollen, ist auch dann schmerzhaft und unsinnig, wenn man ein Kopftuch trägt.
Wie kann die Welt von mir verlangen, mich selbst zu kennen, wenn sie mich in jedem Spiegel anders aussehen läßt?
So großkariert kann kein Papier sein, dass darauf nicht kleinkarierte Gedanken passen.
Allzu oft werden diejenigen als hilfsbereit gelobt, die Blinden eine Brille anbieten.
Religionen erwecken den Anschein, als sei es tägliche Pflicht der Menschen, Gottes Fehler zu korrigieren.
In den meisten Sprachen der Welt müsste der jeweilige Ausdruck für Ehre blut- und feuerrot geschrieben werden.
Wer schreibt, behält Recht. Wer zuletzt schreibt, wird zuletzt Recht behalten. Es ist schön, Recht zu haben und zu behalten – selbst wenn nur noch Analphabeten folgen.
Viele würden ihre Traurigkeit gern von Bord werfen – wenn es bloß noch ein Schiff gäbe, auf dem sie sich befinden.
Gute Argumente wollen keine Totschläger sein.
Philosophen sind so verweichlicht, daß sie selbst die Sprache nicht mehr roh essen können.
Nulla est redemptio ex infernis. Wer einmal in der Hölle ist, kommt niemals mehr heraus. Wo dieses Wort gilt – und es gilt im katholischen Christentum – da ist jedem Reden von froher Botschaft zu mißtrauen.
Wie viele atheistische Babys hat man schon aus Versehen – oder gar mit Absicht! – getauft?
Der Kosmos ist derart teuer, daß nur ein Gott ihn sich leisten kann.
Nur wenige Menschen schätzen reife fremde Gedanken mehr als unreife eigene.
Die Geschichte ist auch eine Auseinandersetzung derjenigen, die bejubelt werden, mit denen, die von diesen verjubelt werden.
Nur die besten Kritiker leben vom Blut ihrer Opfer, die anderen nehmen mit anderen Körperprodukten vorlieb.
Der Mensch ist das einzige Wesen, das mit sich selbst fremdgeht.
Es war ein grundlegender Fortschritt, als man auf der Suche nach den Wurzeln des Geistes begann, die Köpfe zu vermessen.
Wie viele frische Gedanken mögen schon alten modernden Aufzeichnungen entnommen worden sein?
Pädagogen mögen diese Art Unterricht noch so vehement als veraltet verurteilen: Das Leben belehrt uns frontal.
Bei jeder Geburt tritt wieder ein Mensch die Flucht nach vorne an.
Im Verlauf der Geschichte waren sich denkende Menschen nicht immer einig darüber, ob man am Schlüsselloch der Welt mehr mit dem Auge oder mit dem Ohr erfährt.
Man darf Gott dafür dankbar sein, daß er mit der Erschaffung der Welt nicht gewartet hat, bis ihm Menschen vorschrieben, wie er es zu bewerkstelligen habe.
Richtiges zu sagen, sollte immer besser sein, als bloß Neues zu sagen.
Nur Tote beantworten keine Fragen falsch.
Es ist ein Fehler, das Wesen eines Mannes von seinem Schwanz her aufzuzäumen.
Auch der kleinste Schmerz ist ein Warnruf aus dem Jenseits.
Solange es Realität gibt, wird es auch Fiktionen und Illusionen geben.
Träume von der Zukunft sind Erlebnisse der Vergangenheit.
Unentwickelte Technik ist unentwickelte Phantasie.
Die Gläubigen lehrt meistens die Mutter, die Ungläubigen die Not beten.
Von vielen bedeutenden Menschen des Geistes kennen wir ihre sämtlichen Werke. Aber kennen wir auch ihre sämtlichen Wärke? Und wenn wir die kennen, wie steht es dann mit ihren Wercken? Wer sich als kreativ gezeigt hat, wird immer Geheimnisse zurücklassen.
Manche Schriftsteller, die ihre Botschaften zugleich offenbaren und verheimlichen wollen, beginnen, Gedichte zu schreiben.
Früher glaubten manche, den Wert des Christentums schon mit dem Nachweis erhöhen zu können, daß es keine jüdische Sekte sei. Heute würden sich viele Christen freuen, wenn sie sicher sein könnten, daß sie auch eine Art Juden sind.
Es ist keine Schande, in mutiger Ängstlichkeit zu leben.
Wer keine Kinder will, will den Tod seiner Gene.
Mit zunehmendem Abstand beginnt man, das Vergangene der Schönheit zu verdächtigen.
Die Toten wissen genau, dass die Gebete für ihre ewige Ruhe nicht ihnen, sondern den Lebenden helfen sollen.
Eine Heizung, die gluckert, wärmt mehr als eine gleich warme, die reibungslos funktioniert und schweigt.
Viele können mehr als einmal in den denselben Wortfluß steigen.
Muß man heutzutage verstehen, wie ein Computer funktioniert, um ein guter Philosoph zu sein? Mußte Hegel wissen, wie man ein Weinfaß zimmert? Mußte Platon wissen, wie Segeltuch genäht wird? Diejenigen, die viele Techniken beherrschten, sind noch selten bedeutende Philosophen gewesen.
Die meisten Menschen legen, wenn sie sich gesellig treffen, auf Nachschenken viel mehr Wert als auf Nachdenken.
Ist es gut, einem Volk von Dichtern und Denkern anzugehören? Ist es auch dann noch gut, wenn andere Völker sich als unfähig erweisen würden, dieses Denken zu verstehen und zu würdigen? Wenn dieses Volk gar für sein Denken bestraft würde? Die Juden sind ein Volk der Dichter und Denker.
Wer vergessen wird. Bei all diesen so beliebten Aussagen, wer beispielsweise der größte Musiker, Maler, Dichter, Techniker oder Politiker gewesen sei, werden nicht nur die Neandertaler vergessen.
Adorno: „Ein Deutscher ist ein Mensch, der keine Lüge aussprechen kann, ohne sie selbst zu glauben.“ War Adorno nicht auch ein Deutscher?
Aufmerksam zuhörende Genealogen sind ganz Ur.