Gottfried Keller Zitate
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Denn das Äußerste zu wagen und ihm zu entgehen lieben oft die Frauen.
Mein Herr, Ihr Stil ist flüssig, Ihr Buch aber überflüssig.
Im Notfall bindet der Bauer den Schuh mit Seide.
Mehr zu hören, als zu reden – solches lehrt uns die Natur: Sie versah uns mit zwei Ohren, doch mit einer Zunge nur.
Dort, wo der Weltgeist in stiller Größe waltet, immer neue Wunder schaffend, am Donner des schäumenden Wasserfalls oder beim Glanze jener leuchtenden Systeme, die über uns sich kreuzen, findet der wahre Mensch seine heiligsten Stunden.
Das Beste fällt mir immer erst über dem Schreiben ein.
Erst da, wo die politische Zusammengehörigkeit eines Volkes zur persönlichen Freundschaft eines ganzen Volkes wird, ist das Höchste gewonnen.
Während man dem Geist immer mehr Nahrung gibt und die Köpfe erhellt, läßt man nicht selten das Herz erkalten.
Da nickten, spottend mein, die schwanken Tannen, Auch höhnend sah das niedre Moos empor Mit seinen Würmern, die geschäftig spannen, Und lachend brach das Firmament hervor.
Entsagung, unverbrüchlich auferlegt, ist die stärkste Prüfung für Liebende, welche kein fremder Wille hindern könnte, sich zu sehen.
Leiden, Irrtum und Widerstandskraft halten das Leben lebendig.
Übrigens geht der Mensch in die Schule alle Tage, und keiner vermag mit Sicherheit herauszusagen, was er am Abend seines Lebens glauben werde.
Zum Lachen braucht es immer ein wenig Geist. Das Tier lacht nicht.
Wohlwollen und Liebe können nicht gehegt werden, ohne den Träger selbst zu veredeln, und sie tun dies mit glänzendsten, wenn sie dem gelten, was man einen Freund oder Widersacher nennt.
Trau keinem, der nie Partei genommen.
Wer über den Parteien sich wähnt mit stolzen Mienen, Der steht zumeist vielmehr beträchtlich unter ihnen.
Ein oder zwei wegen einer Dame ruinierte Jahre mögen allenfalls angehen; aber ein ganzes Leben – darf nicht geschnupft werden und ist weder dramatisch gut noch sonst ersprießlich.
In geborgtem Geld ist kein Segen.
Einsamkeit, verbunden mit einem klaren, heiteren Bewußtsein ist, ich behaupte es, die einzig wahre Schule für einen Geist von edlen Anlagen.
Es ist schon viel, wenn man nur einem Herzen unentbehrlich ist, daß es Vermessenheit wäre, an mehr als das zu glauben.
Die gute Gesellschaft, welche bis unter einen gewissen Punkt nie herabsinkt, verbreitet sich durch alle Stände und ist in den niederen Regionen ebenso zu finden als in den hohen.
Manchmal habe ich so das Gefühl, ein Pulle Wein sei mehr wert als die ganze Dichterei.
Dieser Traum hatte mich erquickt für viele Tage, wie wenn ich das artige Abenteuer wirklich erlebt hätte.
Die Aufgeregten Welche tief bewegten Lebensläufchen Welche Leidenschaft, welch wilder Schmerz! Eine Bachwelle und ein Sandhäufchen Brachen gegenseitig sich das Herz.
Man beurteilt Menschen ganz anders und allein richtig, wenn man nichts von ihnen haben will.
Ein Herz allein gilt heute nichts mehr.
Die begründete wie die unbegründete Eifersucht vernichtet diejenige Würde, deren die gute Liebe bedarf.
Viele haben beim Besteigen eines Aussichtspunktes nur das Ziel im Auge und sind oftmals enttäuscht. Der Kluge sieht sich unterwegs um und genießt manchen schönen Ausblick. So auch im Leben.
Die Nuditäten müssen selbstverständlich wegfallen. Sie stammen aus der Zeit, da dergleichen in der Luft lag.
Mehr oder weniger traurig sind am Ende alle, die über die Brotfrage hinaus etwas kennen oder sind; aber wer wollte am Ende ohne diese stille Grundtrauer leben, ohne die es keine echte Freude gibt.
Ich habe bis jetzt keine Ursache, an der Vorsehung zu zweifeln.
Nicht im Feld und auf den Bäumen, in den Herzen muß es keimen, wenn es besser werden soll.
Laßt uns am Alten so es gut ist halten. Doch auf altem Grund Neues schaffen zu jeder Stund.
Wer aber unter Heimatliebe nur die Zuhausehockerei versteht, wird der Heimat nie froh werden, und sie wird ihm leicht nur zu einem Sauerkrautfaß.
Das Auge ist der Urheber und der Erhalter oder Vernichter der Liebe; ich kann mir vornehmen treu zu sein, das Auge nimmt sich nichts vor, das gehorcht der Kette der ewigen Naturgesetze.
Wer heute einen Gedanken sät, erntet morgen die Tat, übermorgen die Gewohnheit, danach den Charakter und letztendlich sein Schicksal. drum muß er bedenken, was er heute sät, und muß wissen, daß ihm sein Schicksal einmal in die Hand gegeben ist: heute.
Ich bin von jeher gewöhnt, alle falschen Verhältnisse wie ungezogene Kinder ihre Strümpfe abzustrampeln. Man wird nur schlecht und falsch, wenn man in der gleichen Wirrsal fortlebt.
Wir bleiben nicht gut, wenn wir nicht ständig besser zu werden trachten.
Laßt ihn, er ist halt ein Grübler, es gibt aber verschiedene Grübler, es gibt auch Mistgrübler.
Habt ihr euch auf ein neues Jahr gefreut, die Zukunft preisend mit beredtem Munde? Es rollt heran und schleudert, o wie weit! Euch rückwärts. – Ihr versinkt im alten Schlunde.
Zu ungetilgter Arbeitsfähigkeit und ungetrübter Forschungslust gesellt sich ein anderer und höherer Vorzug: der zusamt mit dem Alter wachsenden und gefestigten freien Gesinnung.
Ach es ist schön auf der Welt, aber nur niemals da, wo wir eben sind oder dann, wenn wir leben.
Man kann nicht alle Sterne zwingen!
[In der Welt, im Gegensatz zu jenen Gedichten] trifft nie ein ganzer Schurke auf einen ganzen wehrbaren Mann, nie ein vollständiger Narr auf einen unbedingt klugen Fröhlichen, so dass es zu keinem rechten Trauerspiel und zu keiner guten Komödie kommen kann.
Auch der demütigste Mensch glaubt und hofft innerlich immer mehr, als er auszusprechen wagt.
Das Urmaß aller Dinge ruht in Händen nicht, die endlich sind. Es liegt verwahrt in Schatzgewölben, die kein vergänglich Auge schaut.
Wo kein Geld ist, da gibt’s auch keine Freunde, das ist ein alter Satz…
Die Grobheit spare wie Gold, wenn du sie in gerechter Entrüstung einmal hervorkehrst, es ein Ereignis sei und den Gegner wie ein unvorhergesehener Blitzstrahl treffe.
Zeit hat, wer Ewigkeit hat. Ihm ist der Augenblick heilig und mußevoll, wert des Verweilens, entronnen der Hast.
Am Allgemeinen mitzudenken ist immer nötig, mitzuschwatzen aber nicht.