Gottfried Benn Zitate
Es ist also noch alles da, es bleibt auch da, es wird nichts zerstört, unsere Gedanken, Formen und Träume leben weiter, da sie älter u. echter sind als gewisses Gequatsche u. Gelärme.
Die Ehe ist eine Institution zur Lähmung des Geschlechtstriebs.
Man muss das Material kalt halten. Man muss etwas heiß empfinden, aber um es aufzuschreiben, braucht man einen kühlen Kopf – und alle Hände.
Der Mensch ist ein Wesen, dessen Schöpfung nur ein halber Erfolg war. Er ist nur ein Entwurf von etwas.
Wen Bier hindert, der trinkt es falsch.
Durch so viel Formen geschritten, durch Ich und Wir und Du, doch alles blieb erlitten durch die ewige Frage: wozu?
Man kann sich überhaupt keine Tierart vorstellen, in der so viel Unordnung und Widersinn möglich wäre, die Art wäre längst aus der Fauna ausgeschieden.
Ein Gedicht entsteht überhaupt sehr selten – ein Gedicht wird gemacht.
Ob Rhythmus, ob Droge, ob das moderne autogene Training – es ist das uralte Menschheitsverlangen nach Überwindung unerträglicher Spannungen, solcher zwischen Außen und Innen, zwischen Gott und Nicht-Gott, zwischen Ich und Wirklichkeit – und die alte und neue Menschheitserfahrung.
Welle der Nacht – Meerwidder und Delphine Mit Hyakinthos leichtbewegter Last.
Wir lebten etwas anderes, als wir waren, wir schrieben etwas anderes, als wir dachten, wir dachten etwas anderes, als wir erwarteten und was übrigbleibt, ist etwas anderes, als wir vorhatten.
Ich finde schon Gehen eine unnatürliche Bewegungsart, Tiere laufen, aber der Mensch sollte reiten oder fahren.
Wenn eine Frau klug ist, ist das ganz schön, aber wenn sie es nicht ist, ist das für das Spiel ebenso unbeachtlich, als wenn ein Geiger heiser ist.
Ein neues Gedicht heißt für den Autor immer wieder einen Löwen bändigen und für den Kritiker einem Löwen ins Auge sehen, wo er vielleicht lieber einen Esel träfe.
Jeder Standpunkt ist unerträglich, aber gar keinen Standpunkt zu haben, das ist noch unerträglicher.
Es ist heute tatsächlich so, es gibt nur zwei verbale Transzendenzen: die mathematischen Lehrsätze und das Wort als Kunst. Alles andere ist Geschäftssprache, Bierbestellung.
Existenz heißt Nervenexistenz, das heißt Reizbarkeit, Zucht, enormes Tatsachenwissen, Kunst. Leiden heißt am Bewußtsein leiden, nicht an Todesfällen. Arbeiten heißt Steigerung zu geistigen Formen. Mit einem Wort: Leben heißt provoziertes Leben
Rechne mit deinen Defekten. Gehe von deinen Beständen aus, nicht von deinen Parolen.
Am gefährlichsten sind die Leute mit ein bisschen Grips, die sich berufen fühlen, die Maßstäbe anzulegen. Soweit es bei ihnen langt – länger darf es bei niemanden langen.
Es gibt Melodien und Lieder, die bestimmte Rhythmen betreu’n. Die schlagen dein Inneres nieder, und du bist am Boden bis Neun.
Resignation ist kein Nihilismus; Resignation führt ihre Perspektiven bis an den Rand des Dunkels, aber sie bewahrt Haltung auch vor diesem Dunkel.
Für das Zustandekommen eines guten Buches ist der Radiergummi oft wichtiger als der Bleistift.
Der Gegensatz von Kunst ist nicht Natur, sondern gut gemeint.
Nihilismus als Verneinung von Geschichte, Wirklichkeit, Lebensbejahung ist eine große Qualität, als Realitätsleugnung schlechthin bedeutet er eine Verringerung des Ichs.
Die Kunst ist Entsagung, aber eine Entsagung, die alles empfängt.
Kommt, reden wir zusammen. Wer redet, ist nicht Tod.
Im Gedicht ist die Sprache zur Ruhe gebracht, und der Mensch lebt, gestillt, für einen Augenblick im Schweigen.
Revolverwochenschrift, aber unterhaltsam.
Pessimismus ist der Strandkorb des Unproduktiven.
Nichts gegen die Ärzte, großartige Leute. Früher, bei einem Mückenstich, kratzte man sich. Heute können sie Ihnen zwölf Salben verschreiben und keine nützt, aber das ist doch Leben und Bewegung.
Am Anfang war das Wort und nicht das Geschwätz, und am Ende wird nicht die Propaganda sein, sondern wieder das Wort.
Geschichtsbildend sind nicht die Kriege, sondern die Kunst.
Dumm sein und Arbeit haben: das ist das Glück.
Lieber lächerlich, als bürgerlich.
Ein Gedicht ist immer die Frage nach dem Ich.
Wir alle leben etwas anderes als wir sind.
Das größte Vergnügen aller Geizhälse besteht darin, sich ein Vergnügen zu versagen.