Giacomo Casanova Zitate
seite 2
(Eine Übersetzung) Allmächtiger Gott, und Ihr Zeugen meines Todes, ich habe als Philosoph gelebt und sterbe als Christ.
Ein Mädchen, welches in einem Manne durch das Begrenzte, das es seinen Blicken schenkt, die Neugier auf das andere weckt, hat in ihm bereits zu drei Vierteln Verliebtsein hervorgerufen.
Ich habe stets nur unbewußt verführt, weil ich immer selbst der Verführte war.
Einen Menschen kennen heißt: wissen, über welchen Betrag er verfügen kann. Was kommt es denn auf einen Namen an?
Durch die Ärzte kommen viel mehr Menschen um, als mit ihrer Hilfe gesund werden.
Die Sucht nach Ordenssternen wächst mit der Verderbnis der Sitten.
Um das Gewicht der Barthaare, die ich verloren, hat mein Verstand zugenommen.
Eine Frau, so schwach sie ist, ist durch das Gefühl, das sie einflößt, stärker als der stärkste Mann.
Wer die Mysterien und deren tieferen Sinn mit den Mitteln der Vernunft ergründen will, zerstört sie.
Die Geheimtuerei liegt in der Natur des Menschen; alles, was sich der Menge in einer geheimnisvollen Form darstellt, wird stets die Neugier stacheln.
Die Beine einer Frau sind das erste, was ich beiseite schiebe, wenn ich ihre Schönheit beurteilen will.
Vor Liebe entbrannt, eilte ich in ihre glühenden Arme und erwies ihr dies sieben Stunden hindurch in den entflammtesten Bezeugungen, bei welchen wir nur in gleich vielen Viertelstunden innehielten, um uns mit der zärtlichsten Rede weiter zu befeuern.
Die Tochter des Neides ist die Verleumdung.
Da ich mich für das andere Geschlecht geboren fühlte, habe ich es stets geliebt und habe alles daran gesetzt, seine Liebe zu gewinnen.
Töricht, wer sich einbildet, das höchste Wesen könnte Wohlgefallen daran finden, dass ihm zum Opfer Schmerzen, Qualen und Entbehrungen geweiht werden, und es liebe nur die Überschwenglichen, die sich dergleichen auferlegen.
Die Vernunft ist des Herzens größte Feindin.
Die meisten gut erzogenen Mädchen heiraten, ohne daß Liebe dabei eine Rolle spielt, und sie tun es gerne. Sie scheinen zu wissen, daß Ehemänner eine Sache sind und Liebhaber eine andere.
Tagtäglich tut irgendein Phänomen uns unsere Unwissenheit dar, und ich glaube, dies ist der Grund, warum wir so selten einen Gelehrten finden, dessen Geist von jedem Aberglauben frei ist.
Es gibt in der Existenz des Menschen entgegengesetzte Perioden, welche man die Glückszeit und die Unglückszeit des Lebens nennen könnte.
Der Tod ist ein Ungeheuer, das den aufmerksamen Zuschauer aus dem großen Welttheater hinausjagt, bevor das Stück, das ihn unendlich interessiert, zu Ende gespielt ist. Schon dieser Grund allein muß genug sein, um den Tod zu verabscheuen.
Ich habe diese Erinnerungen nicht für die Jugend geschrieben; denn diese muss in der Unwissenheit erhalten werden, damit sie nicht zu Fall komme.
Jeder muss wissen, dass eine Vorrede für eine Schrift dasselbe ist, was der Theaterzettel für ein Schauspiel ist: jeder muss ihn lesen.
Wer stark genug ist, seine Handlungen so lange aufzuschieben, bis er wieder ruhig geworden ist, der ist wahrhaft weise. Aber solche Menschen sind selten.
Und nichts ist leichter als das.
Jeder Mensch trägt ein geheimes Glockenspiel in der Brust, und die Herrlichkeit des Lebens besteht darin, den immer neuen Melodien zu lauschen, die dann erklingen, wenn der Hauch der Leidenschaft die Glocken bewegt.
Man sollte sich vor Menschen hüten, die nur ein Buch gelesen haben.
Ganz gewiß hat es auf dieser Welt niemals Hexen und Hexenmeister gegeben; aber ebenso unleugbar haben zu allen Zeiten die Leute an Betrüger geglaubt, die das Talent besaßen, als Zauberer aufzutreten.
Es ist falsch, dass echte Tugend nicht auf Belohnung Anspruch erheben dürfe, sondern dadurch ihrer Reinheit Abbruch tue. Im Gegenteil, die Tugend wird dadurch gestärkt; denn der Mensch ist zu schwach, als dass er tugendhaft sein wollte, nur um sich selbst zu gefallen.
Temperamentsfehler sind unverbesserlich, weil das Temperament nicht von unseren Kräften abhängt.
Die Faulheit wird schon durch die Langeweile bestraft.
Alles, was mir auf der Welt an Traurigem begegnet ist, hat sich zum Guten gewendet.
Glück sollte nicht zu leicht und nicht zu schwer zu erringen sein.
Die Abwesenden haben immer Unrecht.
In seinem Zorn braucht der Mensch Ausdrücke, die sein Herz und sein Geist verleugnen.
Ich bin unverfroren genug, mich Dank meiner derben Neigungen für glücklicher zu halten als andere, weil ich davon überzeugt bin, daß mich diese Neigungen zu größerem Genuß befähigen.
Oft hält man Mäßigkeit für eine Tugend bei einem Menschen, dem sie durchaus nicht als Verdienst anzurechnen ist.
Ich habe französisch geschrieben und nicht italienisch, weil die französiche Sprache weiter verbreitet ist als die meinige.
Man muß die Frauen lieben, aber nicht auf ihre Geheimnisse neugierig sein, zumal da sie im allgemeinen selber diesen Spielereien keinen Wert beilegen, sondern nur Neugierde zu erregen beabsichtigen.
Im Alter ist Unabhängigkeit eine Form der Sklaverei.
Mein Leben lang stand ich oft vor der bitteren Notwendigkeit, den Frauen, die ich liebte, etwas vorzulügen.
Keinem Menschen auf der Welt kann es gelingen, alles zu wissen, aber jeder, der sich begabt fühlt und der sich einigermaßen über seine geistige Kraft Rechenschaft anzulegen weiß, muß so viel wie möglich kennenzulernen suchen.
Der Mensch bezieht alles auf sich, und jeder ist ein Tyrann in seiner Art.
Was ist schon ein Kuß? Ist es nicht der glühende Wunsch, einen Teil des Wesens, das man liebt, einzuatmen…
Gegen hohe Beamte bekommt man niemals Recht, sobald die Willkür sich hineinmischt.
Ach, hängt das wirklich von uns ab? Liebe ist ein Zwang, und dann sind wir verloren.
Schweig. Die Liebe ist göttlich und hellseherisch; sie weiß alles.
Leiden liegt in der menschlichen Natur; aber wir leiden nie, oder zumindest sehr selten, ohne die Hoffnung auf Heilung zu nähren; und die Hoffnung selbst ist eine Freude.
Da die wahren Tugenden nur Gewohnheiten sind, so erkühne ich mich zu sagen: Wahrhaft tugendhaft ist nur, wer Tugend übt, ohne daß es ihm die geringste Mühe macht.
Die Liebe besteht zu drei Vierteln aus Neugier.
Könnte Gott, der Uranfang aller Anfänge, der selber niemals einen Anfang gehabt hat, sich selber begreifen, wenn er, um sich zu begreifen, seinen eigenen Anfang kennen müßte?