Gerd W. Heyse Zitate
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Er ist ein zeitgenössischer Diogenes: Er macht immer und überall ein Faß auf.
Vor dem Abgrund einer Seele warnt kein Schild.
Aus der Beletage gucken selbst die Hunde viel hochnäsiger.
So mancher Redefluß verläuft im Sande.
Der geflügelte Esel ist der Pegasus der Möchtegern-Dichter.
Egozentriker: In jeder seiner kleinen grauen Zellen sitzt er lebenslänglich ein.
Bücher haben ihre Geheimnisse. Für mich bleibt das größte Geheimnis, wie das eine oder andere Buch überhaupt entstehen konnte.
Gerüchte sind Gerüche aus anrüchiger Küche.
Lieder machen ist schwer, Lieder singen schwerer, Lieder anhören müssen am schwersten.
Neben den ungeschriebenen existieren vor allem die ungelesenen Gesetze.
Er hatte ein Auge auf sie geworfen. Mit dem anderen schielte er bereits nach der nächsten.
Wenn zwei sich einig sind, grämt sich der Dritte.
Fremde Ohren hören immer mehr als die eigenen.
Entschuldigt vielmal, Freunde, ich kenne viele farbenprächtige Theorien, aber nur eine graue Praxis.
Seine Zuvorkommenheit bestand darin: anderen zuvorzukommen.
Die Chance des Kindes: Seine Eltern sind bereits erwachsen.
Auch bei Windstille kann man Warnungen in den Wind schlagen.
Lyriker sind Hungerkünstler. Und Hunger führt bekanntlich zu Phantasmagorien.
Schrecklicher Gedanke, daß eine Nase einmal in einer fremden Angelegenheit steckenbleiben könnte…
Und welches Gerücht steht heute auf dem Speiseplan?
So manches fromme Wort ist in Gottes Ohr gut aufgehoben.
So kann man seine Gesundheit auch verlieren: bandscheibchenweise.
Lose Bindungen sind die Longe, an welcher ein Partner den anderen an der Nase herumführt.
Eifer ist gut, Nacheifer aber nicht minder.
Vom Dämmerschoppen bis zum Dämmerzustand ist oftmals nur ein kleiner Schluck.
Wenn Titel wirklich klüger machten, müßten wir vor Klugheit aus den Nähten platzen.
Die Hölle der Heuchler – sie müssen unentwegt ihre wahre Meinung sagen.
In der Not kann man auch auf Tugend machen.
Dem Volk auf’s Maul schauen. Und wohin den Mächtigen?
Der eine trägt das Herz auf der Zunge, der anderen nimmt lediglich den Mund voll.
Es gibt Hörspiele und Sehspiele; andere riecht man schon von weitem.
Schwachheit, dein Name ist Weib? – Schwachsinn, dein Name ist Mann!
Es gibt Existenzen, bei denen Lorbeerkranz + Feigenblatt tunlichst den Platz tauschen sollten.
Seiner Meinung nachgehend, traf er auf eine bessere.
Die Nachrichten-Dichter sorgen für Alltags-Poesie.
Kernspalter erzeugen Energie, Haarspalter verbrauchen sie.
Wie manche Leute leben, so haben sie noch nie gearbeitet.
Vernunft ist Begabung, Dummheit Veranlagung.
Wer nichts vom Original weiß, den besticht auch die Kopie.
Das wahre Bild des Menschen vermag auch der gerühmteste Maler nicht zu entstellen.
Die Bitte ums Wort sollte man viel öfter abschlagen.
Die Natur ist Atheistin geworden – sie glaubt nicht mehr an die Menschen.
Wenn man keinen Dummen findet – einen Dümmeren findet man allemal.
Seine Gedanken weisen bei näherer Betrachtung ganz erhebliche Sprünge auf.
Philosophische Ausrede: Mein Mund sagt ja nur die Unwahrheit, weil meine Ohren lügen.
Den Floh im Ohr könnte man bei gutem Willen leicht aushungern.
Offene Fragen können nur mit offenen Antworten geschlossen werden.
Es gibt Menschen, die werfen Probleme auf wie ein fleißiger Maulwurf Hügel.
Des Menschen Reichtum ist sein Wille.
Daß er ein Genie sei, hat X. uns mündlich mitgeteilt. Nun warten wir nur noch auf die schriftliche Bestätigung.