Georg von Oertzen Zitate
Gunst ist ein teures Beförderungsmittel. Sie wird mit innerer Freiheit bezahlt.
Die gute Sitte ist der harmonische, stetige und durch Takt und Herkommen geregelte freie Ausdruck der inneren Höflichkeit. Alles förmliche und gezierte Wesen läßt eben darum auf einen Mangel dieser guten Eigenschaften schließen.
Die Zeitrubriken Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft sind für unser Seelenleben nur momentweise und nur bedingt vorhanden. Der Regel nach umfaßt die Tätigkeit der Gedanken wie des Gefühls mit abwechselnder Klarheit sie alle schrankenlos und gleichzeitig.
Gute Manieren wollen nicht wie eine Kunst ausgeübt, sondern unbewußt geübt sein.
Die Redensart, nur lächerlich in ihrem Alltagskleid, wird, wenn sie sich drapiert in Gefühle der Dankbarkeit und Pietät, zur Frevlerin.
Scheltet mir nicht die Pedanterie. Ihr Gamaschenknopf hat die Siege großer Könige erfochten und auch die Amme ist sie und die Schulmeisterin der noch schwachen Ordnungsliebe.
Ob wir siegen oder ob wir unterliegen; nur der Kampf ist kein vergeblicher gewesen, aus welchem wir die zweifache Beute einer bleibend gültigen Erfahrung und einer erhöhten Stärke nach Hause brachten.
Leute allgemeinen Schlages unterschätzen, was sie leisten könnten und überschätzten, was sie geleistet haben.
Geister beherrschest du durch selbstvergessene Hingebung, Menschen durch ein berechnendes Zurückhalten deiner Kraft und Wärme.
Es ist um nichts so schade wie um alle Erfahrung des Einzelnen, die nicht für zahlreiche Andere zur Verwertung gelangt.
Die Wichtigkeit des Kleinen wächst unter den Augen einer großen und treuen Seele.
Die Menschen verzeihen nichts schwerer, als wenn wir uns gegen Dinge, die ihnen interessant erscheinen, gleichgültig zeigen. Teilnahme an den Tag legen für alles, was andere interessiert, das ist die beste Lebensqualität.
Rechte Treue ist eine unlösbare vierfache Treue: der Liebe, der Erkenntnis, des Glaubens und des eisernen Willens. – Auf diesen Ecksteinen ruht euer Haus und lebt euer Friede. Nehmt von ihnen nur einen fort und die Pfeiler wanken und die Trümmer begraben euch.
„Einigkeit“, dem Hoffnungsvollen ist sie ein uferloses Meer der Befriedigung, dem Verzweifelten eine undurchdringliche Finsternis ohne Morgenrot, dem geläuterten Christen ein seliges Ausruhen in Gott.
Für den Lebhaften ist die Schweigsamkeit die Probe der Wirksamkeit.
Die Dinge verstehen wollen heißt, sie aus der Nähe betrachten und aus der Ferne beurteilen.
Die Herrschsucht ist nur ein Beweis unserer Abhängigkeit von den Nebenmenschen. Wenn diese uns nicht beeinflußten, nicht störten, wozu täte es not, daß wir versuchten, sie unter die Gewalt unseres Willens zu beugen?
Mehr denn anderen Menschen ziemt dem Politiker die besonnene Aufmerksamkeit für fremde Meinung, und eine selbstlose Wärme für fremden Anspruch; denn Politik ist die Kunst der Staatsgerechtigkeit.
Hohle Trostesworte verdrießen den Traurigen.
Das innere Gleichgewicht ist die straffe und still geübte Disziplin unseres Gewissens.
Tröste mich aus deinem Herzen, nicht aus deiner Bibel! In der meinen steht dasselbe.
Ein Geheimnis ist es, Kein Wort ermißt es, Kein Herz vergißt es: Dies tiefe Leid Voll Seligkeit.
Darum ist der Eigensinn eine so gefährliche und zähe Eigenschaft weil die Menschen gewohnt sind, ihn als Charakterstärke, als Überzeugungstreue in ihrer Seele zu pflegen.
Der Radikale ist opferfreudig, frischen Geistes, hingegeben an schöne Träume, er wird durch den Mangel an Weisheit und Rücksicht, an Form und Maß nicht selten zur Karikatur, durch Neigung zu tyrannischem Despotismus und vor allem durch brutale Eigensucht unerträglich, ja fast immer gefährlich.
Je genauer wir die Offenherzigkeit betrachten, desto klarer erscheint: Unbegrenzte Offenheit als selbstsüchtige Wahrheitsliebe.
Für eine gewisse Sorte von guter Gesellschaft ist nichts so unbequem, als feste Gesinnung.
Nur ein in Wahrheit vornehmer Sinn verleiht die Gabe, reich ohne Lärm und arm ohne Unfreiheit zu sein.
Ein Glockenruf verhallt nach wenig Schlägen, Ein Liebestraum, ach! viel zu bald vergeht: Doch Luft und Herzen zitternd noch sich regen, Wenn Klang und Liebe lange schon verweht.
Die Presse wird wahrhaftig frei werden, von außen her nicht früher und nicht später, als bis sie gehaltvoll und maßvoll, besonnen und würdig sich selbst in eigene Zucht nahm und dadurch zuerst innerlich frei geworden ist.
Frauenanmut ohne Schönheit ist zwiefache Siegerin über unser erstauntes Herz und über das widerstrebende Auge.
Nicht Klugheit ist der eigentliche Gegensatz der Dummheit, sondern Unabhängigkeit.
Dies lehrt uns das Leben: Mißtrauen ist häßlich, Mißtrauen ist kleinlich, – Großartiger Tor, wer nicht mißtrauisch ist.
Mangel an Takt ist ein Fehler des Herzens, nämlich entweder Unbesonnenheit oder eine Unbeholfenheit desselben.
Freiheit ist ein hohles Wort von besonders weitem Kaliber. Es hat Raum in sich für sehr viele, einander durchaus feindliche Begriffe.
Altern heißt unlustig werden zu der Schmiedearbeit an dem eigenen Schicksal.
Die Neugier lehrt reden, die Wissbegier schweigen.
Friede ist Gottesgabe, nicht Menschenerrungenschaft.
Das Urteil der Frauen über ihre Lektüre ist ein untrüglicher Leitfaden durch die verborgenen Falten ihrer Natur.
Wir sichern uns die Heimat nicht durch den Ort, wo, sondern durch die Art, wie wir leben.
Unser Herz mißt und versteht ein andres nicht über das Maß seines eigenen Fühlens hinaus.
Höflichkeit ist die beste Beschützerin der persönlichen Unabhängigkeit, Grobheit der gemeine Ausdruck kraftloser Brutalität.
Der Schatten des Dünkels ist Karikatur.