Georg Christoph Lichtenberg Zitate
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Man fängt sein Testament gewöhnlich damit an, dass man seine Seele Gott empfiehlt. Ich unterlasse dieses mit Fleiß, weil ich glaube, dass solche Rekommendationen wenig fruchten, wenn sie nicht durch das ganze Leben vorausgegangen sind.
Die Natur hatte bei dem Bau dieses Menschen ihren Plan auf 90 Jahre angelegt, er selbst aber fand für besser, ihn nach einem zu bearbeiten, bei welchem nicht völlig das Drittel von jenem herauskam.
Schmucklos ist ja noch nicht geschmacklos.
Um vergnügt oder vielmehr lustig in der Welt zu sein, wird nur erfordert, daß man alles nur flüchtig ansieht; so wie man nachdenkender wird, wird man auch ernsthafter.
Ich bin mehrmal wegen begangener Fehler getadelt worden, die mein Tadler nicht Kraft oder Witz genug hatte, zu begehen.
Ich glaube, daß einige der größten Geister, die je gelebt haben, nicht halb soviel gelesen haben und bei weitem nicht soviel wußten als manche unserer mittelmäßigen Gelehrten. Und mancher unserer sehr mittelmäßigen Gelehrten hätte ein größerer Mann werden können, wenn er nicht soviel gelesen hätte.
Man nennt manches Bosheit, was mit einem häßlichen Gesicht getan wird.
Nicht die Größe des Geistes sondern des Windes hat ihn zu dem Manne gemacht.
Hat nicht jeder Tag seinen April?
Es ist gewiß besser, eine Sache gar nicht studiert zu haben, als oberflächlich. Denn der bloße gesunde Menschenverstand, wenn er eine Sache beurteilen will, schießt nicht so sehr fehl als die halbe Gelehrsamkeit.
Wie wenige Freunde würden Freunde bleiben, wenn einer die Gesinnungen des andern im Ganzen sehen könnte.
Bei dem ist Hopfen und Malz verloren. B. Das setzt voraus, daß es mit ihm auf Bier angelegt gewesen wäre. Das ist es aber nicht.Es war alles Wassersuppe.
Eine Schicht utile und dann wieder eine Schicht dulce, Unterhaltung und Belehrung, sagt schon Swift.
Sie glauben oft, um ein schöner Geist zu sein müsse man etwas liederlich leben, und gleichsam das Genie mit verdorbenen Sitten fett machen.
Wer an dir lobt, was du nicht hast, Der will dir nehmen, was du hast.
Die Versart den Gedanken anzumessen ist eine sehr schwere Kunst, und eine Vernachlässigung derselben ist ein wichtiger Teil des Lächerlichen. Sie verhalten sich beide zusammen wie im gemeinen Leben Lebens-Art und Amt.
Wenn man die Menschen lehrt wie sie denken sollen und nicht ewig hin, was sie denken sollen: so wird auch dem Mißverständnis vorgebeugt.
Ob es besser wird, wenn es anders wird, weiß ich nicht. Dass es anders werden muss, wenn es besser werden soll, ist gewiss.
Es erfordert außerordentlich viel Talent, einem vernünftigen Manne etwas Neues und Wichtiges so leicht vorzutragen, daß er sich freut, es jetzt zu wissen.
Der Amerikaner, der den Kolumbus zuerst entdeckte, machte eine böse Entdeckung.
Er mäanderte wohl dreimal um die Stelle herum.
Woher kommt es doch, daß man bei ähnlichen Gesichtern so oft ähnliche Gesinnungen findet?
Er trieb einen kleinen Finsternis-Handel.
Es ist schade, daß man bei Schriftstellern die gelehrten Eingeweide nicht sehen kann, um zu erforschen, was sie gegessen haben.
Wenn er sprach, so fielen in der ganzen Nachbarschaft die Mäusefallen von selbst zu.
Er hat mich einiger Fäden des frömmsten Geifers gewürdigt und sein geweihtes Pfui über mein Werkchen ausgespuckt.
Das Buch, das in der Welt am ersten verboten zu werden verdiente, wäre ein Katalogus von verbotenen Büchern.
Seit wann ist dann schlecht und recht und recht schlecht einerlei?
Der Aberglaube gemeiner Leute rührt von ihrem frühen und allzu eifrigen Unterricht in der Religion her. Sie hören von Geheimnissen, Wundern, Wirkungen des Teufels und halten es für sehr wahrscheinlich, daß dergleichen Sachen überall in allen Dingen geschehen könnten.
Der Mensch ist verloren, der sich früh für ein Genie hält.
Man soll öfters dasjenige untersuchen was von den Menschen meist vergessen wird, wo sie nicht hinsehen, und was so sehr als bekannt angenommen wird, daß es keiner Untersuchung mehr wert geachtet wird.
Der Procrastinateur: der Aufschieber, ein Thema zu einem Lustspiel, das wäre etwas für mich zu bearbeiten. Aufschieben war mein größter Fehler von jeher!
Ein von der Natur nicht sehr umwundenes Spitzbuben-Gesicht.
Was bin ich? Was soll ich tun? Was kann ich glauben und hoffen? Hierauf reduziert sich alles in der Philosophie.
Mir ist ein Kleintuer weit unausstehlicher als ein Großtuer. Einmal verstehen es so wenige, weil es eine Kunst ist, während Großtun aus der Natur entspringt. Und dann lässt der Großtuer jedem seinen Wert, während der Kleintuer den, gegen welchen er es ist, offenbar verachtet.
So wahr ist es überall, aber nirgends mehr als in England: um recht zu tun in der Welt, braucht man nur sehr wenig zu wissen, allein um mit Sicherheit unrecht tun zu können, muß man die Rechte studieren.
Da trifft recht ein, was Butler von einem schlechten Kritiker sagt: Wenn er keine Fehler findet, so macht er einen.
Keiner kennt die Menschen so gut wie die Bettler, Beichtväter und Banker.
Rezensionen sind eine Art Kinderkrankheiten, welche die neugeborenen Bücher mehr oder minder befällt. Man hat Exempel, daß die Gesundesten daran sterben und die Schwächlichsten oft durchkommen.
Zur Aufweckung des in jedem Menschen schlafenden Systems ist das Schreiben vortrefflich, und jeder, der je geschrieben hat, wird gefunden haben, daß Schreiben immer etwas erweckt, was man vorher nicht deutlich erkannte.
Ein Grab ist doch immer die beste Befestigung wider die Stürme des Schicksals.
Wir lächeln über das Kind, das den Stuhl schlägt, an dem es sich gestoßen hat, und klagen doch mit einer völlig ähnlichen Philosophie im Alter das Schicksal gegen Leiden an, woran wir selbst Schuld haben.
Gar nicht ist menschlich immer nur sehr wenig. Gar nicht schickt sich überhaupt bloß für die Engel, Sehr wenig mehr für Menschen.
Die Wälder werden immer kleiner, das Holz nimmt ab, was wollen wir anfangen? Oh, zu der Zeit, wenn die Wälder aufhören, können wir sicherlich so lange Bücher brennen, bis wieder neue aufgewachsen sind.
Ich will mein noch übriges Leben die Zeit des neuen Bundes nennen und meine ganze Krankheit, so gedrängt voll von Jammer sie auch war, ansehen, wie Sheridan sagt: As the blank leaf between the old and new Testament.
Gesetzt den Fall, wir würden eines Morgens aufwachen und feststellen, daß plötzlich alle Menschen die gleiche Hautfarbe und den gleichen Glauben haben, wir hätten garantiert bis Mittag neue Vorurteile.
Wenn zwei Personen, die sich jung gekannt haben, alt zusammen kommen, so müssen tausend Gefühle entsteh’n.
Es ist eigentlich eine Völkerhetze, der Krieg. Man sollte die Sachen ausdrücken, so wie sie sind.
Wir leben in einer Welt, worin ein Narr viele Narren, aber ein weiser Mann nur wenige Weise macht.
Wenn Heiraten Frieden stiften können, so sollte man den Großen die Vielweiberei erlauben.