Georg Christoph Lichtenberg Zitate
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Acht Bände hat er geschrieben. Er hätte gewiß besser getan, er hätte acht Bäume gepflanzt oder acht Kinder gezeugt.
Jede Gefahr ist in der Vorstellung fürchterlicher als in re.
Wer recht sehen will, was der Mensch tun könnte, wenn er wollte, darf nur an die Personen denken, die sich aus Gefängnissen gerettet haben oder haben retten wollen. Sie haben mit einem einzelnen Nagel so viel getan wie mit einem Mauerbrecher.
Eine völlige Gleichheit aller Menschen, so wie etwa aller Maikäfer läßt sich gar nicht denken.
Nicht alle Wohlgeboren sind Wohlgestorben oder im Reich der Toten Hochedelgestorbene.
Das Bekehren der Missetäter vor ihrer Hinrichtung läßt sich mit einer Art von Mästung vergleichen, man macht sie geistlich fett, und schneidet ihnen hernach die Kehle ab, damit sie nicht wieder abfallen.
Ich bin überzeugt, wenn Gott einmal einen solchen Menschen schaffen wollte, wie ihn sich die Magister und Professoren der Philosophie vorstellen, er müßte den ersten Tag ins Tollhaus gebracht werden.
Das Wahrsagen bringt mehr ein als das Wahrheitsagen.
Mein Körper ist derjenige Teil der Welt, den meine Gedanken verändern können. Sogar eingebildete Krankheiten können wirkliche werden. In der übrigen Welt können meine Hypothesen die Ordnung der Dinge nicht stören.
Ich glaube nicht, daß unter der sogenannten studierenden deutschen Jugend die Summe leerer Köpfe je größer gewesen ist als jetzt.
Ich habe es sehr deutlich bemerkt, daß ich oft eine andere Meinung habe, wenn ich liege, und eine andere, wenn ich stehe.
Ich habe oft des Nachts über einen Einfall lachen müssen, der mir am Tage schlecht oder gar frevelhaft vorkam.
Ob eine Mann, der schreibt, gut oder schlecht schreibt, ist gleich ausgemacht, ob aber einer, der nichts schreibt und stille sitzt, aus Vernunft oder Unwissenheit stille sitzt, kann kein Sterblicher ausmachen.
Im Deutschen reimt sich Geld auf Welt; es ist kaum möglich, daß es einen vernünftigern Reim gäbe; ich biete allen Sprachen Trotz!
Das Gefühl von Gesundheit erwirbt man sich nur durch Krankheit.
Jeder, der je geschrieben hat, wird gefunden haben, dass Schreiben immer etwas erweckt, was man vorher nicht deutlich erkannte, ob es gleich in uns lag.
Keine Erfindung ist wohl dem Menschen leichter geworden, als die eines Himmels.
Er klagte damals sehr über Hühner-Augen auf den Ellenbogen.
Mit dem Band, das ihre Herzen binden sollte, haben sie ihren Frieden stranguliert.
Das älteste Sprüchwort ist wohl: allzu viel ist ungesund.
Die Tugend überdauert das Laster, weil sie viel weniger in Anspruch genommen wird.
Wenn alle das gleiche denken, denkt keiner richtig.
Wahre Achtung kann man nur verdienen; sie läßt sich nicht erschleichen, nicht erpressen.
Nichts gefällt dem Apoll besser, als [wenn] man ihm einen mutwilligen Rezensenten schlachtet.
Wer weniger hat, als er begehrt, muß wissen, daß er mehr hat, als er wert ist.
Die Linien der Humanität und Urbanität fallen nicht zusammen.
Wenn jemand etwas sehr gerne tut, so hat er fast immer etwas in der Sache, was die Sache nicht selbst ist.
Ich glaube nicht, dass die sogenannten frommen Leute gut sind, weil sie fromm sind, sondern fromm, weil sie gut sind.
Unsere meisten Ausdrücke sind metaphorisch. Es steckt in denselben die Philosophie unserer Vorfahren.
Das menschliche Gesicht, der wohl interessanteste Teil der Erdoberfläche.
Passabel auszudrücken, was andere Leute gedacht hatten, war seine ganze Stärke.
Es ist doch sonderbar, daß wir so viele Mittel kennen, eine Krankheit zu befördern, und so wenige, sie zu heilen.
Das Wort: unvergleichlich zeigt was in der Welt aus Worten werden kann.
Die Leute, die den Reim für das wichtigste in der Poesie halten, sie betrachten die Verse wie Ochsen-Käufer von hinten.
Bei vielen Menschen ist das Verse-Machen eine Entwicklungs-Krankheit des menschlichen Geistes.
Für den Verlust von Personen, die uns lieb waren, gibt es keine Linderung als die Zeit, und sorgfältig und mit Vernunft gewählte Zerstreuungen, wobei uns unser Herz keine Vorwürfe machen kann.
Es geht mir mit meiner Gesundheit wie den Müllern zuweilen mit dem Wasser: ich muß immer, wenigstens zwei Tage in der Woche, im Freien sammeln, um die übrigen fünfe mahlen zu können.
Ein Narr, der sich einbildet, ein Fürst zu sein, ist von dem Fürsten, der es in der Tat ist, durch nichts unterschieden, als daß jener ein negativer Fürst und dieser ein negativer Narr ist, ohne Zeichen betrachtet sind sie gleich.
Er urteilt nach dem jedesmaligen Aggregatzustand seiner Empfindungen.
Wie glücklich viele Menschen wären, wenn sie sich genauso wenig um die Angelegenheiten anderer kümmern würden wie um die eigenen.
Wenn wir vernünftig sprechen, sprechen wir nur immer unser Wesen und unsere Natur.
Ich meine nicht, daß es leicht sei, etwas Schlechtes zu schreiben, das man selbst für schlecht hält, nein, sondern daß es so leicht ist, etwas Schlechtes zu schreiben, das man für sehr schön hält – hierin liegt das Demütigende.
Wenn uns ein Engel einmal aus seiner Philosophie erzählte, es müßten wohl manche Sätze so klingen als wie zwei mal zwei ist dreizehn.
Die Dogmatik, die fruchtbare und gütige Mutter der Polemik.
Ist denn wohl unser Begriff von Gott etwas anderes als personifizierte Unbegreiflichkeit?
Wer sich sein eigenes Leiden klagt, klagt es sicherlich vergeblich. Wer es der Frau klagt, klagt es einem Selbst, das helfen kann und schon durch die Teilnahme hilft.
Man könnte den Menschen so den Ursachen-Bär, so wie den Ameisen-Bär nennen. Das Ursachen-Tier, wäre besser.
Um uns ein Glück, das uns gleichgültig scheint, recht fühlbar zu machen, müssen wir immer denken, daß es verloren sei und daß wir es in diesem Augenblick wieder erhielten.
Das viele Lesen hat uns eine gelehrte Barbarei zugezogen.
Was doch eigentlich den Armen den Himmel so angenehm macht, ist der Gedanke an die dortige größere Gleichheit der Stände.