Friedrich von Raumer Zitate
Kein Geschichtskundiger kann leugnen, daß aus Revolutionen auch Wohltaten für die Menschheit hervorgingen, Übel vertilgt, Abgestorbenheit gehemmt, neue Lebenskräfte herbeigeführt wurden.
Der Fürst kann sich den Untergang bereiten nicht allein durch Verletzung von Gesetzen und Herkommen, sondern auch durch bequemes, leichtsinniges Aufgeben dessen, was er nach reiflicher Überlegung befahl.
Ich habe nichts gegen gerechten und ungerechten Tadel. Jener belehrt mich, dieser stählt mich und stellt mich auf meine eigenen Füße.
Will man nun einmal verzweifeln, so ist dazu mehr Veranlassung in der Menschengeschichte, als in der Naturgeschichte.
Man hat mehr Grund, fremdes Lob, als fremden Tadel zu bezweifeln.
Das sicherste Mittel, daß das Kind nicht in Lügen gerate, ist, wenn es uns selbst immer wahr befindet.
Es gibt ein so unbezweifeltes Anrecht auf Seeherrschaft, wie auf Landherrschaft; beide aber verlieren Gewicht und Bedeutung, sobald die Kraft fehlt es geltend zu machen.
Ein plötzlich zu Gewalt gelangter Pöbel handelt wie der ärgste Emporkömmling; ein souveräner Pöbel ist ein Sammelplatz der verschiedenartigsten Laster.
Man versteht sich am Besten auf Anwendung des Reichtums, solange man ihn nicht besitzt.
Alle übermäßigen Beschränkungen führen auf den Gedanken und die Notwendigkeit sie zu zerbrechen; alle unbeschränkte Willkür auf den Gedanken und die Notwendigkeit, sie zu regeln.
Kein Sprung ist leichter und natürlicher, als von übertriebener Skepsis zu übertriebenem Dogmatismus.
Es gibt keine Torheit, die nicht auch ihre Märtyrer hätte.
Der wahre Staatsmann erzeugt, prüft, zügelt, beherrscht die Meinungen.
Ich meine, es müsse neues Leben, Segen und Heil auf Staat und Kirche aus den Familien kommen.
Manche Philosophie enthält nichts als Nachrichten von den Katzbalgereien, oder dem Zappeln des in Stücke zerschnittenen Menschengeistes.
Niemand kann sich einer Regierung annehmen und sie verteidigen, die nicht handelt, oder nicht einmal sagt, was sie will.
Das Kind nimmt Eindrücke für das ganze Leben auf, noch ehe wir oft denken, dass überhaupt etwas Eindruck auf dasselbe macht.
Man klagt so viel über das Gefühl der Unvollkommenheit; ist es aber nicht der stärkste Antrieb, unablässig nach Vollkommenheit zu streben?
Ein ungebändigtes Streben nach übertriebener Selbstbestimmung macht oft unbemerkt zum Sklaven fremder Ansichten, ja fremder Leidenschaften.
Viele kommen mit ihren Ansichten von Freiheit nicht über den Begriff eines Vorrechtes hinaus.
Eine Regierung, die nicht auf ihre Rechte hält, vernachlässigt ihre Pflichten; und die nicht ihre Pflichten erfüllt, verliert ihre Rechte.
Keine Demagogie kennt Grenzen, oder ist fähig sich innerhalb derselben zu halten. Sie stürzt sich selbst durch immer mehr beschleunigte Bewegung. Wer sich zu Leuten solcher Art gesellt, kann nie wissen wie weit er mit ihnen gehen werde, oder gehen müsse.
Das Eigentum ist die Grundlage aller geselligen Verhältnisse und die unerläßliche Bedingung aller Bildung und aller Fortschritte. Es ist keineswegs der Grund jedes Zwistes, vielmehr sollen feste Gesetze darüber eintretendem Zwist vorbeugen und ihn beseitigen.
Die Losgebundenheit der Menge zerschlägt (wie in Rom) in gewaltiger Wirksamkeit eine Welt, dann sich selbst.
Der wahre Staatsmann – der praktisch Beschauliche und der beschaulich Praktische – erzeugt, prüft, zügelt, beherrscht die Meinungen.
Wer nur in der Vergangenheit lebt, wird trübsinnig; wer nur in der Gegenwart, oberflächlich; wer nur in der Zukunft, unbrauchbar fantastisch; wer in allen dreien, kommt zu ihrer rechten Dreieinigkeit.
Es ist ein großer und häufiger Irrtum, zu glauben, man werde liebenswürdig, weil man liebt.
Die meisten Gesellschaften sind jetzt so beschaffen, dass sie die darauf verwandte Zeit nicht belohnen. Sie ermatten, statt Belehrung oder auch nur eine Erholung zu gewähren.
Je roher die Völker sind, desto tyrannischer werden in der Regel die Frauen behandelt, je verweichlichter die Männer, desto mehr herrschen die Frauen.
Verwunderung ist die Tochter der Unwissenheit, Bewunderung die Tochter der Erkenntnis.
In dem Maße, als die Völker unsittlicher sind, muß die höchste Gewalt strenger werden; diese ist gleichsam das Füllstück, das Kompliment zu den Gewissen der Einzelnen.
Regierungen, die planlos handeln und die sich das Unbedingte zum Zweck setzen, erwecken gleichmäßig Unzufriedenheit.
Wer nur seine eigene Partei begreift, ist auf einem Auge blind und auf einem Ohre taub.
Man muss von Staatswegen bisweilen strafen, soll aber nie sich rächen, oder seiner üblen Laune freien Lauf lassen.
Man entwöhne die Kinder nicht vom Bitten und danken, – vom Abhängigkeitsgefühl. Auch die Abbitte erspare man nicht, daß dem Kinde ein ungesühnter, einm schwerwiegender Fehl drückend bleibe.
Es ist keine geringere Kunst sich in gegebenen Verhältnissen heiter und gewandt zu bewegen, als sich neue Verhältnisse zu erschaffen.